Wider­stand beim Netz­aus­bau – Grün­dung des Akti­ons­bünd­nis­ses ULTRANET

Foto: Rein­hard Kallenbach

Nach dem Mot­to „Gemein­sam sind wir stark” hat sich am 15.12.2016 in Urbar auf dem Klos­ter­gut Bes­se­lich das “Akti­ons­bünd­nis ULTRANET” gegründet.

Bür­ger­initia­ti­ven aus Nord­rhein-West­fa­len, Rhein­land-Pfalz und Hes­sen haben sich zusam­men­ge­schlos­sen, um die Öffent­lich­keit über die Miss­stän­de der aktu­el­len Ener­gie­po­li­tik auf­zu­klä­ren, die Bür­ger vor poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­gern, den Netz­be­trei­bern und der Bun­des­netz­agen­tur zu ver­tre­ten und län­der­über­grei­fen­de Pro­test­ak­tio­nen durch­zu­füh­ren, um den Netz­aus­bau kri­tisch zu begleiten.

Hin­ter­grund: 

Welt­weit erst­ma­lig soll in dem Pro­jekt „ULTRANET“ die Über­tra­gung von Gleich- und Wech­sel­strom auf den sel­ben Strom­mas­ten, den soge­nann­ten Hybrid­mas­ten erfol­gen. Gleich- und Wech­sel­strom wur­den welt­weit noch nie zuvor gleich­zei­tig auf einem Strom­mast betrie­ben! Die benö­tig­ten Kon­ver­ter­sta­tio­nen am Anfangs- und End­punkt in Oste­rath und Phil­ipps­burg (Umwand­lung von Gleich- in Wech­sel­strom und umge­kehrt) wer­den erst­ma­lig für die­ses Pro­jekt ent­wi­ckelt. Sie benö­ti­gen nach Anga­ben des Über­tra­gungs­netz­be­trei­bers eine Flä­che von jeweils 100.000m² und ver­ur­sa­chen Kos­ten von 900 Mil­lio­nen Euro.

Die betrof­fe­nen Men­schen wer­den einem Pilotprojekt/ Feld­ver­such ausgesetzt.

Die gesund­heit­li­chen Risi­ken sind für die­ses Pilot­pro­jekt unklar und wür­den sich erst nach Jahr­zehn­ten zei­gen. Stu­di­en oder Bewei­se für die Unge­fähr­lich­keit die­ser bei­den Über­tra­gungs­tech­ni­ken auf einem Mast und den Kon­ver­ter­sta­tio­nen gibt es nicht. Des­halb sind die­se als uner­probt anzu­se­hen und abzu­leh­nen. Selbst die Strah­len­schutz­kom­mis­si­on emp­fiehlt für den Betrieb von Gleich­strom­lei­tun­gen die Beauf­tra­gung von For­schungs­pro­jek­ten in Form von Humanstudien.

Wir wol­len nicht einem Feld­ver­such mit Besorg­nis­po­ten­ti­al aus­ge­setzt wer­den. Es ist nicht hin­nehm­bar, dass hier eine mög­li­che Gesund­heits- und Umwelt­ge­fähr­dung offen­bar bil­li­gend in Kauf genom­men wird, wenn eine nicht erforsch­te Tech­nik welt­weit erst­mals in die­ser räum­li­chen Nähe zur Wohn­be­bau­ung zum Ein­satz kom­men soll.

Für die­ses Gleich­strom­bau­vor­ha­ben fin­det das Bun­des­be­darfs­plan­ge­setz kei­ne Anwendung.

Der gesetz­lich vor­ge­schrie­be­ne Min­dest­ab­stand für den Neu­bau von Gleich­strom­tras­sen von 400 Metern zur Wohn­be­bau­ung und der Erd­ka­bel­vor­rang vor Frei­lei­tun­gen gel­ten ein­zig beim Pro­jekt ULTRANET nicht. Deutsch­land­weit wer­den die Men­schen beim Bau von Gleich­strom­tras­sen mit den vor­ge­nann­ten Stan­dards geschützt.

Es scheint offen­sicht­lich, dass Sicher­heits- und Umwelt­aspek­te aus wirt­schaft­li­chen Grün­den ver­nach­läs­sigt werden.

Wei­ter­hin wur­den betrof­fe­ne Bür­ger nicht über das lau­fen­de Ver­fah­ren informiert.

Ihnen waren weder der Netz­ent­wick­lungs­plan noch die Mög­lich­keit der Kon­sul­ta­ti­on und die damit ein­her­ge­hen­den Mög­lich­kei­ten der Betei­li­gung bekannt. Eine Kla­ge war für die betrof­fe­nen Per­so­nen zu kei­nem Zeit­punkt zuläs­sig. Dies ver­stößt gegen gel­ten­des Recht. Die UNECE Aar­hus-Kon­ven­ti­on (ein völ­ker­recht­li­ches von Deutsch­land und wei­te­ren 46 Natio­nen unter­zeich­ne­tes Abkom­men) wur­de bezüg­lich der vor­ge­nann­ten Punk­te nicht in deut­sches Recht umgesetzt.

Das Ver­fah­ren wird damit wider­recht­lich durch­ge­führt. Die Umset­zung des der­zei­ti­gen Pro­jekts wür­de auf­grund der Rechts­wid­rig­keit die Erstel­lung von Schwarz­bau­ten dar­stel­len. Die Kos­ten für den dann erfor­der­li­chen Rück­bau wür­den von der All­ge­mein­heit, also allen Strom­kun­den in Deutsch­land getra­gen wer­den müssen.

Wei­ter­hin ist die Veri­fi­zie­rung des kon­kre­ten Bedarfs im Rah­men des Netz­aus­baus not­wen­dig. Eine unab­hän­gi­ge Wirt­schaft­lich­keits­prü­fung hat es nie zuvor gege­ben. Aktu­ell vor­lie­gen­de Stu­di­en zur The­ma­tik z.B. sei­tens der Uni­ver­si­tät Nürn­berg-Erlan­gen oder Ergeb­nis­se erfah­re­ner Wis­sen­schaft­ler fin­den kei­ne Beach­tung. Lorenz Jarass, Pro­fes­sor für Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten an der Hoch­schu­le Rhein-Main, sagt ganz klar “Nein!” zu den neu­en Strom­tras­sen. Der Wis­sen­schaft­ler ist sogar der Ansicht, dass die aktu­el­le Tras­sen­pla­nung der Ener­gie­wen­de schadet.

In die­sem Zusam­men­hang möch­te das Akti­ons­bünd­nis auch über das erfun­de­ne Mär­chen, vom sau­be­ren Wind­strom, der über die neu­en Gleich­strom­lei­tun­gen vom Nor­den in den Süden trans­por­tiert wer­den soll, aufklären.

Hier wird die Bevöl­ke­rung von der Bun­des­netz­agen­tur und den Netz­be­trei­bern nach­weis­lich falsch infor­miert und manipuliert.

Im Netz­ent­wick­lungs­plan 2025 der Bun­des­netz­agen­tur wer­den die Wind­strom­erzeu­gung und der Strom­be­darf der nörd­li­chen Bun­des­län­der in Ter­ra­watt­stun­den (TWh) pro Jahr dar­ge­stellt. So wer­den dort 150 TWh durch Wind-On- und Off­shore- Anla­gen pro­du­ziert, im Gegen­zug wur­de    hier ein Strom­be­darf von 293,2 TWh ermittelt.

Damit ist klar ersicht­lich, dass der im Nor­den gewon­ne­ne Wind­strom (die ange­prie­se­ne erneu­er­ba­re Ener­gie) nicht ein­mal zur Hälf­te den Bedarf vor Ort abdeckt. Wind­strom wird hier ledig­lich an eini­gen weni­gen Spit­zen­wind­ta­gen in den Süden trans­por­tiert. Hier ist ein­zig die Ent­wick­lung und der Bau von Ener­gie­spei­chern sinn­voll und erfor­der­lich. Die­se wird jedoch durch den über­di­men­sio­nier­ten Netz­aus­bau kom­plett ausgebremst.

Wei­ter­hin wur­den die Lei­tun­gen zusätz­lich als „Vor­ha­ben von gemein­sa­men Inter­es­se” (PCI-pro­jects of com­mon inte­rest) gekenn­zeich­net. Damit wer­den sie grenz­über­schrei­tend und für den euro­päi­schen Strom­han­del gebaut. Auch damit wird die Argu­men­ta­ti­on, des Erfor­der­nis­ses der Lei­tun­gen für den Trans­port vom sau­be­ren Wind­strom, der vom Nor­den in den Süden trans­por­tiert wer­den muss, entkräftet.

Die geplan­ten Hoch­span­nungs-Gleich­strom­lei­tun­gen (HGÜ) die­nen fast aus­schließ­lich dem Trans­port von Atom‑, aber ins­be­son­de­re dem mas­siv kli­ma­schäd­li­chen Koh­lestrom. Alle HGÜ-Lei­tun­gen begin­nen bzw. lau­fen mit Unter­bre­chun­gen durch die größ­ten Braun­koh­le­re­vie­re Deutsch­lands. Die sei­tens der Bun­des­re­gie­rung inter­na­tio­nal ver­trag­lich zuge­si­cher­ten Kli­ma­schutz­zie­le bezüg­lich des CO2-Aus­sto­ßes sind somit unerreichbar.

Die Ener­gie­wen­de wird folg­lich tor­pe­diert und zum tro­ja­ni­sches Pferd für Koh­lestrom. Die Wei­ter­ent­wick­lung von drin­gend benö­tig­ten Ener­gie­spei­chern wird aus­ge­bremst und die Zer­stö­rung von Umwelt und Natur/ die Erkran­kung von Mensch und Tier bil­li­gend in Kauf genom­men. Auf Nach­hal­tig­keit für zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen wird aus Pro­fit­grün­den bewußt ver­zich­tet. Auf die Strom­kun­den kom­men unkal­ku­lier­ba­re Gesamt­kos­ten in Mil­li­ar­den­hö­he zu, die an einen 2. Ber­li­ner Flug­ha­fen erinnern.

Das Akti­ons­bünd­nis sagt daher „JA” zum dezen­tra­len Netz­aus­bau, aber „NEIN” zum Expe­ri­ment über unse­ren Köp­fen. Wer die Ener­gie­wen­de will, muss die Men­schen auf dem Weg dahin mit­neh­men und darf nicht gegen sie handeln.

Das Akti­ons­bünd­nis ist über die Spre­cher: Fran­zis­ka Hen­ner­kes, Oli­ver Leu­ker und Rai­ner Weg­ner wie folgt erreich­bar: Tel.: 06439/900769, E‑Mail: info@aktionsbuendnis-ultranet.de. Der Inter­net­auf­tritt www.aktionsbuendnis-ultranet.de befin­det sich im Aufbau.

Die Bünd­nis­part­ner “Kein Dop­pel­kon­ver­ter in Kaarst/Neuss”, “Pro Erd­ka­bel Neuss”, “Hürth gegen Hoch­span­nung”, “Koblenz”, “PRO Erd­ka­bel Urbar”, “Gegen Aus­bau der Strom­tras­se Eitel­born”, “Strom­au­to­bahn WW-Hübin­gen” und “Niedernhausen/Eppstein” sind unver­än­dert vor Ort aktiv und erreichbar.

Pres­se­mit­tei­lung des Akti­ons­bünd­nis­ses ULTRANET

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