Umfra­ge: Bün­de­lung – Fluch oder Segen

Die neu­en Pla­nun­gen für den Kor­ri­dor D haben begon­nen. Der ver­ant­wort­li­che Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber (ÜNB) Ampri­on will ver­stärkt auf Bün­de­lung bestehen­der Tras­sen set­zen. Als bestehen­de Tras­sen wer­den aber nicht nur Strom­tras­sen bezeich­net son­dern auch Bahn­stre­cken und Autobahnen.

Ampri­on will mit Hil­fe der Bün­de­lung die nöti­gen Ein­grif­fe in die Land­schaft redu­zie­ren. Was für die einen Segen ist, hört sich für ande­re an wie ein Fluch.

Einer­seits kann man durch Bün­de­lung bis­her unbe­rühr­te Natur ver­scho­nen, ande­rer­seits wür­den eh schon belas­te­te Gebie­te noch mehr belastet.

Betrach­ten wir das gan­ze mal an zwei rea­len Beispielen.

  • Als ers­tes die Gemein­de Groß­hö­bing im Schwarz­ach­tal, dort ver­läuft die Auto­bahn A9 und die ICE-Stre­cke Mün­chen – Nürn­berg direkt am Ort vor­bei. Soll dort als zusätz­li­che Belas­tung für die Bür­ger nun auch noch eine Hoch­span­nungs-Gleich­strom­tras­se vor­bei­füh­ren? Nach dem Moto es ist eh schon alles kaputt?
  • Als Gegen­bei­spiel die Gemein­de Nas­sen­fels, gele­gen im Urdo­nau­tal, ca 16km Luft­li­nie von der nächs­ten Auto­bahn ent­fernt. Soll­te dort eine Schnei­se durch die unbe­rühr­te Land­schaft geschla­gen wer­den, um bereits geschä­dig­te Land­schaf­ten nicht noch wei­ter zu beein­träch­ti­gen? Damit wür­den aber bis­her unbe­rühr­te Land­stri­che zerstört? 

Eine schwie­ri­ge Ent­schei­dung. Ein­fa­cher wäre es, eine nicht benö­tig­te Tras­se gar nicht erst zu bau­en. Um ein Bild zu erhal­ten, wel­che Ten­denz die Lesern die­ser Sei­te haben hier eine Umfrage.

Update: Auf­grund der Kom­men­ta­re habe ich die Opti­on “kei­ne Tras­se hin­zu­ge­fügt”. Wahr­schein­lich wird die­se Opti­on die meis­te Zustim­mung erhal­ten, was auf­grund der Ziel­grup­pe nicht ver­wun­der­lich ist. Zwi­schen Pest und Cho­le­ra ist lei­der die ein­zi­ge Wahl, die uns der Gesetz­ge­ber zur Zeit ein­räumt. Dar­um war die­se Opti­on am Anfang bewusst nicht zur Aus­wahl. Die ursprüng­li­che Umfra­ge soll­te ledig­lich im jet­zi­gen gesetz­li­chen Rah­men stattfinden.

Die Umfra­ge ist beendet

9 Gedanken zu „Umfra­ge: Bün­de­lung – Fluch oder Segen“

  1. Ich kann kei­ne der bei­den Fra­gen ein­deu­tig mit Ja oder Nein beant­wor­ten. Wenn wir, wie Prof. Dr. Hirsch­hau­sen sagt, die Tras­se nicht brau­chen, stellt sich die Fra­ge nicht.
    Die Ener­gie­wen­de hat in mei­nen Augen ande­re Punkte:
    Euro­pa soll­te ein ein­heit­li­ches Ener­gie­kon­zept beschließen.
    Die erneu­er­ba­ren Ener­gien soll­ten bei der Grund­last mit ein­be­zo­gen wer­den. Wind- und Son­nen­spit­zen­die mit Power-to-Gas oder Power-to-Liquid gespei­chert wer­den, kön­nen bei wenig Wind oder Son­ne für die Strom­ge­win­nung genutzt werden.
    Die erneu­er­ba­re dezen­tra­le Ener­gie­ver­sor­gung muss im Vor­der­grund stehen.

    1. Die Umfra­ge bezieht sich auf die aktu­el­le neu begon­ne­ne Pla­nung. Ampri­on wird einen Ent­wurf vor­le­gen, das steht fest, immer­hin sind sie dazu gesetz­lich ver­pflich­tet. Die Fra­ge ist nur wie geplant wer­den soll, mit oder ohne Bündelung.

    2. Ich sehe das wie Michae­la, egal wel­che Ant­wort man wählt, das Ergeb­nis geht am eigent­li­chen Kern vor­bei, der heißt: Tras­se ja oder nein, denn die Tras­se ist das eigent­li­che Übel. Aber lei­der wird die­se Fra­ge nicht gestellt wer­den. Bün­de­lung hat nega­ti­ve Aspek­te und kei­ne Bün­de­lung ebenso.
      Bei Beant­wor­tung der Fra­gen lan­det man aber leicht in der Mitmachfalle.
      Ein ein­heit­li­ches Ener­gie­kon­zept für Euro­pa soll­te aber nicht das Ziel sein, denn dann haben wir als Bür­ger gar kein Mit­spra­che­recht mehr. Ziel der Ener­gie­uni­on ist die Fort­füh­rung der Atom­tech­no­lo­gie, sie­he Posi­ti­ons­pa­pier unter http://ec.europa.eu/priorities/energy-union/docs/energyunion_de.pdf
      Sei­ten 6 und 19 f. Und das kann es nicht sein.

  2. Wie bei vie­len ande­ren Pro­ble­me, gibt es auch für die Tras­se kei­ne ein­deu­ti­ges Ja oder Nein, da vie­le tech­ni­sche Alter­na­ti­ven zur Ver­fü­gung stehen.
    Ich per­sön­lich möch­te weder Groß­hö­bing noch Nas­sen­fels eine Lei­tung ver­pas­sen, denn Bün­de­lung muss nicht zwangs­läu­fig hei­ßen, eine neue Frei­lei­tung zu den bestehen­den Lei­tun­gen hinzufügen.
    Auch die Fra­ge inter­na­tio­na­ler Strom­han­del ist nicht mit Ja oder Nein zu beantworten.
    Wir haben bereits seit Jahr­zehn­ten die­sen Han­del und er ist zur Sta­bi­li­sie­rung der Strom­ver­sor­gung sehr hilf­reich. Die­sen Han­del jetzt grund­sätz­lich zu ver­dam­men, ist sicher­lich nicht hilf­reich und geht an den Tat­sa­chen vorbei.
    Glei­ches gilt auch für die Atomkraftwerke.
    Wir in Deutsch­land kön­nen Vor­rei­ter sein und ande­ren Län­dern auf­zei­gen, wie es auch ohne AKWs geht, aber zu ver­lan­gen, dass in Euro­pa alle AKWs abge­schal­tet wer­den, hal­te ich für unrea­lis­tisch. Trotz­dem soll­te es wei­ter unser Ziel sein.
    Was wich­tig ist und ich den­ke das treibt uns alle an, wie die Bür­ger in die bestehen­den Vor­ha­ben ein­ge­bun­den wer­den. Ich den­ke hier haben wir mit unse­ren Aktio­nen bereits einen bedeu­ten­den Erfolg errun­gen. Die Pla­ner (poli­tisch wie wirt­schaft­lich) haben erkannt, dass es nicht so geht wie ursprüng­lich vor­ge­se­hen und ver­su­chen jetzt uns einzubinden.
    Das ein­zi­ge Pro­blem was ich noch sehe, ist die Unauf­rich­tig­keit der invol­vier­ten Par­tei­en. Manch­mal habe ich den Ein­druck, sie kön­nen sel­ber nicht mehr unter­schei­den was Rea­li­tät und was Wunsch­den­ken ist. Für uns aber bedeu­tet das wei­ter­ma­chen bis unse­re Inter­es­sen adäquat berück­sich­tigt wurden.

    1. Ich den­ke, dass zwi­schen­zeit­lich ein kla­res NEIN in der Fra­ge „HGÜ – Ja oder Nein“ erwie­sen ist, denn es ist hin­rei­chend nach­ge­wie­sen, dass die HGÜs für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit Süd­deutsch­lands nicht erfor­der­lich sind. Des­halb kann ich die Aus­sa­ge von Mat­thi­as nicht ganz nach­voll­zie­hen, dass es in dem Pro­blem um die Tras­se kein ein­deu­ti­ges Ja oder Nein gibt.
      Mir und ande­ren geht es auch gar nicht dar­um, alle AKW in Euro­pa abzu­schaf­fen. Mir geht es nur dar­um auf­zu­zei­gen, dass wir in Deutsch­land aus der Atom­ener­gie aus­ge­stie­gen sind und jetzt durch die Ener­gie­uni­on gezwun­gen wer­den kön­nen, sub­ven­tio­nier­ten Atom­strom aus Tsche­chi­en, Eng­land, Russ­land oder auch Ungarn neh­men zu müs­sen, der dann auf dafür gebau­ten HGÜ wie dem Süd­Link, dem Ost­link oder auch dem West­Link durch Euro­pa geschickt wer­den. Das glei­che wür­de mit dem Koh­lestrom aus der Lau­sitz gesche­hen und die­sen aus­lau­fen­den Ener­gie­trä­ger auf Jahr­zehn­te zementieren.
      Was spricht denn wirk­lich gegen die dezen­tra­le Ener­gie­wen­de mit über­wie­gend Erneu­er­ba­ren, ohne zen­tra­lis­ti­sche Struk­tu­ren wie HGÜ?
      Das liegt doch durch­aus inner­halb der Gren­zen des­sen, was wir errei­chen kön­nen. Nur mit der HGÜ-Tech­nik ist sie am Ende.
      Die­se Umfra­ge macht für mich ein­fach kei­nen Sinn, wenn man das Ziel hat, die Gleich­strom­tras­sen zu ver­hin­dern, egal ob unter­ir­disch, über­ir­disch, auf einem, zwei oder drei Mas­ten, egal ob die Mas­ten groß oder klein sind. Egal ob sie durch unbe­rühr­te Natur oder durch bereits infra­struk­tur­ge­schä­dig­te Land­schaf­ten führen.
      Die Teil­nah­me an einer Umfra­ge mit die­ser spe­zi­el­len Fra­ge­stel­lung kann nur nach­tei­lig für uns sein, denn dann lan­den wir in der Mit­mach­fal­le. Man sagt dann, wir hät­ten mit­ge­wirkt, so ein­fach ist das.

  3. Die Ant­wort einer Tras­sen­geg­ne­rin oder eines Tras­sen­geg­ners kann in die­sem Fall nur lau­ten: An die­ser Umfra­ge betei­li­ge ich mich nicht. Ich wäh­le nicht zwi­schen Pest und Cho­le­ra – die Tras­sen sind über­di­men­sio­niert, ihr Bedarf ist nicht bewie­sen, und sie scha­den der Ener­gie­wen­de. Des­halb wol­len wir sie nicht, egal ob gebün­delt oder gefä­chert, egal ob auf Kom­pakt­mas­ten oder Stahl­git­ter­mas­ten, und egal ob über oder unter der Erde. Ich schlie­ße mich Maria an und sehe bei der­ar­ti­gen Umfra­gen auch grund­sätz­lich eine gewis­se Gefahr der stra­te­gi­schen Ein­bin­dung der Befrag­ten. Über­schau­bar in die­sem Fall, aber mit­ma­chen wäre Blöd­sinn, wenn die rich­ti­ge Ant­wort nicht zur Ver­fü­gung steht. Dass die Netz­be­trei­ber nach einer Lösung suchen, wie sie pla­nen sol­len, damit sie mög­lichst wenig Ärger mit der Bevöl­ke­rung bekom­men, ist illu­so­risch. Kom­men unnö­ti­ge Tras­sen, kommt auch Ärger, Bür­ger­be­fra­gun­gen hin oder her.

  4. Ich sehe das genau so wie Dör­te und Maria.
    Ein ganz kla­res “Nein” zu HGÜ Fernstromtrassen.
    Wer sich infor­miert und einen guten Men­schen­ver­stand hat,
    kann die Fra­ge nur mit “Nein” beantworten!

  5. Wir wis­sen inzwi­schen so viel über die Not­we­nig­keit bzw. Nicht- Not­wen­dig­keit die­ser Tras­se, dass eine Umfra­ge nur mit einem Nein zu den HGÜ Lei­tun­gen beant­wor­tet wer­den kann. Wir beschäf­ti­gen uns jetzt seit über einem Jahr damit und Exper­ten ver­si­cher­ten uns, dass für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit kei­ne HGÜ Tras­sen not­wen­dig sind. Ich ver­ste­he nicht, war­um wir uns auf eine Umfra­ge ein­las­sen sol­len, die damit an die­sen Aus­sa­gen zwei­feln. Stra­te­gi­sche Ein­bin­dung, das ist das Ziel sol­cher Umfra­gen. Es wird rich­tig Geld in die­se Ein­bin­dung gepul­vert. Es gäbe wich­ti­ge­re Ausgaben.

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