Sigmar Gabriel versucht zurzeit, ein Strommarktmodell zu kreieren, das Umwelt und Ressourcen schont und hilft, die CO2 Ziele zu erreichen. Eine Abgabe auf alte Kohlemeiler mit einem zu hohen CO2-Ausstoß ist geplant.
Die Gewerkschaftschefs Michael Vassiliadis, IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE) und Frank Bsirske, Vereinigte Dienstleistungen (Verdi) blasen nun zum Sturm auf den Vizekanzler. Zu viele Arbeitsplätze hingen von der Kohle ab, als dass man schon wieder eine Ausstiegsdebatte beginnen könne, beklagt Vassiliadis in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (i). Es gebe zur Zeit nicht genügend Erneuerbare.
Bsirske bringt gar 100.000 Arbeitsplätze ins Spiel und merkt an, dass die Energiewende schuld sei an der schlechten Ertragslage der Kohlekonzerne. (ii)
Zu den betroffenen Arbeitsplätzen kursieren Zahlen zwischen 20.000 und 100.00 bundesweit.(iii)
Ich frage mich langsam, ob diese Gewerkschaftsbosse auch über den Tellerrand schauen können, ihre Äußerungen und Kampagnen (iiii) lassen da schwere Zweifel aufkommen. Beide mischen seit Jahren in den einflussreichen Energiekreisen mit, so ist Vassiliadis seit Jahren Aufsichtsrat bei RAG und Steag, Bsirske bei RWE. Weshalb haben sie da nicht ihren Einfluss geltend gemacht, um rechtzeitig eine Kurskorrektur hin zu mehr Erneuerbaren und weg vom wohl klimaschädlichsten Energieträger überhaupt, der Braunkohle, sozialverträglich hinzubekommen?
Stattdessen instrumentalisiert Vassiliadis den Nachwuchs in der Kohleindustrie mit Unterschriftensammlungen, ausgerechnet jene jungen Leute, die sich jetzt noch auf Änderungen einstellen können. Bsirske schürt Existenzängste mit völlig aus der Luft gegriffenen Zahlen.
Beiden scheint egal zu sein, ob auch für die übernächsten Generationen Lebensräume und Arbeitsplätze vorhanden sind. Verantwortung übernehmen geht anders, jetzt schieben sie die wahren Probleme in die Zukunft, in der es die Kohle – alleine des Klimas und der Gesundheit der Bevölkerung wegen – nicht mehr geben darf.
Warum sitzen denn überhaupt Gewerkschafter in Aufsichtsräten großer Konzerne?
Weil sie im Interesse der Arbeitnehmer für eine Unternehmenspolitik sorgen sollen, die verantwortungsvoll mit den Interessen der Arbeitnehmer umgeht. Das gilt natürlich in besonderem Maß für die Zukunft.
In der Montanindustrie wurde dieses Mitbestimmungsmodell als erstes überhaupt eingeführt, dort besteht es seit 1951 und gilt als Meilenstein. Seitdem ist viel Wasser den Rhein hinabgeflossen und man sieht, wie verantwortungsvoll heute mit dieser Mitbestimmung umgegangen wird.
Schade, Herr Vassiliadis und Herr Bsirske, dass Sie sich so weit von den ursprünglichen Zielen Ihrer Positionen entfernt haben und nun genau das Gegenteil von dem bewirken, was eigentlich Ihre Aufgabe ist.
(iii)http://www.rp-online.de/wirtschaft/rwe-betriebsrat-sagt-braunkohle-demo-ab-aid‑1.4969188
(iiii) http://www.igbce.de/themen/energie/unterschriftenaktion/
Danke für die klaren Worte!
Gewerkschaften polemisieren oft, obwohl sie es besser wissen sollten.
Das Argument der Arbeitsplatzverluste zieht immer, obwohl das Argument, wie in diesem Fall, oft absoluter Quatsch ist.
Über die zusätzliche Arbeitsplätze, die durch neue Technologien entstehen spricht kein Mensch.
Was machen denn die vielen Arbeitskräfte in den AKWs nach der Abschaltung? Sitzen die mit Harz IV Vergütung zu Hause? Sicherlich nicht, die werden an anderer Stelle eingesetzt.
Oder was ist mit den ehemaligen Stahlkochern aus dem Ruhrgebiet passiert? Sitzen die auch noch alle zu Hause? Sicherlich auch nicht.
Einfach fordern, nichts darf sich ändern, hilft den 100 000 mit Sicherheit Betroffenen nicht weiter!