Stoppt die Juraleitung!
Protestcamp in Ludersheim
Die gelben und roten Fahnen stecken die Campingwiese ab. „Stoppt die Juraleitung“, das ist das Ziel der Bürgerinitiative Ludersheim. Das ist auch das Ziel der Bürgerinitiativen in Berching, Mühlhausen, in Büchenbach, Kammerstein, Döllwang … über 40 Initiativen gibt es entlang des geplanten Neubaus einer überflüssigen Trasse nach Landshut. Und das bringt die Ludersheimer (Stadt Altdorf b. Nürnberg) und die Region, vertreten mit ca. 180 Teilnehmern, auf die Palme: dass der geplante Neubau überflüssig ist.
Das Dorf
Sie rücken an, mit der ganzen Macht der Dorfgemeinschaft, öffnen ihr Feuerwehrhaus, bauen eine Bühne auf, schleppen Bänke, besorgen Trassenknacker und Bier und entrollen ihr Banner „Mahnwache Ludersheim“ oben an der Feuerwehrhalle.
Zuerst spricht ihr Bürgermeister, Martin Tabor. Er und seine Stadtverwaltung haben Nägel mit Köpfen gemacht. Die Stadt Altdorf übertrug der bekannten Rechtsanwaltkanzlei Wolfgang Baumann aus Würzburg das Mandat, sie vor den zerstörerischen Plänen der Netzausbauer und der Bundesnetzagentur zu bewahren. Eine echte Energiewende werde so verhindert, so Tabor in seiner flammenden Auftaktrede auf der Sprecherbühne in Ludersheim.
Was soll hier passieren?
Die Sonne brennt, ein frischer Wind weht an diesem Samstagabend. Vertreter der Nachbar-Bürgerinitiativen treffen ein, Mitstreiter aus Altdorf, Leinburg, Feucht, Dörlbach, Burgthann und Winkelhaid kommen, es wird diskutiert. Die riesigen Tafeln zeigen die Trassenverläufe, das unfassbare Ausmaß der Waldrodung, die unverfrorenen Planungen, 380kV-Leitungen im Abstand von 150 Metern von Wohnhäusern zu bauen. Empörung über die Pläne, den Schutzwald zwischen Autobahn und Dorf einer Erdverkabelung zu opfern. Das 500-Seelen-Dorf Ludersheim liegt in der Spitze zweier Autobahnen. Es lebt bereits mit einem großen Umspannwerk und einem Industrie- und Gewerbegebiet, das die Dorffäche ohnehin um das Zweifache übersteigt. Nun soll ein weiteres, 9 Hektar großes Umspannwerk in 240 m Entfernung vor die Wohnungstüren gesetzt werden. Die Menschen sind aufgebracht und wütend. Ein Landwirt berichtet von unrechtmäßigen Grundstücksbetretungen der Netzausbauer. Er soll den größten Teil seiner Wirtschaftsflächen hergeben. Das bringt die Ludersheimer Landwirte auf die Barrikaden – sie sind in ihrer Existenz bedroht.
Unterstützung vom Bund Naturschutz Bayern
Richard Mergner, Landsvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern, untermauert den Protest. Einzig konsequenter Klimaschutz sei die Richtlinie für eine Energiewende. Sonnen‑, Wind- und Bioernergienutzung werde von der CSU seit Jahren blockiert. Deutschland werde ein Umschlagplatz für Atom- und Kohlestrom, befürchtet er. Ludersheim wäre einer der Knotenpunkte für diesen Handel.
Der Höhepunkt der Sommerproteste gegen die Juraleitung
So nennt Dörte Hamann, die Sprecherin des Aktionsbündnis Trassengegner, die Ludersheimer Protestcamp-Veranstaltung. Unter ihrer Federführung läuft der Widerstand gegen den überdimensionierten Netzausbau zusammen. Sie verbindet den Protest der Aktivisten aus der Oberpfalz, wo der Bau der HGÜ-Leitung Süd-Ost-Link schon begonnen hat, mit dem Widerstand gegen den Ersatzleitungsbau der Juraleitung und dem Südlink mit den Fachleuten, den Anwälten und den Gutachtern.
Zum Protestcamp gekommen und gesprochen haben auch die Bundestagskandidaten Jan Plobner / SPD und Felix Erbe / Bündnis 90/Die Grünen. Sie versprechen vorsichtig, sich für eine Überprüfung der Netzausbaupläne einzusetzen.
Die mitreißend gefühlvollen Klänge des Altdorfer Trios Triangle brausen den Menschen danach die Köpfe leer. Überdimensional gut spielen die drei, es wird getanzt, gegessen und getrunken, die Nacht bricht herein, in den Tonnen lodern die Feuer.
Tennet bemühte sich umsonst um Grundstücke, niemand verkauft hier. Sie hätten es hier mit einem “schwierigen Bürgermeister” zu tun, so Tennets Schlussfolgerung. Auch mit schwierigen Bürgern, die Zähne zeigen, einem ganzen schwierigen Dorf, das sich empört gegen den Ausverkauf seiner Heimat wehrt.
Danke Ludersheim, und Dank an Alle die dabei waren!