Pro­testauf­takt 2018: CSU-Tref­fen im Schat­ten der Trassengegner

CSU – Wo ist die Hei­mat­lie­be?” muss­te sich die Par­tei am Drei­kö­nigs­tag in Arz­berg von laut­star­ken Demons­tran­ten fra­gen las­sen. Ent­schie­den stell­ten sich die Ver­te­ter der CSU, Land­tags­prä­si­den­tin Bar­ba­ra Stamm und Mar­tin Schöf­fel (MdL CSU), auf die Sei­te der Kon­zern­lob­by. Sie leh­nen es ab, sich für die betrof­fe­nen Regio­nen und gegen den Bau des Süd-Ost-Link und die Auf­rüs­tung des Ost­bay­ern­rings ein­zu­set­zen. Dafür ern­te­ten sie ein hef­ti­ges Pfeifkonzert.

Land­tags­prä­si­den­tin Stamm war von der Demons­tra­ti­on vor ihrem Auf­tritt im Berg­bräu offen­sicht­lich nicht begeis­tert. Bei ihrer Rede im Saal vor CSU-Publi­kum sprach sie von einem “Getö­se” der Demons­tran­ten. Die­se hat­ten mit laut­star­ker Kri­tik auf die Rede­bei­trä­ge von Stamm und Schöf­fel reagiert. Denn die Argu­men­te der Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten über­zeug­ten nicht. Die CSU-Ver­tre­ter erwar­ten, dass die Men­schen die Mega­tras­sen Ost­bay­ern­ring plus Süd­ost­link in ihrer Regi­on erdul­den sol­len, mit der Begrün­dung, dass Solar- und Wind­strom kei­ne Ver­sor­gungs­si­cher­heit garan­tie­ren kön­nen. Dass die Regi­on mit die­sen Über­tra­gungs­lei­tun­gen nur durch­quert wird, von die­sen aus tech­ni­schen Grün­den aber nicht mit Strom ver­sorgt wer­den kann, wur­de dabei nicht bedacht. Nur Koh­le kön­ne die Ver­sor­gung Bay­erns sichern, so Mar­tin Schöf­fel. Damit wur­de sehr deut­lich, dass die CSU sich bewusst ist, dass die HGÜ-Lei­tung eine Koh­lestrom­tras­se ist.

Kon­struk­ti­ve Gespräche?
Unver­ständ­lich ist, dass Schöf­fel tat­säch­lich erneut ins Gespräch bringt, den Süd­ost­link ent­lang der Auto­bahn zu ver­le­gen. Dar­über wol­le er ger­ne noch ein­mal mit Ver­tre­tern der Bür­ger­initia­ti­ven reden, so der Land­tags­ab­ge­ord­ne­te im Gespräch mit den Demons­tran­ten. Beim letz­ten Pla­nungs­be­glei­ten­den Forum von Netz­be­trei­ber Ten­net in Hof im Novem­ber 2017 war jedoch erneut betont wor­den, dass dies kei­ne Opti­on sei, da tech­nisch nicht machbar. 
Stamm ver­such­te, die Demons­tran­ten zu beru­hi­gen, indem sie ihnen ins Gewis­sen rede­te, dass man doch froh sein dür­fe, sei­ne Mei­nung offen zu äußern, und dass es doch die Haupt­sa­che sei, gesund zu sein. Des­halb ver­ste­he sie nicht, dass die Men­schen im Fich­tel­ge­bir­ge in die­ser laut­star­ken Art auf die Bar­ri­ka­den gin­gen. Man sei jedoch zu „kon­struk­ti­ven“ Gesprä­chen bereit, so das Ange­bot der CSU-Ver­tre­ter, aller­dings sei der Süd­ost­link beschlos­se­ne Sache. Von den Betrof­fe­nen for­der­te sie hin­ge­gen Kom­pro­miss­be­reit­schaft. Ein Gesprächs­an­ge­bot nach dem Mot­to: “Sor­ry, die Tras­sen wer­den gebaut, das ist beschlos­se­ne Sache, aber vor­her dürft ihr noch dar­über reden”. 
Eben­so ärger­lich ist es, dass CSU-Ver­tre­ter wei­ter­hin ver­su­chen, die Land­wir­te mit „wie­der­keh­ren­den Leis­tun­gen“ dafür zu gewin­nen, dass sie klag­los ihren Boden für die Tras­sen zur Ver­fü­gung stel­len. Auch hier zeich­net sich bereits auf Bun­des­ebe­ne mehr als deut­lich ab, dass die­ses Ver­spre­chen nicht zu hal­ten sein wird. 
Was der CSU und ande­ren Tras­sen­be­für­wor­tern nicht bewusst ist: Ein star­kes Nein zu Tran­sit-Strom­tras­sen ist kon­struk­tiv, denn es ist gleich­zei­tig ein star­kes Ja zur dezen­tra­len Ener­gie­wen­de, zur regio­na­len Wert­schöp­fung, zum Gesund­heits­schutz und zum Naturschutz.

Pro­test nimmt an Fahrt auf
Die Men­schen in der Tras­sen­re­gi­on enga­gie­ren sich zuneh­mend und sicht­bar, der laut­star­ke Pro­test soll­te von der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung nicht unter­schätzt wer­den. Die gut durch­dach­te Orga­ni­sa­ti­on in Arz­berg wur­de von der Initia­ti­ve “Seu­ßen wehrt sich” in Zusam­men­ar­beit mit der BI Brand e.V. über­nom­men. Die Unter­stüt­zung kam von einem bemer­kens­wert bun­ten und gesell­schaft­lich brei­ten Bünd­nis. Rede­bei­trä­ge gab es von Ver­tre­tern von BUND Natur­schutz, dem ört­li­chen Bau­ern­ver­band, von Thors­ten Glau­ber (MdL) und Hans Mar­tin Grötsch von den FREIEN WÄHLERN und Eva Bul­ling-Schrö­ter vom baye­ri­schen Lan­des­ver­band der LINKEN
Auch in Wei­den berei­te­ten Früh­auf­ste­her von ört­li­chen Par­tei­en, Ver­bän­den und Bür­ger­initia­ti­ven des Akti­ons­bünd­nis­ses einen spon­ta­nen Pro­test­ban­ner-Emp­fang für Innen­mi­nis­ter Joa­chim Herr­mann (CSU). Damit wur­de sozu­sa­gen die „Tras­sen­kreuz-Sai­son“ eröffnet.
Das Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost-Tras­se kann zufrie­den sagen: Sowohl vom ehe­ma­li­gen als auch vom neu­en Tras­sen-Kor­ri­dor stan­den die Befür­wor­ter einer dezen­tra­len Ener­gie­wen­de am Drei­kö­nigs­tag geschlos­sen zusam­men. Sankt Flo­ri­an kann ein­pa­cken. Wenn die Men­schen in Bay­ern sich kon­se­quent quer stel­len, haben die Tras­sen­bau­er kei­ne Chance.

Pres­se­spie­gel:
• Bericht in der Rund­schau vom 06.01.2018: Pro­test in Arz­berg: Hun­der­te leh­nen gro­ße Strom­tras­sen ab
In Arz­berg im ober­frän­ki­schen Land­kreis Wun­sie­del sind eini­ge hun­dert Bür­ger gegen die geplan­ten Strom­tras­sen auf die Stra­ße gegan­gen. Sie wol­len weder unter­ir­di­sche Lei­tun­gen noch gro­ße Mas­ten. Ihre Idee: Dezen­tra­le Lösun­gen statt Stromautobahnen.

• BR-Bericht vom 08.01.2018: 300 Men­schen demons­trie­ren in Arz­berg gegen Strom­tras­sen

• Fran­ken­post vom 07.01.2018: Tril­ler­pfei­fen gegen Stromtrassen
 Mehr als 250 Geg­ner der Lei­tun­gen pro­tes­tie­ren vor der Arz­ber­ger Berg­bräu. Land­tags­prä­si­den­tin Bar­ba­ra Stamm lädt die Demons­tran­ten zu Gesprä­chen ein.

• Fran­ken­post vom 07.01.2018: CSU gegen Zentralismus
Die Land­tag­prä­si­den­tin macht beim Oberst­tref­fen kla­re Ansa­gen auch in Rich­tung SPD. Mar­tin Schöf­fel spricht sich für die HGÜ-Tras­se aus.

• Bericht von Hans Mar­tin Grötsch, Freie Wäh­ler: Ein star­kes „NEIN“ zum #Süd­Ost­Link in Arzberg

Ein Gedanke zu „Pro­testauf­takt 2018: CSU-Tref­fen im Schat­ten der Trassengegner“

  1. Hier auch noch­mal der aus­führ­li­che­re Bericht im Oberpfalz-TV
    zu unse­rer Demo in Wei­den https://www.otv.de/weiden-wir-haben-lust-auf-zukunft-307647/ (Bericht vom Neu­jahrs­emp­fang der CSU Wahl­kreis Wei­den mit Innen­mi­nis­ter Herrmann)
    Für BI NEW und WEN gegen die Mons­ter­tras­se für eine dezen­tra­le Energiewende
    Zitat dar­aus: “…Was den Sued­Ost­Link betrifft: Man for­de­re eine dezen­tra­le Ener­gie­wen­de ohne über­di­men­sio­na­len Netz­aus­bau, so Hil­de Lind­ner-Haus­ner, ein Mit­glied der BI. Sie for­dert ein Ein­len­ken, denn die Bun­des­fach­pla­nung des Sued­Ost­Links sei nicht rechts­kon­form. Joa­chim Herr­mann konn­te die­sen Pro­test zwar nach­voll­zie­hen und stuf­te ihn auch als rich­tig ein. Aller­dings dür­fe man laut Herr­mann nicht immer nur „Nein“ sagen, son­dern statt­des­sen gemein­sam nach rich­ti­gen Ant­wor­ten suchen.…” Wäre Herr Herr­mann zu unse­rer Kun­de­ge­bung rüber­ge­kom­men, wären wir ihm die ent­spre­chen­den Ant­wor­ten in Rich­tung dezen­tra­le Ener­gie­wen­de sicher­lich nicht schul­dig geblieben.

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