Der anliegende offene Brief wurde von den Bürgerinitiativen Brand und „Seußen wehrt sich“ an MdL Martin Schöffel, CSU, versendet. Die Bürgerinitiativen haben außerdem die Presse um Veröffentlichung gebeten. Die immer wieder getätigten Aussagen des Landtagsabgeordneten weisen etliche Ungereimtheiten auf, die im Brief klar benannt werden. Daher verdient dieser Brief alle Aufmerksamkeit und allen Respekt.
Sehr geehrter Herr Schöffel, in der letzten öffentlichen Sitzung des Kreistages hatten Sie sich gegen den Bau der HGÜ Leitung SüdOstLink auf der geplanten Trasse durchs Fichtelgebirge ausgesprochen. Sie befürworten, dass diese Kabel, nach aktueller Planung von TenneT handelt es sich um 4 Stück, entlang der Autobahn unterirdisch verlegt werden. Weiterhin haben sie ausgesagt, dass Sie den Neubau des Ostbayernrings befürworten, da “dieser der Versorgung der Region” dient. Wir fordern Sie auf, diese Haltung zu überdenken, da es sich dabei um eine Irrmeinung handelt. Der Neubau des Ostbayernrings dient einzig und allein dem überregionalen Stromtransport! Der Strombedarf der Region wird durch die bestehende Kapazität des Ostbayernrings in der aktuellen Form bereits zu weit über 100% gedeckt. Trotz der Abschaltung der Kraftwerke in Arzberg und Schwandorf, die bekanntlich schon mehrere Jahre zurückliegen, kam es in der Region nie zu einem Versorgungsengpass. Wenn die Bundesnetzagentur argumentiert, dass Ostbayern „erheblich von Stilllegungen konventioneller Kraftwerkseinheiten betroffen” ist, so ist das Schnee von gestern oder vorgestern, rechtfertigt aber keine neue Monstertrasse. Nachdem die Auslastung des Ostbayernrings aktuell in der Regel deutlich unter 50 % liegt, ist es unverständlich, wie Sie sich seitens TenneT einen derartigen Bären aufbinden lassen können. Mit dem Argument der “Versorgungssicherheit der Region” eine Monstertrasse, die schlimmer ist als der SüdOstLink zu rechtfertigen, zeugt von Unkenntnis. Sie wissen sicher, dass sich, gem. dem Stat. Landesamt Bayern, die Bevölkerung entlang des Ostbayernrings bis 2036 negativ entwickeln wird. Und zwar für die Oberpfalz ‑4,4 % (Lkr. Tirschenreuth sogar ‑10,5%) und für Oberfranken Hof und Wunsiedel ‑13,3%, Coburg, Kronach und Lichtenfels ebenfalls zweistellig negativ. Die Verbräuche in der Region dürften also für Wunsiedel und Tirschenreuth jeweils weiterhin um die 50 Megawatt (MW) liegen. Diese Leistung entspricht in etwa dem was die SWW Wunsiedel gerne ins Netz einspeisen würden. Wenn dies der Fall sein wird wäre die Region sogar autark. Als weiteren Beleg dafür, dass der Neubau des Ostbayernrings hauptsächlich dem Stromhandel und nicht vorrangig der Region dient möchten wir die Begründung für dessen Ausbau aus dem Bundesbedarfsplan 2017 (zu finden ab S. 169) mit dem Statement der Bundesnetzagentur zitieren: “Das Projekt P46” ( Ostbayernring Neu) „dient …. der Erhöhung der Übertragungskapazität innerhalb Bayerns, um die südlichen Regionen des Bundeslandes mit Leistung aus Nord-und Ostdeutschland zu versorgen, “…….Das Projekt erhöht zudem den Nutzungsgrad der Thüringer Strombrücke (EnLAG-Vorhaben Nr. 4).” Im Weiteren rechtfertigt die Bundesnetzagentur, basierend auf Daten von TenneT, den Bedarf für den Neubau des Ostbayerrings damit, dass „ Ohne die Maßnahme …. kommt es beispielsweise in Stunde 8751 des Szenarios B 2030 auf dem 380kV-Bestandssystem zwischen Redwitz und Mechlenreuth zu einer Überlastung…..wenn die HGÜ-Verbindung DC5 von Wolmirstedt nach Isar ausfällt“ Mit anderen Worten, der Ostbayernring in der aktuellen Form, wäre bei starkem Wind im Nordosten eventuell kurzzeitig um 27% überlastet, wenn die HGÜ nicht gebaut würde. Auch die Umweltauswirkungen der Maßnahme M56” (Ostbayernring)” werden im Umweltbericht mit “B#” bewertet. Es besteht ein nicht umgehbarer Bereich, in dem mit erheblichen Umweltauswirkungen zu rechnen ist. Zudem sind im betrachteten Restraum erhebliche Umweltauswirkungen schutzgutübergreifend potenziell in moderatem Umfang möglich.” Dass der Ostbayernring der Versorgung der Region dient ist unbestritten, aber die vorhandene Kapazität reicht noch für Jahrzehnte für die Region. Mit freundlichen Grüßen Initiative “Seußen wehrt sich” |