Offe­ner Brief an Mar­tin Schöf­fel, CSU, Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter und erneut Kandidat

Foto: Ste­fa­nie Marth

Der anlie­gen­de offe­ne Brief wur­de von den Bür­ger­initia­ti­ven Brand und „Seu­ßen wehrt sich“ an MdL Mar­tin Schöf­fel, CSU, ver­sen­det. Die Bür­ger­initia­ti­ven haben außer­dem die Pres­se um Ver­öf­fent­li­chung gebe­ten. Die immer wie­der getä­tig­ten Aus­sa­gen des Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten wei­sen etli­che Unge­reimt­hei­ten auf, die im Brief klar benannt wer­den. Daher ver­dient die­ser Brief alle Auf­merk­sam­keit und allen Respekt.

Sehr geehr­ter Herr Schöffel,

in der letz­ten öffent­li­chen Sit­zung des Kreis­ta­ges hat­ten Sie sich gegen den Bau der HGÜ Lei­tung Süd­Ost­Link auf der geplan­ten Tras­se durchs Fich­tel­ge­bir­ge aus­ge­spro­chen. Sie befür­wor­ten, dass die­se Kabel, nach aktu­el­ler Pla­nung von Ten­neT han­delt es sich um 4 Stück, ent­lang der Auto­bahn unter­ir­disch ver­legt werden.

Wei­ter­hin haben sie aus­ge­sagt, dass Sie den Neu­bau des Ost­bay­ern­rings befür­wor­ten, da “die­ser der Ver­sor­gung der Regi­on” dient.

Wir for­dern Sie auf, die­se Hal­tung zu über­den­ken, da es sich dabei um eine Irr­mei­nung handelt.

Der Neu­bau des Ost­bay­ern­rings dient ein­zig und allein dem über­re­gio­na­len Stromtransport!

Der Strom­be­darf der Regi­on wird durch die bestehen­de Kapa­zi­tät des Ost­bay­ern­rings in der aktu­el­len Form bereits zu weit über 100% gedeckt. Trotz der Abschal­tung der Kraft­wer­ke in Arz­berg und Schwan­dorf, die bekannt­lich schon meh­re­re Jah­re zurück­lie­gen, kam es in der Regi­on nie zu einem Ver­sor­gungs­eng­pass. Wenn die Bun­des­netz­agen­tur argu­men­tiert, dass Ost­bay­ern „erheb­lich von Still­le­gun­gen kon­ven­tio­nel­ler Kraft­werks­ein­hei­ten betrof­fen” ist, so ist das Schnee von ges­tern oder vor­ges­tern, recht­fer­tigt aber kei­ne neue Monstertrasse.

Nach­dem die Aus­las­tung des Ost­bay­ern­rings aktu­ell in der Regel deut­lich unter 50 % liegt, ist es unver­ständ­lich, wie Sie sich sei­tens Ten­neT einen der­ar­ti­gen Bären auf­bin­den las­sen kön­nen. Mit dem Argu­ment der “Ver­sor­gungs­si­cher­heit der Regi­on” eine Mons­ter­tras­se, die schlim­mer ist als der Süd­Ost­Link zu recht­fer­ti­gen, zeugt von Unkenntnis. 
Ihre Aus­sa­ge, der “Ost­bay­ern­ring Neu” müs­se das zu erwar­ten­de Wachs­tum der Regi­on sicher decken ist eine glat­te Lüge.

Sie wis­sen sicher, dass sich, gem. dem Stat. Lan­des­amt Bay­ern, die Bevöl­ke­rung ent­lang des Ost­bay­ern­rings bis 2036 nega­tiv ent­wi­ckeln wird. Und zwar für die Ober­pfalz ‑4,4 % (Lkr. Tir­schen­reuth sogar ‑10,5%) und für Ober­fran­ken Hof und Wun­sie­del ‑13,3%, Coburg, Kro­nach und Lich­ten­fels eben­falls zwei­stel­lig nega­tiv. Die Ver­bräu­che in der Regi­on dürf­ten also für Wun­sie­del und Tir­schen­reuth jeweils wei­ter­hin um die 50 Mega­watt (MW) liegen.

Die­se Leis­tung ent­spricht in etwa dem was die SWW Wun­sie­del ger­ne ins Netz ein­spei­sen wür­den. Wenn dies der Fall sein wird wäre die Regi­on sogar aut­ark. Als wei­te­ren Beleg dafür, dass der Neu­bau des Ost­bay­ern­rings haupt­säch­lich dem Strom­han­del und nicht vor­ran­gig der Regi­on dient möch­ten wir die Begrün­dung für des­sen Aus­bau aus dem Bun­des­be­darfs­plan 2017 (zu fin­den ab S. 169) mit dem State­ment der Bun­des­netz­agen­tur zitieren:

Das Pro­jekt P46” ( Ost­bay­ern­ring Neu) „dient …. der Erhö­hung der Über­tra­gungs­ka­pa­zi­tät inner­halb Bay­erns, um die süd­li­chen Regio­nen des Bun­des­lan­des mit Leis­tung aus Nord-und Ost­deutsch­land zu ver­sor­gen, “…….Das Pro­jekt erhöht zudem den Nut­zungs­grad der Thü­rin­ger Strom­brü­cke (EnLAG-Vor­ha­ben Nr. 4).”

Im Wei­te­ren recht­fer­tigt die Bun­des­netz­agen­tur, basie­rend auf Daten von Ten­neT, den Bedarf für den Neu­bau des Ost­bay­er­rings damit, dass „ Ohne die Maß­nah­me …. kommt es bei­spiels­wei­se in Stun­de 8751 des Sze­na­ri­os B 2030 auf dem 380kV-Bestands­sys­tem zwi­schen Red­witz und Mechlen­reuth zu einer Überlastung…..wenn die HGÜ-Ver­bin­dung DC5 von Wol­mir­stedt nach Isar ausfällt“

Mit ande­ren Wor­ten, der Ost­bay­ern­ring in der aktu­el­len Form, wäre bei star­kem Wind im Nord­os­ten even­tu­ell kurz­zei­tig um 27% über­las­tet, wenn die HGÜ nicht gebaut würde.
Eine NEUE Mons­ter­lei­tung mit dem Aus­fall einer nicht vor­han­de­nen Lei­tung zu begrün­den ist hirn­ris­sig. Wenn zu viel Wind­strom pro­du­ziert wird kann man die Wind­rä­der auch aus dem Wind drehen.

Auch die Umwelt­aus­wir­kun­gen der Maß­nah­me M56” (Ost­bay­ern­ring)” wer­den im Umwelt­be­richt mit “B#” bewer­tet. Es besteht ein nicht umgeh­ba­rer Bereich, in dem mit erheb­li­chen Umwelt­aus­wir­kun­gen zu rech­nen ist. Zudem sind im betrach­te­ten Rest­raum erheb­li­che Umwelt­aus­wir­kun­gen schutz­gut­über­grei­fend poten­zi­ell in mode­ra­tem Umfang möglich.”

Dass der Ost­bay­ern­ring der Ver­sor­gung der Regi­on dient ist unbe­strit­ten, aber die vor­han­de­ne Kapa­zi­tät reicht noch für Jahr­zehn­te für die Region.
Er dient, wie auch Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Alt­mai­er mit dem “Erfolgs­mo­dell Thü­rin­ger Strom­brü­cke” indi­rekt bestä­tigt, nur dem Strom­han­del und dem Trans­port von Koh­lestrom aus dem Raum Leip­zig nach Südbayern. 
Wir for­dern Sie auf, fol­gen Sie nicht dem Mün­che­ner Par­tei­dik­tat, stel­len Sie sich vor die Bür­ger der Regi­on und unse­re Heimat!

Mit freund­li­chen Grüßen

Initia­ti­ve “Seu­ßen wehrt sich”
BI Brand e.V.

 

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