Netz­ent­wick­lungs­plan 2030 – Tras­sen statt Energiewende

Pres­se­mit­tei­lung Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost-Tras­se vom 31.01.2017

Netz­ent­wick­lungs­plan 2030 – Tras­sen statt Energiewende

Die Netz­be­trei­ber haben am 31.Januar 2017 den neu­en Netz­ent­wick­lungs­plan 2030 vor­ge­legt. Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger haben ab sofort die Mög­lich­keit, die­sen zu kon­sul­tie­ren. Erfah­rungs­ge­mäß wer­den die Ein­sprü­che jedoch ledig­lich von den Über­tra­gungs­netz­be­trei­bern und der Bun­des­netz­agen­tur ver­wal­tet, aber kaum beach­tet. Aus die­sem Grund wird der Pro­test gegen unnö­ti­ge Strom­tras­sen gera­de auch im Wahl­kampf­jahr 2017 ver­stärkt fort­ge­führt wer­den. Es liegt in der Ver­ant­wor­tung der Poli­tik, das Recht der Strom­kun­den auf eine bezahl­ba­re, kli­ma­freund­li­che Ener­gie­ver­sor­gung durchzusetzen.

Der nun wie­der neu von den Über­tra­gungs­netz­be­trei­bern vor­ge­leg­te Netz­ent­wick­lungs­plan (NEP) 2030 folgt – wie auch in den vor­an­ge­gan­ge­nen Jah­ren – dem Prin­zip „Tras­sen statt Ener­gie­wen­de“. Das Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost-Tras­se stellt die Plä­ne für die­sen mas­si­ven Netz­aus­bau in Fra­ge, denn für die Ener­gie­wen­de ist die­ser NEP untauglich.

Die Ener­gie­wen­de erfor­dert dezen­tra­le Energiekonzepte!

Der Netz­ent­wick­lungs­plan wird von den Über­tra­gungs­netz­be­trei­bern als „Wünsch-dir-was“ für ihre Kon­zern­in­ter­es­sen miss­braucht. Der geplan­te Strom­netz­aus­bau muss deut­lich redu­ziert wer­den, gro­ße Nord-Süd-Ver­bin­dun­gen sind ver­meid­bar. Sie wer­den für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit Bay­erns nicht benö­tigt, son­dern sind Strom-Export-Tras­sen mit hohen Antei­len von Koh­lestrom. Der Netz­ent­wick­lungs­plan selbst ist hier Beleg für die Über­tra­gung von zen­tral erzeug­tem Strom aus Koh­le. Die­se Pro­fit­ori­en­tie­rung allein zuguns­ten der Groß­kon­zer­ne läuft dem Inter­es­se aller Strom­kun­den zuwi­der und dient nicht dem Gemeinwohl.

Die Ver­tre­ter der Bür­ger­initia­ti­ven wer­den sich ver­stärkt dafür ein­set­zen, dass einer sozi­al gerech­ten, wirt­schaft­lich sinn­vol­len und umwelt­freund­li­chen Ener­gie­ver­sor­gung im kom­men­den Bun­des­tags­wahl­kampf ein deut­lich grö­ße­rer Stel­len­wert zuge­mes­sen wird, als dies bis­lang der Fall ist. Ein schnel­ler Koh­le­aus­stieg ist drin­gend erforderlich!

Erd­ver­ka­bel­te Mega­tras­sen wie der Sued­Ost­Link sind Pilot­pro­jek­te mit zahl­rei­chen tech­ni­schen und umwelt­re­le­van­ten Pro­blem­stel­lun­gen, die sich einer seriö­sen Kos­ten­schät­zung wei­ter­hin ent­zie­hen. Der mas­si­ve Netz­aus­bau mit Gleich­strom­tras­sen hat zudem zahl­rei­che wei­te­re teu­re und für die Bevöl­ke­rung gesund­heits­ge­fähr­den­de Pro­jek­te zur Fol­ge, die in direk­tem Zusam­men­hang mit dem Bau der HGÜ-Tras­sen stehen.

So sind bei­spiels­wei­se die Wech­sel­strom­tras­sen P44 (Alten­feld-Gra­fen­rhein­feld) bzw. die Alter­na­tiv­stre­cke P44mod (Alten­feld-Wür­gau-Luders­heim im Nürn­ber­ger Land) erneut im NEP ent­hal­ten – trotz öffent­li­cher Beteue­run­gen von Sei­ten der Baye­ri­schen Lan­des­re­gie­rung, die­ses Vor­ha­ben ver­hin­dern zu wol­len. Die­se Strom­tras­sen sol­len im Fal­le einer Stö­rung der Gleich­strom­lei­tun­gen für aus­rei­chend Trans­port­ka­pa­zi­tät sor­gen. Eine ver­bind­li­che Abstands­re­ge­lung zur Wohn­be­bau­ung für den Schutz der Anwoh­ner bei Neu­bau oder Auf­rüs­tung von Wech­sel­strom­tras­sen fehlt in Bay­ern weiterhin.

NEP ist nicht rechtskonform

Laut der seit 2007 für Deutsch­land gül­ti­gen Aar­hus-Kon­ven­ti­on, die eine Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung bei Ent­schei­dungs­ver­fah­ren regelt, ist der Netz­ent­wick­lungs­plan nicht rechts­kon­form. Beim NEP bleibt den Betrof­fe­nen nur die Wahl zwi­schen „Pest und Cho­le­ra“, das heißt zwi­schen Tras­sen und Tras­sen. Dies ist ein ekla­tant unrecht­mä­ßi­ges und unde­mo­kra­ti­sches Vor­ge­hen. Das Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost-Tras­se for­dert Sze­na­ri­en, die eine Pla­nung ohne den mas­si­ven Zubau von neu­en Strom­lei­tun­gen über­prü­fen, also die Berech­nung einer Null-Vari­an­te, die ohne neue oder auf­ge­rüs­te­te Über­tra­gungstras­sen auskommt.

Denn mit dem NEP bekom­men die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger eine fer­ti­ge Pla­nung vor­ge­legt. Aar­hus aber ver­langt in Umwelt­an­ge­le­gen­hei­ten eine Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung und einen Gerichts­zu­gang für Ein­zel­per­so­nen und Umwelt­ver­bän­de, wenn alle Optio­nen offen sind.

Die Bun­des­re­gie­rung ver­säumt ihre Pflicht bei der ein­schlä­gi­gen Gesetz­ge­bung. Die völ­ker­recht­li­chen Vor­ga­ben der Aar­hus-Kon­ven­ti­on wer­den bei Infra­struk­tur­maß­nah­men wie Strom­tras­sen nur unzu­läng­lich umge­setzt. Damit wer­den die Lei­tun­gen im Netz­ent­wick­lungs­plan zu Schwarz­bau­ten. Als Akti­ons­bünd­nis unter­stüt­zen wir des­halb recht­li­che Schrit­te gegen Tras­sen, die nicht rechts­kon­form geplant werden.

Mehr zum The­ma Aar­hus-Kon­ven­ti­on hier: „Die Aar­hus-Kon­ven­ti­on und das Umwelt-Rechts­be­helfs­ge­setz: Gilt – gilt nicht – gilt – gilt sie?“ vom 13.01.2017

Hier geht es zum NEP 2030, Ver­si­on 2017, 1. Entwurf

Pres­se:

Strom­netz­aus­bau bis 2030 – Die Span­nung steigt

Netz­ent­wick­lungs­plan 2030 – Teu­er, unbe­liebt, unklar

Ein Gedanke zu „Netz­ent­wick­lungs­plan 2030 – Tras­sen statt Energiewende“

  1. Der stich­hal­tigs­te Grund, die im NEP geplan­ten Tras­sen abzu­leh­nen ist die feh­len­de Rechts­kon­for­mi­tät des gesam­ten Plans. Das dem natio­na­len und euro­päi­schen Recht über­ge­ord­ne­te Völ­ker­recht der Aar­hus Kon­ven­ti­on wird hier ekla­tant ver­letzt. Dadurch wer­den die geplan­ten Strom­tras­sen zu Schwarz­bau­ten. So klipp und klar muss man das sagen. Und sowohl die baye­ri­sche Staats­re­gie­rung als auch die Bun­des­re­gie­rung wis­sen, dass sie hier was falsch machen, sie­he Brief der Umwelt­mi­nis­te­rin Hendricks im oben genann­ten Arti­kel. Bereits die Bun­des­kanz­le­rin hat­te in einem Brief eine Zweit­ver­ur­tei­lung auf völ­ker­recht­li­cher Ebe­ne befürch­tet, sie­he Bei­trag “Die Bun­des­kanz­le­rin schreibt einen Brief”.

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