Land­tags­wahl 2023 in Bay­ern – Ant­wor­ten der Par­tei­en zu Ener­gie­wen­de und Stromtrassenbau

Land­tags­wahl 2023 in Bay­ern – Wie ste­hen die Par­tei­en zur Ener­gie­wen­de und zum Stromtrassenbau?

Wahl­pro­gram­me ver­spre­chen eini­ges. Oft blei­ben sie bei wich­ti­gen The­men vage. Das Akti­ons­bünd­nis Tras­sen­geg­ner hat alle antre­ten­den Par­tei­en mit Wahl­prüf­stei­nen kon­fron­tiert, um gezielt deren Pla­nun­gen für die kom­men­de Peri­ode zum The­ma Strom­netz­aus­bau und Ener­gie­wen­de zu erfragen.
Nach­ste­hend eine Kurz­fas­sung der wich­tigs­ten Aus­sa­gen der Par­tei­en. Die voll­stän­di­gen Fra­gen und Ant­wor­ten sind als Anla­gen beigefügt. 

Christ­lich-Sozia­le Uni­on in Bay­ern e. V. – CSU
Die CSU möch­te Ver­teil­net­ze stär­ken, aber auch den Aus­bau des Über­tra­gungs­net­zes beschleu­ni­gen. Es gibt kei­ne Aus­sa­ge zum euro­päi­schen Super­grid. Über­nimmt Deutsch­land Ten­net, soll sich Bay­ern beteiligen.
Gebraucht wer­den wirk­sa­me Preis­brem­sen für Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, Mit­tel­stand und Indus­trie durch Absen­kung der Steu­er auf ein Min­dest­maß. Ver­schie­de­ne Strom­preis­zo­nen müs­sen ver­hin­dert werden.
Es braucht eine Grund­last für die Netz­sta­bi­li­tät gera­de auch in der wind­stil­len Nacht. Das lie­fert die Kern­ener­gie not­falls in baye­ri­scher Zuständigkeit.
Zum Aus­bau von Spei­cher­sys­te­men und dezen­tra­len, intel­li­gen­ten Ver­teil­net­zen gilt es, die For­schung zu fördern.
Kei­ne kon­kre­ten Anga­ben zu Abstands­re­ge­lun­gen und Flä­chen­ver­brauch. Dafür Hin­weis auf Bay­ern als Vor­rei­ter beim Aus­bau Erneu­er­ba­rer Ener­gien sowie beim Umwelt- und Artenschutz.
Exkurs zu Rechts­si­cher­heit. Die CSU setzt sich für eine Reform des Ver­bands­kla­ge­rechts ein, um miss­bräuch­li­che Anwen­dung zu Ver­hin­dern. Es gibt kei­ne Aus­sa­ge zur Fra­ge nach Ein­schrän­kung der Betei­li­gung- und Mitspracherechte.
CSU_Bayern_Wahlpruefsteine_2023.pdf

Lan­des­ver­ei­ni­gung FREIE WÄHLER Bay­ern e. V. – FW
Die Frei­en Wäh­ler sehen den Netz­ent­wick­lungs­plan kri­tisch und wol­len einen schnel­len, dezen­tra­len Aus­bau der Erneu­er­ba­ren und des Verteilnetzes.
Der Markt wer­de den Preis regeln, mehr Erneu­er­ba­re sen­ken den Strompreis.
Ein euro­päi­sches Super­grid wird als Bau­stein zur Netz­sta­bi­li­tät betrachtet.
Abstands­re­ge­lun­gen müs­sen kon­se­quent ein­ge­hal­ten werden.
Kei­ne kon­kre­te Ant­wort auf Fra­gen zum Wald-und Acker­flä­chen­ver­brauch und zu den Beschleunigungsgesetzen.
FW_Bayern_Wahlpruefsteine_2023.pdf

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bay­ern – Die Grünen
Die Grü­nen begrü­ßen die Aus­rich­tung der Netz­pla­nun­gen auf das Jahr 2045.
Der beschleu­nig­te Aus­bau der Erneu­er­ba­ren, bei Teil­ha­be von Bürger*innen und Kom­mu­nen ist das wirk­sams­te Mit­tel für güns­ti­gen Strom.
Die Grü­nen ste­hen zu einem euro­päi­schen Ver­bund­netz, in dem lang­fris­tig tat­säch­lich nur sau­be­rer und atom­frei­en Strom ver­teilt wird.
Eine Renais­sance der Atom­kraft wird es aus guten Grün­den nicht geben.
Es gibt erst­mals ein Regio­nal­sze­na­rio Bay­ern für den Aus­bau der Ver­teil­net­ze. Dazu braucht es kür­ze­re Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren und neue Ver­fah­ren für die Netz­in­te­gra­ti­on von EE-Anlagen.
Um den Gesund­heits­schutz Beim Aus­bau der Lei­tun­gen zu gewähr­leis­ten, set­zen die Grü­nen auf hohe Stan­dards bei den immis­si­ons­schutz­recht­li­chen Genehmigungen.
Beim Bau die­ser Infra­struk­tur sol­len beson­ders natur­na­he Wäl­der und für den Acker­bau beson­ders frucht­ba­re Böden wei­test­ge­hend geschützt werden.
Die Ver­fah­ren wer­den ins­ge­samt straf­fer und digi­ta­ler. Es darf kei­nen Miss­brauch geben, demo­kra­tisch gefäll­te Ent­schei­dun­gen zu ver­schlep­pen. Bür­ger­be­tei­li­gung wird wei­ter der zen­tra­le Bestand­teil für die Akzep­tanz bleiben.
Gruene_-Bayern_Wahlpruefsteine_2023.pdf

Bay­ern­SPD – Lan­des­ver­band – SPD
Die SPD unter­stützt das Netz­ent­wick­lungs­plan-Ver­fah­ren und den Aus­bau des dar­in vor­ge­se­he­nen Über­tra­gungs­net­zes, da Bay­ern Strom­im­port­land ist.
Ein Tur­bo für bezahl­ba­re und sau­be­re Ener­gie soll gezün­det wer­den. Der Netz­aus­bau wird gebraucht, weil der sau­be­re Strom vom Nor­den in den Süden muss. Zudem braucht es gro­ße Ener­gie­spei­chern und Mega-Batterien.
Das Euro­päi­sche Ver­bund­netz ist ein wich­ti­ger Baustein.
Das Poten­ti­al bei PV, Wind und Geo­ther­mie soll mas­siv genutzt wer­den. Fort­fall 10H-Rege­lung und schnel­le­re Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren wer­den gefor­dert. Die Abschal­tung der Atom­kraft­wer­ke war ein rich­ti­ger Schritt.
Für das Gelin­gen der Ener­gie­wen­de sind die gro­ßen Gleich­strom­lei­tun­gen eben­so wie die Ver­teil­net­ze inklu­si­ve der Ein­spei­se­punk­te für Erneu­er­ba­re Ener­gien not­wen­dig. Die SPD setzt sich für schnel­le­re Ver­fah­ren und vor­zei­ti­gen Bau­be­ginn ein.
Fak­ten­ba­sie­ren­de ehr­li­che Auf­klä­rung ist not­wen­dig, um die Bevöl­ke­rung mit­zu­neh­men. Grenz­wer­te müs­sen ein­ge­hal­ten werden.
Flä­chen sind ein höchst schüt­zens­wer­tes Gut, aber auch Ver­sor­gungs­si­cher­heit ist wich­tig. Es gilt abzuwägen.
Die Beschleu­ni­gung ist eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für das Gelin­gen der Ener­gie­wen­de. Mit dem Beschleu­ni­gungs­ge­setz wur­de der der Rechts­schutz nicht beein­träch­tigt. Die Betei­li­gung der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ist gewährleistet.
SPD_Bayern_Wahlpruefsteine_2023.pdf

FDP-Lan­des­ver­band Bay­ern e.V. – FDP
Laut FDP sei der Netz­ent­wick­lungs­plan Grund­la­ge für Ener­gie­si­cher­heit und wird unterstützt.
Der Strom­preis müs­se refor­miert wer­den und wer­de dann billiger.
Aus­sa­ge zum Strom­han­del: Wegen des euro­päi­schen Super­grids sei bei uns das Licht noch nicht ausgegangen.
Lang­fris­tig müs­se Kern­ener­gie im Ener­gie­mix ent­hal­ten sein.
Zwi­schen Ver­teil- und Über­tra­gungs­netz wird nicht dif­fe­ren­ziert. Aus­bau­be­schleu­ni­gung durch mehr Per­so­nal in Behör­den und vor­zei­ti­gen Bau­be­ginn wird befürwortet.
Gesund­heits­ri­si­ken sind laut FDP nicht bekannt.
Ant­wort auf Fra­gen zum Wald-und Acker­flä­chen­ver­brauch: „So viel wie nötig, wie wenig wie möglich“.
Betei­li­gung der Bevöl­ke­rung bei der Pla­nung neu­er Strom­tras­sen ist nach Ansicht der FDP gewähr­leis­tet. Ver­kürz­te Kla­ge-Instan­zen sei­en not­wen­dig, um den Bau zu beschleunigen.
FDP_-Bayern_Wahlpruefsteine_2023.pdf

Öko­lo­gisch-Demo­kra­ti­sche Par­tei Lan­des­ver­band Bay­ern – ÖDP
Die ÖDP bezwei­felt die Not­wen­dig­keit, das Über­tra­gungs­netz mas­siv aus­zu­bau­en. Die ÖDP ver­mu­tet ver­steck­te Mani­pu­la­tio­nen beim Netz­ent­wick­lungs­plan 2037/2045. Wo erfor­der­lich, sol­len neue Lei­tun­gen als Erd­ka­bel ver­legt werden.
Dezen­tra­le Ver­sor­gungs­struk­tu­ren sei­en resi­li­en­ter als zen­tra­le. Dezen­tra­le Ver­sor­gungs­struk­tu­ren füh­re zu loka­ler Wert­schöp­fung und höhe­rer Akzeptanz.
Um Eng­päs­se in den Ver­teil­net­zen zu behe­ben, schlägt die ÖDP den Ein­satz von Bat­te­rie­spei­chern vor.
Die ÖDP for­dert die Erstel­lung von Quar­tier-Ener­gie­kon­zep­ten durch Kommunen.
Die ÖDP weiß, was (Energie)armut ist und for­dert des­halb eine kon­se­quen­te öko­lo­gisch-sozia­le Steu­er­re­form. 301,2 Mrd. Euro für den Netz­aus­bau wür­den bes­ser in Spei­cher und den Aus­bau des Ver­teil­net­zes investiert.
Gefor­dert wird der Zugang zu güns­ti­ger erneu­er­ba­rer Ener­gie für alle Ein­kom­mens­schich­ten, sowie der Zugang zu Mie­ter- und Quar­tier­strom, etc.
Die ÖDP for­dert ein kon­se­quen­tes Ein­hal­ten des Vor­sor­ge­prin­zips bei erkenn­ba­ren gesund­heit­li­chen Risi­ken durch den Netzausbau.
Die lebens­wich­ti­gen Funk­tio­nen des Wal­des sind zu erhal­ten, Der Aus­bau der Nut­zung erneu­er­ba­rer Ener­gien soll im Ein­klang mit Anwohnenden‑, Arten‑, Natur- und Land­schafts­schutz erfolgen.
Bei Ein­grif­fen in pri­va­tes Eigen­tum ist den Eigen­tü­mern eine Betei­li­gung an der Strom­pro­duk­ti­on zu güns­ti­gen Kon­di­tio­nen zum Aus­gleich anzubieten.
Zen­tra­les Instru­ment, mit dem die Ener­gie­ver­sor­gung bür­ger­nah und dezen­tral gestal­ten wer­den kann, sind laut ÖDP Ener­gie­ge­mein­schaf­ten im Sin­ne der EU-Richt­li­nie zur För­de­rung der Nut­zung von Ener­gie aus erneu­er­ba­ren Quel­len vom 11. Dezem­ber 2018 für Erneu­er­ba­re-Ener­gie-Gemein­schaf­ten und die EU-Richt­li­nie zum Elek­tri­zi­täts­bin­nen­markt vom 14. Juni 2019 für Bürgerenergiegemeinschaften.
Groß­pro­jek­ten wie einem euro­päi­schen Super­grid oder gar trans­na­tio­na­len Strom­lei­tun­gen von Nord­afri­ka nach Euro­pa steht die ÖDP sehr skep­tisch gegenüber.
Die ÖDP wen­det sich klar gegen das Green­wa­shing von Erd­gas und Atomkraft.
Die ÖDP enga­giert sich seit Jah­ren gegen den Bau der Jura­lei­tung. Wenn sie in den Land­tag kommt, wird sie eine Über­prü­fung der Pla­nun­gen der Nord-Süd-Gleich­strom­tras­sen und einen Ver­gleich mit alter­na­ti­ven Optio­nen beantragen.
ÖDP_Bayern_Wahlpruefsteine_2023.pdf

DIE LINKE: Lan­des­ver­band Bay­ern – LINKE
Die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber sol­len nach Ansicht der LINKEN in den demo­kra­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zess ein­ge­bun­den wer­den, um die Inter­es­sen der Bür­ger und der Umwelt zu berücksichtigen.
Strom­preis­er­hö­hun­gen für Pri­vat­haus­hal­te und klei­ne Unter­neh­men soll­ten begrenzt und die dezen­tra­le Erzeu­gung von Erneu­er­ba­ren geför­dert wer­den, um die Abhän­gig­keit von Kon­zer­nen zu verringern.
Das euro­päi­sche Super­grid sei eine viel­ver­spre­chen­de Mög­lich­keit, die Ver­sor­gungs­si­cher­heit zu erhöhen.
In Bezug auf die EU-Taxo­no­mie sol­len umwelt­freund­li­che Inves­ti­tio­nen geför­dert wer­den. Eine wei­te­re För­de­rung der Atom­kraft wird abgelehnt.
Ein­satz für dezen­tra­le Ener­gie­er­zeu­gung ohne zen­tra­le Net­ze. Ver­stärk­te Inves­ti­tio­nen in Verteilnetze.
Der Schutz vor Gesund­heits­ge­fah­ren hat höchs­te Priorität.
Der Flä­chen­ver­brauch soll­te auf ein Mini­mum redu­ziert wer­den. Jeder Ein­griff in die Natur muss kom­pen­siert werden.
Die Betei­li­gung bei den Netz­aus­bau­pla­nun­gen ist für DIE LINKE von gro­ßer Bedeu­tung. Jede Ein­schrän­kung die­ser Rech­te wird abgelehnt.
Linke_Bayern_Wahlpruefsteine_2023.pdf

Alter­na­ti­ve für Deutsch­land Bay­ern – AfD
Die AfD lehnt „Kli­ma­neu­tra­li­tät“ sowie „Ener­gie­wen­de ab. Da die AfD den Über­tra­gungs­netz­aus­bau als “Ener­gie­wen­de-Maß­nah­me” ver­steht, lehnt sie mas­si­ven Netz­aus­bau ab.
Es wird trotz der Ableh­nung ein Abbau von Büro­kra­tie und Digi­ta­li­sie­rung der Ver­wal­tung gefor­dert, um den Netz­aus­bau zu beschleunigen.
Die AfD for­dert eine trans­pa­ren­te Ver­öf­fent­li­chung der Kos­ten der Ener­gie­wen­de. Steu­ern auf Strom sei­en dras­tisch zu senken.
Gefor­dert wer­den Stu­di­en zu den poten­zi­el­len Gesundheitsschäden.
Es soll Volks­ent­schei­den auf allen Ebe­nen bei wich­ti­gen gesell­schafts­po­li­ti­schen Vor­ha­ben geben. Ein­schrän­kung des Mit­spra­che­rech­tes wer­den abgelehnt.
Die AfD for­dert das Ende der Ener­gie­wen­de und möch­te Deutsch­land wie­der zum Strom-Net­to­ex­por­teur machen. Befür­wor­tet wird der Wie­der­ein­stieg in die Kernkraft.
AfD_Bayern_Wahlpruefsteine_2023.pdf

Titel­fo­to: Fra­ge­run­de an die Par­tei­en bei der Ver­an­stal­tung “Alt­dorf unter Strom”
V. r. n. l.: Tho­mas Rit­ter, CSU; Felix Locke, FREIE WÄHLER; Andrea Lip­ka, SPD; Oli­ver Sper­ber, ÖDP; Kath­rin Flach Gomez, DIE LINKE; Nico­le San­deck, FDP

Schreibe einen Kommentar