Kla­res Nein zu Minis­ter Alt­mai­ers Beru­hi­gungs­ver­an­stal­tung für Trassengegner

Gemein­sa­me Pres­se­mit­tei­lung zum 17.09.2018

Am 04.09.2018 haben eini­ge Bür­ger­initia­ti­ven (BI’s) der drei Akti­ons­bünd­nis­se gegen Süd­link, Süd­ost­link und Ultra­net Post aus dem Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um (BMWi) bekom­men. Inhalt: Eine Ein­la­dung für einen Gesprächs­nach­mit­tag in Ber­lin am Mon­tag, den 17. Sep­tem­ber 2018.

Alt­mai­ers Ein­la­dung nach Ber­lin ist inak­zep­ta­bel. Die Akti­ons­bünd­nis­se und Bür­ger­initia­ti­ven wer­den die­se Ver­an­stal­tung boykottieren.

Denn Alt­mai­er hat ein Ver­spre­chen geleis­tet. Im Bun­des­tag gab er per Regie­rungs­er­klä­rung zu Pro­to­koll: „Ich ver­spre­che Ihnen: Wenn ich ein hal­bes Jahr im Amt bin, wer­de ich jede pro­ble­ma­ti­sche Lei­tung per­sön­lich ken­nen und besucht haben.“ (S. 1984)

Aus sei­ner ange­kün­dig­ten Besuchs­rei­se, um die Orte und die Men­schen ken­nen­zu­ler­nen, die vom Netz­aus­bau betrof­fen sind, macht Minis­ter Alt­mai­er nun eine unver­bind­li­che Info­ver­an­stal­tung. Zu die­ser sol­len die BI‘s auf eige­ne Kos­ten an einem Mon­tag nach Ber­lin rei­sen. Er selbst wird nicht anwe­send sein. Auch für den Herbst ist laut Aus­kunft des Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums ledig­lich ein wei­te­rer Gesprächs­ter­min geplant, zu dem die Betrof­fe­nen erneut anrei­sen sol­len, um den Wirt­schafts­mi­nis­ter über die Pro­ble­me vor Ort zu infor­mie­ren. Sein Ver­spre­chen hat Minis­ter Alt­mai­er damit gebrochen.

Daher kann es nur ein kla­res Nein zum aktu­el­len Gesprächs­an­ge­bot geben!

Die Bür­ger­initia­ti­ven wur­den zu kei­nem Zeit­punkt bezüg­lich der The­men­aus­wahl, gewünsch­ter Gesprächs­in­hal­te, Tages­ord­nungs­punk­te bzw. eines Vor­trags­rechts in die Pla­nung der Ver­an­stal­tung mit­ein­be­zo­gen. „An Ali­bi­ver­an­stal­tun­gen zum The­ma Netz­aus­bau, wie sie in der Ver­gan­gen­heit zahl­reich und unter erheb­li­chem Auf­wand für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger statt­fan­den,  haben wir kein Inter­es­se mehr“, begrün­det Maria Quanz als Ver­tre­te­rin für den Bun­des­ver­band gegen Sued­Link (BBgS) die gemein­sa­me Ent­schei­dung der Bür­ger­initia­ti­ven. „Da die Spit­zen der Akti­ons­bünd­nis­se und des BBgS erst gar nicht ein­ge­la­den wur­den, ist klar, der Ber­li­ner Gesprächs­ter­min wird kei­ne neu­en Erkennt­nis­se bringen“.

Stra­te­gi­sche Ein­bin­dung verhindern

Das Ange­bot des BMWi hal­ten die Bür­ger­initia­ti­ven für unan­ge­mes­sen. Denn ein unver­bind­li­cher Gesprächs­nach­mit­tag wird den spe­zi­el­len Pro­blem­stel­lun­gen und Gefah­ren an den ein­zel­nen Tras­sen nicht gerecht und ist eine eben­so durch­sich­ti­ge wie ärger­li­che Beschwich­ti­gungs­tak­tik. Die Ver­an­stal­tung in Ber­lin ist nichts als stra­te­gi­sche Ein­bin­dung aus dem Lehr­buch. „Damit wür­de es dem Minis­te­ri­um ermög­licht, zu behaup­ten, es hät­ten ‚kon­struk­ti­ve Gesprä­che‘ statt­ge­fun­den, was bei einem nicht ergeb­nis­of­fe­nen Dia­log aber schlicht nicht mög­lich ist“, kri­ti­siert Dör­te Hamann vom Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost-Trasse.

Für die öffent­li­che Wahr­neh­mung soll der Pro­test durch eine media­le Auf­be­rei­tung als kaum exis­tent und befrie­det dar­ge­stellt wer­den. Als Show­dar­stel­ler für den Medi­en­event in der Bun­des­haupt­stadt wol­len sich die Bür­ger­initia­ti­ven nicht miss­brau­chen lassen.

Netz­aus­bau dient nicht der Energiewende

Das Man­tra über den angeb­lich not­wen­di­gen Trans­port von Wind­strom in den ener­gie­ar­men Süden Deutsch­lands war und ist ein wirk­sa­mer Schach­zug, um zu sug­ge­rie­ren, der mas­si­ve Neu­bau von Strom­tras­sen sei der Ener­gie­wen­de zuzu­schrei­ben. Einer kri­ti­schen Prü­fung hält die­se Behaup­tung jedoch nicht Stand. Das Ein­ge­ständ­nis, dass die gro­ßen Über­tra­gungs­lei­tun­gen in ers­ter Linie dem grenz­über­schrei­ten­den Strom­han­del und somit der Gewinn­ma­xi­mie­rung für die Groß­kon­zer­ne auf Kos­ten der Strom­kun­den die­nen, lie­ße sich nicht annä­hernd so gut ver­kau­fen. Die Tat­sa­che, dass Deutsch­land als Tran­sit­land für Euro­pas  Strom­ver­bund­netz eine zen­tra­le Rol­le spie­len soll, könn­te eben­falls unlieb­sa­me Fra­gen auf­wer­fen – nicht zu ver­ges­sen die wei­te­ren Koh­le- und Atom­strom­lie­fe­run­gen aus dem benach­bar­ten Aus­land. Mit einer bes­se­ren regio­na­len Ver­tei­lung der Erzeu­gung Erneu­er­ba­rer Ener­gien und Spei­cher­tech­nik wird die der­zei­tig geplan­te hohe Anzahl an neu­en Strom­tras­sen tech­nisch und wirt­schaft­lich überflüssig.

Fran­zis­ka Hen­ner­kes vom Akti­ons­bünd­nis Ultra­net betont, „dass es sich bei den HGÜ-Tras­sen um rei­ne Trans­port­lei­tun­gen han­delt, ohne Ein­spei­sungs- und Abnah­me­mög­lich­keit. 97 Pro­zent aller rege­ne­ra­ti­ven Anla­gen befin­den sich jedoch im regio­na­len Ver­teil­netz. Damit die­nen die ‚Strom­au­to­bah­nen‘ haupt­säch­lich dem kli­ma- und umwelt­schäd­li­chen Trans­port von Atom- und Koh­lestrom. Die Behaup­tung von Minis­ter Alt­mai­er, die geplan­ten Tras­sen sei­en alter­na­tiv­lo­ser Bestand­teil der Ener­gie­wen­de, ist unzulässig.“

Wider­stand zwecklos?

Wer sich also vor die Pres­se­mi­kro­pho­ne stellt und voll­mun­dig den Strom­lei­tungs­aus­bau zur Chef­sa­che erklärt, muss sich den drin­gen­den Fra­gen der Betrof­fe­nen vor Ort stel­len. In Anbe­tracht der Land­tags­wah­len in Bay­ern und Hes­sen reicht es nicht, den Bür­ger­initia­ti­ven zu raten, end­lich den Wider­stand gegen den Netz­aus­bau auf­zu­ge­ben. Durch Ver­brei­tung von Halb­wahr­hei­ten und geziel­ter Irre­füh­rung der Bevöl­ke­rung wer­den sich die Gemü­ter der Men­schen in den betrof­fe­nen Regio­nen nicht beru­hi­gen lassen.

Der Pro­test der Akti­ons­bünd­nis­se und Bür­ger­initia­ti­ven seit Anfang 2014 hat eines gezeigt: Wer unbeug­sa­men Wider­stand signa­li­siert, gewinnt. Das weiß auch Bun­des­netz­agen­tur-Chef Jochen Homann: “Eine Pla­nung gegen die Total­ab­leh­nung in man­chen Regio­nen war schlicht nicht erfolgs­ver­spre­chend.” (Zitat Jochen Homann, Bundesnetzagentur)

Neu­start der Dis­kus­si­on um den Netz­aus­bau notwendig

Tat­säch­lich hat bis­lang auf kei­ner ver­gleich­ba­ren Ver­an­stal­tung jemals ein Dia­log statt­ge­fun­den, der die­sen Namen ver­dient hätte.

Einem ergeb­nis­of­fe­nen Dia­log wer­den sich die Bür­ger­initia­ti­ven nicht ver­schlie­ßen. Dabei erwar­ten wir, dass das The­ma Ener­gie­wen­de und Kli­ma­schutz mit einem raschen Koh­le­aus­stieg als gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be betrach­tet und so schnell wie mög­lich in die Tat umge­setzt wird. Unter die­ser Prä­mis­se muss die Netz­aus­bau-Pla­nung kri­tisch hin­ter­fragt wer­den. Geschwärz­te Zah­len in Geneh­mi­gungs­be­schei­den ver­hin­dern eine trans­pa­ren­te Kon­trol­le der Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber und sind offen­zu­le­gen. Es ist untrag­bar, dass der Netz­aus­bau als Geld­druck­ma­schi­ne für Groß­kon­zer­ne und Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber auf Kos­ten der Bevöl­ke­rung miss­braucht wird. 

Für die Bürgerinitiativen:

Dör­te Hamann
Spre­che­rin Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost-Tras­se (ABSOT)

pressestelle@stromautobahn.de
www.stromautobahn.de

 

Fran­zis­ka Hennerkes
Spre­che­rin Akti­ons­bünd­nis Ultranet

info@aktionsbuendnis-ultranet.de
www.aktionsbuendnis-ultranet.de 

 

Maria Quanz
Vor­stands­mit­glied BBgS
Bun­des­ver­band der BI gegen SuedLink

kontakt@bundesverband-gegen-suedlink.de
www.bundesverband-gegen-suedlink.de

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