Von: Jürgen Rupprecht
Ist die Notwendigkeit der Süd-Ost-Monstertrasse schon entschieden? Und ist damit – wie viele vermuten – der Energie-Dialog in München nur eine Alibi-Veranstaltung? Frau Susann Biedefeld (SPD), MdL, Mitglied im Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten des Bayerischen Landtags und Sprecherin der oberfränkischen SPD-Landtagsabgeordneten schrieb in einem Antwortschreiben an die BI Pavelsbach Mitte Dezember 2014 unter anderem: [Zitat]: “[…] Aktuellen Aussagen des Vizepräsidenten der Bundesnetzagentur, Peter Franke, zufolge, wird jedoch die Gleichstromtrasse Süd-Ost mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit umgesetzt werden. Demnach kommt die Bundesnetzagentur zu dem Ergebnis, dass die Versorgungssicherheit auch bei einer regionalen Energieerzeugung in Bayern irgendwann an ihre Grenzen stoßen würde. […]”
Hier ein Pressebericht über die Aussagen des Vizepräsienten der BNA, Peter Franke: www.oberpfalznetz.de/nachrichten/4423353–510-brauchen-neue-uebertragungsnetze,1,0.html
Zitat aus dem Bericht: »Peter Franke glaubt nicht an grundlegende Änderungen bei den Plänen für den Ausbau der Höchstspannungsstromnetze in Deutschland. […] „Es gibt viele Hinweise, dass das Bundesbedarfsplangesetz aus dem Sommer 2013 weiterhin Bestand haben wird”, sagte Franke auf einer Veranstaltung des CSU-nahen Wirtschaftsbeirats Bayern in München. In diesem seinerzeit von Bundestag und Bundesrat auch mit den Stimmen der CSU verabschiedeten Gesetz ist unter anderem die Notwendigkeit der “Südost-Passage” durch Bayern festgeschrieben. Trotz der von den Kritikern des Trassenausbaus vorgelegten Alternativlösungen gehe er davon aus, dass an den jetzt geplanten Nord-Süd-Verbindungen kein Weg vorbei führe. “All diese Alternativen machen den Netzausbau in wesentlichen Teilen nicht ersetzbar”, so Franke. Das gelte für den Bau neuer Gaskraftwerke in Bayern, den Zukauf von Kraftwerksleistung aus Österreich und die dezentrale Stromproduktion.
Im Einzelnen führte Franke aus, dass eine mit Kleinanlagen über Bayern verteilte Energieerzeugung bei der Versorgungssicherheit schnell an ihre Grenzen stoßen würde. Sie sei letztlich nur für die örtliche Versorgung von Privathaushalten geeignet, nicht aber für industrielle Großanlagen. « 🙁
Meine Meinung: Wir kämpfen in München gegen Windmühlen. Nach wie vor werden wir nicht wirklich ernst genommen. Die Trassenbefürworter haben gar kein Interesse, sich eingehend mit den vorgelegten Alternativlösungen und damit mit einer ernst gemeinten Energiewende zu beschäftigen. Sie bemühen lieber ihre Mantras – die einfach nur Lügen sind:
- „Die Süd-Ost-Trasse ist unverzichtbar, um Offshore-Windstrom nach Bayern zu bringen.“
- “Über die Süd-Ost-Trasse wird in erster Linie Windstrom transportiert.”
- „Der Widerstand gegen die Trassen gefährdet die Energiewende.“
- „Ohne die HGÜ-Trassen wir eine Hochpreis-Zone in Süddeutschland entstehen.“
- “Trotz der vorgelegten Alternativlösungen ist die Süd-Ost-Trasse erforderlich, um jederzeitige Versorgungssicherheit in Bayern zu gewährleisten. Ansonsten droht der Blackout.“
Diese fünf Aussagen (und es gibt noch weitere ähnliche) sind schlechtweg falsch, wie schon mehrfach dargelegt wurde. Aber im Energiedialog wird dem keinerlei Rechnung getragen. Vielmehr wird nach dem Motto verfahren: „Man muss eine falsche Aussage nur oft genug wiederholen – möglichst aus verschiedenen Mündern -, irgendwann wird sie dann schon von allen geglaubt.“
Aber NICHT von UNS! WIR wissen, dass von den Stromtrassen in erster Linie die Stromkonzerne (und ihre Töchter, die Braunkohleabbauer und ‑verstromer) sowie die Finanzinvestoren profitieren. Und ebenso die europaweiten Stromhändler- genauer: Stromverschieber. Und die Megapark-Betreiber sowie die zusätzlichen Atomkraftwerke, die auch in Europa neu geplant werden. de.statista.com/statistik/daten/studie/157767/umfrage/anzahl-der-geplanten-atomkraftwerke-in-verschiedenen-laendern/
Die Wahrheit: Die Süd-Ost-Trasse ist für eine ernst gemeinte Energiewende nicht erforderlich – sie gefährdet sie vielmehr! Eine ernst gemeinte Energiewende funktioniert NUR OHNE Süd-Ost-Trasse! gez. Dr. Jürgen Rupprecht
Hallo Jürgen Rupprecht,
sicherlich hast Du Recht, aber ich glaube auch, dass es unrealistisch ist, in der aktuellen Situation, von einem Befürworter der Trasse, ein “Vielleicht” zu hören.
Die Standpunkte sind klar und werden durch den Energiedialog nur noch bestätigt.
Um so wichtiger ist es, den Energiedialog bis zum Ende zu begleiten, um sicherzustellen, dass unsere Meinung im Abschlußpapier korrekt abgebildet wird.
Im Übrigen ist der aktuelle überarbeitete NEP 2014 reif für den Papierkorb, da die Randbedingungen unter denen er erstellt wurde nicht mehr stimmen.
Lieber Matthias,
was den überarbeiteten NEP 2014 angeht, schön wär´s. Prof. v. Hirschhausen machte am 09.12. in Creußen ja bereits deutlich, dass die BNetzA ihn nicht genehmigen darf, da er der Energiewende zuwider läuft. Hier kann die Agentur ihre Neutralität, zu der sie verpflichtet ist, beweisen, indem sie Sachargumenten folgt und nach ihnen entscheidet. Ich sehe das aber skeptisch, denn in dem Fall dürfte ein Vizepräsident dieser Behörde gar kein Trassenbefürworter sein sondern müsste den Energiedialog abwarten und unabhängige Experten zur Notwendigkeit der Trasse hören. Allerdings sprach ja selbst Präsident Jochen Homann in der Vergangenheit immer wieder davon, dass die Kohle als Energieträger unverzichtbar sei. Sie ist aber der größte Auslöser für die Süd-Ost Trasse schlechthin.
Siehe auch nächster Kommentar von Dörte Hammann.
@Maria Estl:
Sie schreiben, Auszug, “.. Allerdings sprach ja selbst Präsident Jochen Homann in der Vergangenheit immer wieder davon, dass die Kohle als Energieträger unverzichtbar sei. ..”
Ja, und die Vergangenheit des Herrn Homann reicht bis in Jahr 2010 zurück. Deutlicher geht es doch nicht.
Lesen Sie hier:
http://www.braunkohle.de/ index.php?article_id=98 &fileName=wom_debriv_125_fin_monopt.pdf
@Matthias Grobleben: Ja. Sie haben völlig Recht: Der E‑Dialog bringt wenig Neues. Die Standpunkte waren vorher klar, sind im E‑Dialog klar und wurden lediglich in Statements bekräftigt.
Aber ist das überhaupt ein Dialog, der da in München läuft?
Nach Sokrates (siehe Wikipedia) baut ein Dialog auf folgender zentralen Grundfrage auf:
[Zitat]
» „Was tust Du da, und wie kommst Du dazu, das … so zu verstehen, wie Du es tust?“
Diese Frage soll nicht zu einer Ursachenforschung, Bewertung oder Beurteilung führen, vielmehr gibt diese Frage Raum und Zeit zur Annahme dessen, was jetzt wirklich bedeutsam ist.
[Anm.: Achtung, nun wird es wichtig.…!!! : ] Die Fähigkeiten zur Mitgestaltung eines sokratischen Dialoges fördern das Treffen verbindlicher Abmachungen und Entscheidungen mit hoher Akzeptanz. Daher ist der Dialog die tragende Verbindung zwischen gemeinsamen (gesellschaftlichen) Zielen, dem konkreten (Entscheidungs-)Verhalten und einer gelebten Gesellschaft.«
[Zitat Ende]
Tja, damit ist klar, dass das KEIN (sokratischer) Dialog ist, der da in München abläuft. Und es ist auch klar, dass die Entscheidung, die am Ende stehen wird, wohl NICHT von hoher Akzeptanz getragen sein wird. Ministerin Aigner hat ja ohnehin die Erwartungen an das Ergebnis des E‑Dialoges bereits deutlich gedämpft.
Ich stimme zu, dass es wichtig ist, den E‑Dialog bis zum Ende zu begleiten und Einfluss auf den Inhalt des Abschlusspapiers zu nehmen.
Darüber hinaus sehe ich es jedoch wie Anita Dieminger, die in einem nachfolgenden Kommentar schreibt: „…so werden wir jedenfalls kein Gehör finden – nicht bei diesen Interessensvertretern! Es wird Zeit für Plan B!„
Die Bundesnetzagentur ist weder in ihren Fragestellungen noch in ihren Zielsetzungen ergebnisoffen. Vizepräsident Peter Franke führt mit seinen verfrühten Stellungnahmen in der Presse die Rolle der BNetzA als staatliches Kontrollorgan ad absurdum. Die vehemente Betonung der Notwendigkeit aller HGÜ-Trassen macht das vorgeschriebene Konsultationsverfahren letztendlich sinnlos. Mehr als eine scheindemokratische Beschäftigungs- und Beruhigungsmaßnahme kann man die Möglichkeit, gegen den NEP 2. Entwurf Einspruch zu erheben, nicht bezeichnen.
Warum handelt die Bundesnetzagentur, als staatliche Stelle zur Neutralität verpflichtet, so einseitig zu Gunsten von Trassen? Es vergeht nahezu kein Tag, an dem nicht ein Repräsentant der Bundesnetzagentur in der Presse mit Artikeln pro Trasse zu vernehmen ist.
Die Kommentierungen zum 2. Entwurf den NEP 2014 soll voraussichtlich ab Februar, nach Abschluss des E‑Dialogs gestartet werden. Mehrfach wurde von Frau Aigner darauf hingewiesen, dass das Ergebnis des E‑Dialogs in die Konsultationen einfließen wird. Dieses Ergebnis des E‑Dialogs steht doch noch gar nicht fest, oder doch?
Absolut destruktiv sind vorweggenommene Kommentare, wie in beigefügtem Link von Peter Franke, Vizepräsident der BNetzA. Kommentierungen zum 2. Entwurf sind de facto überflüssig, wenn das Ergebnis quasi bereits jetzt absehbar ist.
Die Bürger investieren sehr viel Zeit in Kommentierungen des NEP 2014. Die deutliche Mehrheit der 23.000 Eingaben zum 1. Entwurf des NEP 2014 allein gegen die Süd-Ost Trasse, wurde von Amprion und 50Hertz ignoriert. Die Verlängerung des Startpunkts nach Wolmirstedt (in ein angebliches Windparkgebiet) wird auch als “Opportunitätskosten der Akzeptanz” für eine primäre Braunkohletrasse bezeichnet.
Mit Presseveröffentlichungen wie sie von Peter Franke, Vizepräsident der BNetzA, zu vernehmen sind, wird die Akzeptanz einer absehbaren Entscheidung pro HGÜ-Trasse(n) nicht gegeben sein.
Auf diversen Veranstaltungen, wie auch beim E‑Dialog, fällt auf, dass die Vertreter der BNetzA zum Sprachrohr der Übertragungsnetzbetreiber geworden sind.
Ich wünsche mir für die weiteren Gespräche mit der BNetzA beim E‑Dialog mehr Objektivität und Ergebnisoffenheit. Als Steigbügelhalter zur Durchsetzung der Interessen der Übertragungsnetzbetreiber und Energiekonzerne am internationalen Stromhandel sollte die BNetzA nicht dienen.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!-so heißt es. Den Willen für eine echte Energiewende kann ich bei der Bundesnetzagentur in keinem Fall erkennen, der Weg wird von dort aber ganz klar vorgegeben.
Jochen Hohmann von der BNA steht für Kohle (im eigentlichen und im übertragenen Sinn), das kann sich hier jeder in einer aktuellen Sendung anschauen (Die Rückkehr der Kohle):
http://www.youtube.com/watch?v=THCBf1XRu5s
Wen wundert´s da noch, daß paralell zum Energiedialog der 2. NEP herauskam oder ein politisches Frühstück im Bundestag veranstaltet wurde. Wir können uns noch so oft darüber aufregen und auch unsere Argumente sachlich vorbringen, so werden wir jedenfalls kein Gehör finden-nicht bei diesen Interessensvertretern! Es wird Zeit für Plan B!
Frau Aigner hat kurz vor Weihnachten gesagt: es handelt sich um einen Energiedialog – nicht um einen Trassendialog. Letztendlich entscheide ihr Ministerium was kommt in Sachen Stromtrassen. Damit hat sie offen ausgesprochen, was wir als Trassengegner schon länger vermuten: der sog. Energiedialog, “ergebnisoffen” geführt ist reiner Zeitgewinn für die Befürworter und Verschaukeln der Bürger.
Sehr interessant auch die Haltung des großen Energieversorgers Nergie in seiner kostenlosen Zeitschrift an alle Haushalte in der Metropolregion Nürnberg an alle Haushalte vom Januar 15: Zitat von Prof. Matthias Luther/Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg auf eine Frage durch die Nergie-Redaktion: “…ist der Netzausbau notwendig? – Prof. Luther: Aus unserer Sicht ist Netzausbau auf allen Ebenen notwendig, um weiterhin eine sichere Versorgung zu gewährleisten”.
Diese Haltung wird auch im Verlauf des Artikels noch untermauert.
Ein sog. regionaler Energieversorger, der diese Stromtrassen quer durch unsere Heimat/Region befürwortet – ???
https://www.n‑ergie.de/static-resources/content/resources/doc/2014–04_meine_N-ERGIEv.pdf (Seite 12).
Slogan der Nergie: “Nergie – spürbar näher”. Wie passend.