Der Dachverband der Kritischen Aktionäre lud das Aktionsbündnis der Trassengegner zur Hauptversammlung von RWE am 23.04.2015 ein. Für uns bestand so die Möglichkeit, direkt beim wichtigsten Strippenzieher der überdimensionierten Trassenplanungen nach Bayern zu sprechen und den Vorstand mit unseren Fragen und Argumenten zu konfrontieren. Matthias Grobleben von der BI Altdorf/Burgthann und Maria Estl von der BI Steinwald fuhren nach Essen. Hier die Rede von Matthias Grobleben vor Aktionärsversammlung, Vorstand und Aufsichtsrat von RWE.
Sehr geehrte Mitglieder der Firmenleitung, sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte in den folgenden Ausführungen das Verhältnis von RWE zu Amprion und die daraus resultierenden Aktivitäten thematisieren.
Amprion, gegründet im Jahre 2003, und einer der vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland, befindet sich noch immer zu 25,1% im Besitz von RWE.
Damit besitzt RWE eine Sperrminorität und kann die Entscheidungen von Amprion maßgebend beeinflussen. Darüber hinaus sind bei Amprion zwei ehemalige RWE Top-Manager etabliert, die Herren Dr. Brick und Dr. Kleinkorte, die sich sicherlich unverändert RWE verpflichtet fühlen. Mit dieser Konstellation von Besitz und Personal wird die Forderung der EU, Energieerzeugung und Energietransport zu trennen ad absurdum geführt.
Die Firma Amprion hat der Bundesnetzagentur vorgeschlagen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertagungsstrecken (HGÜ) zu bauen. Diese Leitungen werden im Rahmen der Energiewende als unverzichtbar eingestuft und sollen Windstrom vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren.
Wer sich allerdings die Planungen etwas genauer ansieht, muss feststellen, dass eine dieser Leitung in Wolmirstedt beginnt und in Gundremmingen endet.
Diese Erkenntnis ist sicherlich für viele überraschend, da sich Wolmirstedt weder im Norden noch in der Nähe von großen Windparks befindet. Was sich jedoch in der Nähe von Wolmirstedt befindet sind große Braunkohleabbaugebiete!
Gleiches gilt sinngemäß auch für die 2.HGÜ-Leitung unter Amprion‘s Regie, die Trasse Süd-West, nach und von Osterath, auch hier soll der Braunkohleabbau zementiert werden.
Damit sollte allen klar sein, RWE versucht neben der Braunkohlestromerzeugung auch an dem Braunkohletransport zu verdienen und das auch noch auf Kosten der Bürger.
Auf Kosten der Bürger deshalb weil die Trassen schlicht und ergreifend nicht erforderlich sind, wie mehrere Fachleute unabhängig voneinander festgestellt haben, sondern lediglich für Renditeziele der Betreiber errichtet werden. Auf Kosten der Bürger auch deshalb, weil die HGÜ– Technologie bisher hinsichtlich gesundheitlicher Risiken unerforscht ist, d.h. die Bewohner, Kinder wie Erwachsene, entlang der Trassen testen persönlich die Auswirkungen von hochenergetischen Gleichstromfeldern aus.
Auch wenn von allen Experten die Ungefährlichkeit der Strahlung beteuert wird, bei Einführung von Asbest als Dämmmaterial hatten die Experten ein gleiches Statement abgegeben. Heute wissen wir es besser, betroffene Personen haben Entschädigung erhalten und viele Gebäude sind abgerissen worden.
Diese HGÜ Leitungen nochmals zur Erinnerung sollen Braunkohlestrom transportieren, ein uralt Energieträger mit äußerst negativen Auswirkungen auf den CO2 Haushalt der Erde.
An dieser Stelle möchte ich Herrn Hans-Ulrich Engel Finanzvorstand von BASF zitieren, der folgende Aussage machte:
Ich zitiere:
Ein Unternehmen ist kein Museum, in das man einmal die Bilder hängt, um sie dann immer wieder zu betrachten, sondern befindet sich in einem ständigen Wandel.
Wenn diese Aussage von Herrn Engel auf die aktuelle Situation der RWE AG übertragen wird, so kann festgestellt werden, dass es sich bei RWE um ein prähistorisches Museum handelt.
Seit der Weimarer Republik haben sich Verbindungen zwischen Energieerzeugern wie RWE und den jeweiligen Regierungen herausgebildet. Diese Verbindungen haben in der Vergangenheit zu guten wirtschaftlichen Ergebnissen geführt und RWE zu der Firma gemacht wie sie heute existiert, d.h. auch mit den aktuellen Problemen.
Leider hat das Management in der Vergangenheit, wie auch aktuell, kläglich versagt. Um bei dem Bild zu bleiben, es wurde Staub gewischt, aber versäumt die Bilder umzuhängen oder gar auszutauschen.
Herr Terium hat diese Situation eingangs in seiner Rede sogar bestätigt.
Die heutige Situation der RWE ist auf völlige Ideenlosigkeit und auf völlig fehlenden Weitblick der Firmenleitung zurückzuführen. Die Zukunft der Energieversorgung liegt eben nicht bei Braunkohle, Steinkohle oder Atomstrom, sondern bei regenerativen Energiequellen.
Aber da in dem RWE Museum nichts verändert werden darf, wird krampfhaft versucht den heutigen Energiemix festzuschreiben und Geld in Übertragungsleitungen
investiert, die Braunkohlestrom und Atomstrom aus dem Ausland übertragen sollen und technisch nicht erforderlich sind.
Ich frage daher den Vorstand, weshalb RWE nicht in die Erforschung von Speichertechnologien investiert, da diese Technologie dringend benötigt wird um die aktuell stark schwankende Einspeisung aus regenerativen Energiequellen besser an den Energiebedarf anzupassen.
Mit dieser Technologie wird zukünftig Geld verdient werden.
Ich frage auch den Vorstand, weshalb RWE nicht in die Erforschung von intelligenten dezentralen Netzen investiert, da diese Technologie, genauso wie die Speichertechnologie, die Basis für eine zukunftsfähige Energieversorgung sein werden.
Die Antworten bitte ich auch in schriftlicher Form an meine, Ihnen bekannte Adresse zu senden. Meine Damen und Herren, die Zeit von Großkraftwerken und Stromautobahnen ist abgelaufen und es wird Zeit sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen, mit anderen Worten, das Museum muss neu gestrichen werden.
Passiert das nicht jetzt, dann ist zu befürchten, dass wir in einigen Jahren neben der stillgelegten Zeche Zollverein, auch die stillgelegten Verwaltungsgebäude von RWE besichtigen dürfen.
Ich appelliere daher an Sie, die Aktionäre, den Vorstand nicht zu entlasten und damit einen ersten wichtigen Schritt in Richtung RWE-Renovierung zu machen. Herr Schmitz, Sie haben ausgeführt, das der Netzausbau risikoloser ist, bei 9,05% Eigenkapitalrendite stimme ich Ihnen auch zu, aber diese Aussage ist erneut der Bewis,
dass Sie sich nur auf Vorgaben von außen konzentrieren und keine eigenen Ideen entwickeln; von einem Top-Manager erwarte ich mehr.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit