von Lina Hummel <lina‑h@t‑online.de>
Am bundesweiten Widerstand gegen Stromtrassen und das Planungssicherstellungsgesetz beteiligten sich auch die Bürgerinitiativen aus dem Landkreis Roth. Auch in Oberreichenbach fand eine Protestaktion statt.
Nach einem Rundruf stand innerhalb einer halben Stunde fest, die Oberreichenbacher schließen sich mit einer eigenen Veranstaltung dem bundesweiten Protest-Aktionstag an, um gegen den geplanten Ersatzneubau, dem Hochrüsten auf 380 kV, dem überdimensionierten Netzausbau und gegen das Planungssicherstellungsgesetz und für die dezentrale Energiewende zu demonstrieren.
Aktueller Hauptgrund der Proteste ist das erst vor kurzem von Bundestag und Bundesrat im Eiltempo beschlossene Planungssicherstellungsgesetz (PlanSiG). Es betrifft insgesamt 22 Gesetze – darunter z.B. das Bundesnaturschutzgesetz, die Umweltverträglichkeitsprüfung, das Energiewirtschaftsgesetz, das Wasserhaushaltsgesetz, das Netzausbaubeschleunigungsgesetz und auch das Bauleitplan- oder Raumordnungsverfahren. Das neue Gesetz betrifft alle Großprojekte – somit auch das Planungs- und Genehmigungsverfahren der Stromtrasse Juraleitung P53. Die Öffentlichkeitsbeteiligung und Bürgerrechte werden unter dem Vorwand der COVID-19 Pandemie massiv eingeschränkt, da Bekanntmachungen von Unterlagen und Informationen nur noch über das Internet zugänglich gemacht werden. Erörterungstermine sollen in eine völlig wirkungslose Online-Konsultation umgewandelt oder – je nach Gesetz – sogar ganz entfallen. Laut dem namhaften Rechtsanwalt Baumann aus Würzburg, der viele Trassengegner rechtlich vertritt, soll sogar der Rechtsschutz gegen dieses rechtswidrige Handeln ausgeschaltet werden.
Mit rotgelben Andreaskreuzen, Warnwesten und Bannern wurde an der geplanten Trasse in Oberreichenbach protestiert. Leider musste auf Grund der Corona-Pandemie die Teilnehmerzahl begrenzt werden. Dadurch mussten Viele abgewiesen werden und konnten Ihren Protest nicht öffentlich bekunden. Der stellvertretende Landrat Walter Schnell konnte leider nicht anwesend sein, er wünschte aber viel Erfolg und gutes Gelingen für unsere Aktion. Die Bürgermeister Wolfram Göll , Andreas Lippert und der Landtagsabgeordnente Volker Bauer zeigten durch Anwesenheit ihre Solidarität.
Kammerstein ist eine der sechs Gemeinden aus dem Landkreis Roth, welche von der Südvariante neu betroffen wäre. In Oberreichenbach durchquert die Süd-Trasse das Volkachtal und beschädigt Natur- Wasser‑, Vogel- und Landschaftsschutzgebiete, sowie Bannwald. Allein hier würden in der Laubenhaid und am Heidenberg 44 ha Wald abgeholzt. Die Alternative dazu ist den Bannwald mit rd. 90 Meter hohen Strommasten zu überspannen. Diese wären dann sogar von Nürnberg aus zu sehen und würden einen massiven Eingriff in das Landschaftsbild im Volkachtal und am Heidenberg bedeuten. In Haag geht die Trassenvariante knapp am Autohof – einer großen Tankstelle – an der Autobahn vorbei.
Im Landkreis Roth fanden neben Oberreichenbach noch weitere Aktionen in Büchenbach, Gustenfelden, Schwanstetten und auf dem Marktplatz in Roth und Schwabach statt. Auch die Bürgerinitiativen aus Schwabach-Unterreichenbach und Schwabach-Obermainbach schlossen sich unserem Protest an. Zum Abschluss trafen sich die Oberreichenbacher, mit Büchenbach, Schwanstetten und Hermann Lorenz vom Energiebündel Roth-Schwabach e.V. am Rother Marktplatz um auch hier nochmal auf die Thematik aufmerksam zu machen. Insgesamt zeigten bundesweit rund 60 Bürgerinitiativen entlang der geplanten Trassen den Politikern ihre Unzufriedenheit mit der Energiepolitik deutlich.