Fun­dier­te Stel­lung­nah­me der BI-Alt­dor­f/­Burgt­hann

Die BI Raum­wi­der­stand Alt­dorf-Burgt­hann hat ihre aus­führ­lich recher­chier­te und begrün­de­te Stel­lung­nah­me zum NEP2014/II an die Bun­des­netz­agen­tur ver­sen­det. Nach­fol­gend kön­nen Sie das zuge­hö­ri­ge Anschrei­ben lesen, die aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me wird im Anschluss die­ses Arti­kels zum Down­load angeboten.

Stel­lung­nah­me der BI Raum­wi­der­stand Alt­dorf-Burgt­hann zum Netz­ent­wick­lungs­plan Strom 2024 und Umweltbericht

Sehr geehr­te Damen und Herren,

nach­fol­gend erhal­ten Sie die Stel­lung­nah­me der Bür­ger­initia­ti­ve Raum­wi­der­stand Altdorf/Burgthann zum „Netz­ent­wick­lungs­plan Strom 2014 – Zwei­ter Ent­wurf“ vom 04.11.2014 und dem vor­läu­fi­gen Prü­fungs­er­geb­nis sei­tens der Bun­des­netz­agen­tur. Gemein­sam mit wei­te­ren mit­tel­frän­ki­schen Bür­ger­initia­ti­ven ver­tre­ten wir die Inter­es­sen von über 160.000 Bür­gern im Land­kreis Nürn­ber­ger Land. Wir legen zudem zeit­gleich Wider­spruch ein, da es für die Bür­ger nicht ersicht­lich ist, ob und in wel­cher Form die 26.064 Ein­sprü­che zum ers­ten Ent­wurf des Netz­ent­wick­lungs­plans Strom 2014, sowie die Ergeb­nis­se des baye­ri­schen Ener­gie­dia­logs in den durch die Bun­des­netz­agen­tur auf http://www.netzausbau.de  ver­öf­fent­lich­ten Doku­men­ten berück­sich­tigt wurden.

Betrifft: Kor­ri­dor D / Neu­bau der HGÜ-Ver­bin­dun­gen zwi­schen Wol­mir­stedt – Gund­rem­min­gen und in nach­fol­gen­der Pla­nung Gund­rem­min­gen – Güstrow

Wir for­dern Sie auf, die Pla­nun­gen des Neu­baus die­ser HGÜ-Tras­se voll­stän­dig ein­zu­stel­len. Die Not­wen­dig­keit – glei­ches gilt ana­log für den Sued­Link – wird von unab­hän­gi­ger Exper­ten­sei­te aus­ge­schlos­sen. Es lie­gen weder wis­sen­schaft­lich, noch gesell­schaft­lich aner­kann­te Aus­sa­gen vor, dass die gesund­heit­li­che Belas­tung der Bevöl­ke­rung durch das geplan­te Pilot­pro­jekt im Kor­ri­dor D aus­ge­schlos­sen wer­den kann. Die Strah­len­schutz­kom­mis­si­on (SSK) äußert sich in ihrem Papier vom 12.09.2013 zu den „Bio­lo­gi­schen Effek­ten der Emis­sio­nen von Hoch­span­nungs-Gleich­strom­über­tra­gungs­lei­tun­gen (HGÜ)“ der­art völ­lig kor­rekt, dass viel­fach belast­ba­re Stu­di­en feh­len, bzw. in nicht hin­rei­chen­der Anzahl vor­han­den sei­en, um die wis­sen­schaft­li­che Evi­denz der Unbe­denk­lich­keit zu sichern.

Der von der Bun­des­re­gie­rung ein­ge­setz­te Ethik­rat hat sich in sei­ner Stu­die „Deutsch­lands Ener­gie­wen­de – Ein Gemein­schafts­werk für die Zukunft“ vom 30.05.2011 durch die Ver­harm­lo­sung sei­tens der Netz­be­trei­ber „es han­de­le sich doch nur um Gleich­strom“ in unwis­sen­schaft­li­cher, nicht nach­voll­zieh­ba­rer Wei­se blen­den las­sen, oder sich dem Dik­tat der Alter­na­tiv­lo­sig­keit „Die Strom­au­to­bah­nen sind das Rück­grat der Ener­gie­wen­de“ viel­leicht auch aus Unkennt­nis unterworfen?

Wesent­li­che Bedürf­nis­se und Anfor­de­run­gen der Bür­ger hin­sicht­lich der gesell­schaft­li­chen Akzep­tanz und des Gelin­gens der Ener­gie­wen­de wer­den fort­lau­fend von den han­deln­den Netz­be­trei­bern, der Bun­des­netz­agen­tur und von Herrn Wirt­schafts- und Ener­gie­mi­nis­ter Sig­mar Gabri­el igno­riert, wie die ers­ten Umfra­ge­er­geb­nis­se des Stake­hol­der Panels „Aus­bau der Strom­net­ze im Rah­men der Ener­gie­wen­de“ des IZT ein­drucks­voll bele­gen. Die Bür­ger fra­gen sich: „Wo ist eigent­lich noch der Unter­schied zwi­schen die­sen Gruppierungen?“.

Alle Pla­nun­gen müs­sen in ers­ter Linie zum Nut­zen der Bür­ger erfol­gen, Lebens­räu­me und Ent­wick­lungs­chan­cen für künf­ti­ge Gene­ra­tio­nen respek­tie­ren und schützen!

Der euro­päi­sche Strom­han­del mit Pri­mär­quel­len aus Kern­kraft und Braun­koh­le, bei unwäg­ba­ren und tech­no­kra­tisch-inge­nieur­wis­sen­schaft­lich nicht kal­ku­lier­ba­ren Risi­ken, kann nicht die Grund­la­ge der Netz­ent­wick­lung in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land dar­stel­len, da dies dia­me­tral zu den Inter­es­sen und Bedürf­nis­sen der Bür­ger steht.

Die bereits oben ange­spro­che­ne, der Netz­ent­wick­lung zugrun­de­lie­gen­de Prä­mis­se „die HGÜ-Lei­tun­gen sind das Rück­grat der Ener­gie­wen­de“ ist, so wie in der nach­fol­gen­den aus­führ­li­chen Stel­lung­nah­me begrün­det und aus­führ­lich belegt wird, aus­schließ­lich den exten­si­ven Finanz­in­ter­es­sen der Inves­to­ren unter­ge­ord­net und geschul­det. Die dar­aus fol­gen­den Ver­wer­fun­gen auf dem Ener­gie­sek­tor sind in ihrer öffent­lich dar­ge­stell­ten „Alter­na­tiv­lo­sig­keit“ voll­stän­dig zu hin­ter­fra­gen und noch viel mehr: in der vor­lie­gen­den Form strikt und gene­rell abzulehnen!

In der media­len Wahr­neh­mung ist die als Kon­troll­in­stanz für die Inter­es­sen des Staa­tes (=Steu­er­zah­ler und Wäh­ler) ein­ge­setz­te Bun­des­netz­agen­tur bedau­er­li­cher­wei­se nicht mehr von den durch die Pres­se – meis­tens unre­flek­tiert und nahe­zu gleich­ge­schal­te­ten – kol­pol­tier­ten Mel­dun­gen der Netz­be­trei­ber unter­scheid­bar. Wir for­dern Sie daher auf, der poli­tisch gestütz­ten Panik­ma­che selbst­be­wusst ent­ge­gen­zu­tre­ten und wahr­haf­tig auf­zu­tre­ten. Über­neh­men Sie die Ver­ant­wor­tung für heu­ti­ge und zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen indem Sie die dezen­tra­le Aus­prä­gung der Ener­gie­wen­de för­dern. Das ist Ihre, als staat­lich ein­ge­setz­tes Organ, im Kern vor­lie­gen­de, von den Bür­gern erwar­te­te und über Steu­ern finan­zier­te Auf­ga­be. Die Ver­sor­gungs­si­cher­heit in Süd­deutsch­land ist jeder­zeit ohne den Lei­tungs­bau im Kor­ri­dor D und dem Sued­Link sicher­ge­stellt, wie nicht nur der baye­ri­sche Ener­gie­dia­log nach­hal­tig gezeigt hat. Wie kann es dann sein, dass sich eine Behör­de mög­li­cher­wei­se den Inter­es­sen der Kapi­tal­ge­ber unter­ord­net? Wie kann es sein, dass eine Behör­de, statt sich auf die eige­ne Fach­kom­pe­tenz zu ver­las­sen, mit den Daten und Simu­la­ti­ons­werk­zeu­gen der Netz­be­trei­ber arbei­tet und dann nicht über­ra­schend zu den­sel­ben Ergeb­nis­sen kommt? Sind das viel­leicht schon die ers­ten Anzei­chen und Vor­bo­ten von TTIP, CETA und Co.?

Wei­ter­hin ist aus den vor­läu­fi­gen Kom­men­tie­run­gen der Bun­des­netz­agen­tur zur Netz­ent­wick­lung Strom nicht ersicht­lich, wie die Ergeb­nis­se des baye­ri­schen Ener­gie­dia­logs berück­sich­tigt wur­den! In der Arbeits­grup­pe 4 wur­de sei­tens der ÜNB offen von den soge­nann­ten “Oppor­tu­ni­täts­kos­ten der Akzep­tanz” zur Ver­län­ge­rung von Bad Lauch­städt nach Wol­mir­stedt gespro­chen. Zudem hat Hr. Prof. von Hirsch­hau­sen am 10.01.2015 in der Arbeits­grup­pe 4 den NEP 2014/II  voll­stän­dig abge­lehnt, da die­ser weder die wah­ren Kos­ten des Neu­baus von HGÜ-Tras­sen, noch wahr­haf­ti­ge Aus­sa­gen zu den CO2-Kli­ma­zie­len bis 2020 der Bun­des­re­gie­rung ent­hält. Wir zitie­ren Herrn Prof. von Hirsch­hau­sen: “Der NEP 2014 ist für die Ton­ne!”. Die­se For­mu­lie­rung wird Hr. Doll von der Bun­des­netz­agen­tur bestä­ti­gen kön­nen, da er bei dem Vor­trag anwe­send war. 

Das Ergeb­nis des baye­ri­schen Ener­gie­dia­logs, vor­ge­tra­gen im Abschluss­state­ment am 02.02.2015 von der Wirt­schafts- und Ener­gie­mi­nis­te­rin des Frei­staats Bay­ern, Frau Ilse Aigner, geht nicht von der Not­wen­dig­keit zwei­er HGÜ-Lei­tun­gen (Sued­link und Kor­ri­dor D) zur Sicher­stel­lung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit Bay­erns aus, es lau­tet 2‑x. Wir sagen aus ener­gie­tech­ni­scher und gesell­schafts­po­li­ti­scher Sicht: x=2!

Kon­se­quen­tes und nach­hal­ti­ges Ver­fol­gen einer dezen­tra­len Ener­gie­wen­de benö­tigt kei­ne der geplan­ten HGÜ-Lei­tun­gen, viel­mehr ist eine “Spei­cher­of­fen­si­ve” in For­schung und Ent­wick­lung gefor­dert; Frau Minis­te­rin Aigner hat dies erkannt. Und es ist aus­rei­chend Zeit. Die beim Vor­trag von Fr. Aigner anwe­sen­den Ver­tre­ter der Bun­des­netz­agen­tur, u.a. Herr Zer­res, haben die Fak­ten ver­nom­men, set­zen sie aber offen­sicht­lich – viel­leicht aus poli­ti­schen Vor­ga­ben her­aus – nicht um. 

Die BI Raum­wi­der­stand Altdorf/Burgthann weist Sie daher noch­mals dar­auf hin, dass die Bun­des­netz­agen­tur als staat­li­che Ein­rich­tung von den Steu­er­zah­lern finan­ziert wird! Glei­ches gilt für die als sit­ten­wid­rig ein­zu­stu­fen­de Eigen­ka­pi­tal­ren­di­te von 9,05% zur Finan­zie­rung der HGÜ-Lei­tun­gen. Bei­de Aspek­te müs­sen des­halb steu­er­zah­l­er­freund­lich betrach­tet wer­den und dür­fen dem Wohl­erge­hen aller Bür­ger der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land nicht scha­den; das ist Ihr wah­rer Auftrag. 

Dar­über hin­aus tre­ten wir vor­aus­ei­lend der mög­li­chen Behaup­tung Ihrer­seits ent­ge­gen, es han­de­le sich bei der zu erwar­ten­den hohen Anzahl an Stel­lung­nah­men um einen Seri­en­brief. Die Stel­lung­nah­men aller in der BI Raum­wi­der­stand Altdorf/Burgthann orga­ni­sier­ten akti­ven Mit­glie­der drü­cken deren per­sön­li­che Mei­nung und Hal­tung aus, sind per­sön­lich unter­schrie­ben und daher auch per­sön­lich zu beant­wor­ten. Es ist für uns inak­zep­ta­bel dass, wie uns meh­re­re MdBs bestä­tigt haben, Ant­wor­ten Ihrer­seits nicht vor­ge­se­hen sind.

Für den Bür­ger ist es daher – lei­der auch bei Ihrer Behör­de – nicht mehr nach­voll­zieh­bar, wie und in wel­cher Form – auch für die­je­ni­gen ohne Inter­net­zu­gang – die Stel­lung­nah­men ver­öf­fent­licht wer­den; Trans­pa­renz sieht anders aus und die Fra­ge möge erlaubt sein: „Wem die­nen Sie eigentlich?“

Mit der Ver­öf­fent­li­chung unse­res Anschrei­bens und der in der Anla­ge ent­hal­te­nen, aus­führ­lich begrün­de­ten und beleg­ten Stel­lung­nah­me sind wir ein­ver­stan­den und freu­en uns aus­drück­lich dar­auf. Wir erwar­ten zu jedem Aspekt eine belast­ba­re Stel­lung­nah­me Ihrer­seits – eben­falls nicht infor­ma­ti­ons­tech­nisch auf­be­rei­tet – und ver­blei­ben immer noch gesprächsbereit

mit freund­li­chen Grüßen

Für die  BI Raum­wi­der­stand Altdorf/Burgthann

Frank A m b r o s                         Anni B l ü m l                             Lin­da B ü t t n e r

Kers­tin F r e y                            Mat­thi­as G r o b l e b e n               Dr. Tho­mas G r ü n d e r 

Ralph K u b a l a                          Wer­ner M e r k e l                      Jut­ta N a u h a r d t – M ü l l e r

 Anla­ge: Aus­führ­li­che Stel­lung­nah­me der BI Raum­wi­der­stand Altdorf/Burgthann

Ein Gedanke zu „Fun­dier­te Stel­lung­nah­me der BI-Alt­dor­f/­Burgt­hann“

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