Frau Aigner, was ist los?

Was ist nur los bei uns in Bay­ern? Eigent­lich war­te ich auf das Ende des Ener­gie­dia­logs und einer Ent­schei­dung in Sachen Strom­tras­sen. Lei­der höre und sehe ich immer wie­der Aus­sa­gen, die ein Ende schon vor­weg zu neh­men scheinen.

Am 21.01.2015 zitiert der Münch­ner Mer­kur Ilse Aigner mit den Wor­ten “Ich bin mir sicher, dass wir nicht zwei Lei­tun­gen brau­chen wer­den” (www.merkur-online.de/politik/aigner-eine-stromtrasse-durch-bayern-kommt-4661757.html). Ein paar Stun­den spä­ter hör­te ich in der Sen­dung “Bür­ger Forum live” (http://br.de/s/1Z4YwX5) die glei­che Aussage.

Ich hat­te dann mit Absicht die­se Nach­richt nicht wei­ter kom­mu­ni­ziert, um kei­ner Falsch­aus­sa­ge auf den Leim zu gehen. Im lau­fe der Woche ent­wi­ckel­te sich die gan­ze Ange­le­gen­heit dann inter­es­sant wei­ter. Heu­te ist auf den Inter­net­sei­ten des BR und der Süd­deut­sche zu lesen, dass die CSU ner­vös wird und See­ho­fer sau­er auf sei­ne Minis­te­rin ist.

See­ho­fer scheint mit dem der­zei­ti­gen Ver­hal­ten Ver­hal­ten sei­ner Mit­ar­bei­ter nicht sehr zufrie­den zu sein. Meh­re­re Agen­tu­ren berich­ten, dass der Baye­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent und auch eini­ge ande­re Abge­ord­ne­te ver­är­gert reagiert hät­ten. Kom­men­tie­ren woll­te See­ho­fer das nicht.

Am Ran­de der Klau­sur­ta­gung  in Wild­bad Kreuth sag­te eine Spre­che­rin des Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums gegen­über dem BR “Wir gehen davon aus, dass für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit in Bay­ern nur eine Tras­se not­wen­dig ist. Das zeich­net sich als Ergeb­nis des Ener­gie­dia­logs ab.” Aigner rela­ti­ver­te die­se Aus­sa­ge, sie wol­le das Ende des Ener­gie­dia­logs erst ein­mal abwarten.

Ich kann die­ses gan­ze hin und her nicht ver­ste­hen, einer­seits will man abwar­ten, ande­rer­seits hört man immer wie­der den ein oder ande­ren Kom­men­tar. Wie kann die­se Spre­che­rin aus dem Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um sol­che State­ments abge­ben?  Der Ener­gie­dia­log wur­de doch bis­her als Ergeb­nis­of­fen dar­ge­stellt. Mir scheint, dass Ergeb­nis steht schon fest.

Ein gro­ßer Feh­ler ist, sich jetzt auf irgend­wel­chen Aus­sa­gen aus­zu­ru­hen. Solan­ge die unnö­ti­ge Süd-Ost Pas­sa­ge im Bun­des­be­darfs­plan steht, muss von geset­zes­we­gen gebaut wer­den. Hier heißt es wei­ter am Ball blei­ben, bis eine ver­nünf­ti­ge Ent­schei­dung fest­ge­schrie­ben wird!

Wei­te­re Berichte:

4 Gedanken zu „Frau Aigner, was ist los?“

  1. Wir kön­nen uns nach die­sen Aus­sa­gen nicht zurück­leh­nen, denn 2 Din­ge sind ganz klar:
    Der Bun­des­be­darfs­plan und der NEP sind nicht geän­dert und egal ob eine oder 2 Tras­sen, es ist immer noch kein unab­hän­gi­ger Nach­weis für den Bedarf da.
    Auch wer­den egal ob mit einer oder zwei Tras­sen alle Bemü­hun­gen der Ener­gie­wen­de “vor Ort” zunich­te gemacht.

  2. Wie­so jetzt auf Frau Aigner ein­schla­gen? Weil sie eine Ten­denz ihrer Erkennt­nis­se, die sie nach etli­chen Wochen Ener­gie­dia­log – nicht zuletzt auch aus der öffent­li­chen Dis­kus­si­on in Bay­ern – gewon­nen hat, schon vor der letz­ten Sit­zung preisgibt? 

    Die Argu­men­te der Tras­sen­fans auf der einen und der Tras­sen­geg­ner auf der ande­ren Sei­te lie­gen seit lan­gem unver­än­dert auf dem Tisch. Kei­ne der bei­den Sei­ten ist bis­lang bereit gewe­sen, auch nur einen Mil­li­me­ter auf den ande­ren zuzu­ge­hen. Was konn­te da Wirt­schaft­mi­nis­te­rin Aigner Bes­se­res tun, als den E‑Dia­log-Teil­neh­mern zu signa­li­sie­ren, wie sie die Lösung der anste­hen­den Auf­ga­be sieht?!

    Damit gibt sie den Tras­sen­fans in den abschlie­ßen­den Sit­zun­gen eine letz­te Mög­lich­keit, die Gefah­ren, die nach deren Ansicht im Lösungs­an­satz Aigners lau­ern, auf­zu­zei­gen. [Per­sön­lich Anmer­kung von mir: Ich erwar­te mir hier­zu wenig Auf­schluss­rei­ches und schon gar nichts Neu­es. Denn die Argu­men­te der Tras­sen­fans waren von Beginn an dünn. Und sie hat­ten im E‑Dialog wenig Bereit­schaft gezeigt, über Lösungs­vor­schlä­ge jen­seits ihres Man­tras „.…die Tras­sen sind das Rück­grat der Ener­gie­wen­de; ohne sie wer­den die Lich­ter in Bay­ern aus­ge­hen ….“ auch nur nachzudenken.]

    Und den Tras­sen­geg­ner gibt sie nun die Mög­lich­keit, die wei­ter­füh­ren­den, not­wen­di­gen Schrit­te zu the­ma­ti­sie­ren, damit die Ener­gie­wen­de wie­der hin zu einer ERNST GEMEINTEN Ener­gie­wen­de MIT DEM BÜRGER gelenkt wer­den kann:
    – For­cie­rung der dezen­tra­len Stromerzeugung,
    – Inten­si­vie­rung der Zusam­men­ar­beit mit den Nach­bar-Län­dern und ‑Regio­nen für mehr Stabilität,
    – Ver­zicht auf die zwei­te Mons­ter­tras­se (Süd-Link), denn auch die­se ist bei intel­li­gen­ter Gestal­tung der Strom­ver­sor­gung überflüssig
    – und etli­ches mehr.….

    Wir soll­ten nun Wirt­schafts­mi­nis­te­rin Aigern und Minis­ter­prä­si­dent See­ho­fer den Rücken stär­ken. Denn es ist eine schwe­re Auf­ga­be, den Ver­zicht auf eine oder auf bei­de Mons­ter­tras­sen in Ber­lin durch­zu­set­zen. Bun­des­mi­nis­ter Gabri­el hat mit sei­nem strik­ten Nein zu Kapa­zi­täts­märk­ten den ange­dach­ten Gas­kraft­wer­ken gewal­ti­ge Stei­ne in den Weg gelegt.

    Somit dür­fen wir mit unse­ren Pro­tes­ten kei­nen Deut nachlassen!

    1. @Dr. Jür­gen Rupprecht
      ich sehe das auch so, die immer noch gro­ßen Wider­stän­de sind in Ber­lin, denn Sig­mar Gabri­el hält am Nein zu geän­der­ten Kapa­zi­täts­märk­ten fest. Dabei über­sieht er mei­ner Mei­nung nach, dass Ent­schei­dun­gen und Rich­tun­gen in der Ener­gie­po­li­tik immer von poli­ti­schen Erwä­gun­gen getra­gen wur­den. Das war bei der Ent­schei­dung pro Atom in den sech­zi­ger Jah­ren so und ver­stärk­te sich nach der Ölkri­se in den frü­hen sieb­zi­ger Jah­ren. Damals wur­den den Strom­erzeu­gern weit­rei­chen­de Zuge­ständ­nis­se gemacht, des­halb ist die Ent­sor­gung des ato­ma­ren Abfalls heu­te so wenig gere­gelt und könn­te zu Las­ten des Steu­er­zah­lers gehen. Ja sogar der berühm­te “Koh­le­pfen­nig” wur­de zur Stüt­zung der hei­mi­schen Stein- und Braun­koh­le geschaf­fen. Der ein­ge­lei­te­te Aus­stieg aus Atom war poli­tisch moti­viert, hat­te jedoch einen gewich­ti­gen, sach­li­chen Hin­ter­grund, das Ver­sa­gen der Tech­nik in Tscher­no­byl 1986. Nach dem ein­ge­lei­te­ten Aus­stieg kam erneut eine Kehrt­wen­de, die ange­peil­te Lauf­zeit­ver­län­ge­rung der AKW.
      Ein Cha­os hat das alles nicht gera­de ange­rich­tet, aber Märk­te im Sinn die­ses Wor­tes hat es nie gege­ben, wie auch Prof. v. Hirsch­hau­sen meint. War­um stemmt sich Gabri­el jetzt gegen eine Ände­rung des Markt­me­cha­nis­mus? Weil bei ihm wahr­schein­lich eine ande­re poli­ti­sche Erwä­gung Vor­rang hat, die Kanz­ler­kan­di­da­tur 2017. Und da braucht es die Koh­lestrom­tras­se Süd Ost und auch die von RWE und E.ON errich­te­ten Mega-Wind­parks in der Nord­see, Han­ne­lo­re Kraft lässt grü­ßen. Bei den Wind­parks funk­tio­niert aber noch nicht ein­mal die für den lan­gen Strom­trans­port nach Bay­ern erfor­der­li­che Technik .

      1. @ Maria Estl: “Sig­mar Gabri­el” und “Kanz­ler­kan­di­da­tur 2017”? Da pral­len zwei Wel­ten auf­ein­an­der. Gott behü­te uns vor die­ser pein­li­chen Sache. Wer soll Gabri­el wäh­len? Die SPD-Anhän­ger? Die haben doch längst erkannt, dass er der Genos­se der Bos­se ist. Und in Sachen TTIP und CETA hat er sich völ­lig von den Beschlüs­sen der SPD-Dele­gier­ten ent­fernt. Aber das ist ein ande­res Thema. 

        Ich stim­me Michae­la Herr­mann zu: Wir dür­fen uns nicht zurück­leh­nen, son­dern wir müs­sen unse­ren Pro­test und unse­re For­de­rung nach einer dezen­tra­len Strom­ver­sor­gung auf­recht erhalten. 

        Aber jetzt muss der Pro­test – ins­be­son­de­re am 31.1. in Peg­nitz – nicht mehr in Rich­tung Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung, son­dern viel­mehr im Schul­ter­schluss mit die­ser in Rich­tung Bun­des-Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um gehen.

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