Videomitschnitt der Vorträge und Folien zur Online-Veranstaltung am 23. März 2023
Das Aktionsbündnis Trassengegner setzt sich für eine dezentrale Energiewende ein. Die im bundesweiten Aktionsbündnis organisierten Bürgerinitiativen sind nicht grundsätzlich gegen den Neubau von Stromleitungen. Die Frage beim Neubau von Trassen ist: Sind es die richtigen Leitungen für die Energiewende? Das Aktionsbündnis setzt sich für den Ausbau der Verteilnetze ein. Der geplante Ausbau eines überdimensionierten Übertragungsnetzes ist unwirtschaftlich, umweltzerstörend und für die Energiewende kontraproduktiv.
Zu diesem Thema gab es bereits am 21. Juni 2022 eine gut besuchte Online-Veranstaltung mit dem Titel “Mehr Stromnetzausbau! Welche Netze braucht die Energiewende?”
In dieser Folge ist auch die Veranstaltung “ENERGIEWENDE BESCHLEUNIGEN statt Beschleunigung Höchstspannungsnetze” am 23.03.2023 zu sehen, bei der über 150 Teilnehmende zum Thema konstruktiv miteinander diskutierten.
Rainer Kleedörfer
Leiter Zentralbereich Unternehmensentwicklung / Beteiligungen, Prokurist der N‑ERGIE Aktiengesellschaft Nürnberg
“Verteilnetz ist Grundpfeiler der Energiewende”
• Folien des Vortrags
• Videomittschnitt Vortrag Rainer Kleedörfer ab Minute 9:45
Dr. Werner Neumann
Sprecher des Bundesarbeitskreises Energie
– Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
“Energiewende braucht Flexibilität und Dezentralität”
• Folien des Vortrags
• Videomitschnitt Vortrag Dr. Werner Neumann ab Minute 46:00
Hintergrundinfos:
Übertragungsnetzausbau: Vorfahrt für fossil-atomare Trittbrettfahrer
Nach jahrelangem politischem Bremsen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ist aktuell eine Aufbruchsstimmung zu erkennen. Dabei ergibt sich jedoch die Frage, ob die Weichen richtig gestellt werden.
Trittbrettfahrer aus der fossil-atomaren Energiebranche setzten sich auf den fahrenden Zug und versuchen, der Öffentlichkeit ihre Projekte als grün und nachhaltig zu verkaufen – ganz vorne dabei sind die vier Übertragungsnetzbetreiber Tennet, Amprion, 50Hertz und TransnetBW.
In den vergangenen Monaten wurden, fast unbemerkt von der Öffentlichkeit, zahlreiche neue Gesetze im Bundestag durchgewinkt, durch die ausgerechnet der Ausbau der großen Übertragungstrassen beschleunigt werden soll. Diese Infrastrukturvorhaben führen aber erkennbar nicht zu einem energiewendetauglichen System, sondern in eine energiepolitische Sackgasse.
Europäischer Übertragungsnetzausbau:
Atomarer Lock-in-Effekt
Leitungen wie Südlink, Südostlink, Ultranet, aber auch zahlreiche Wechselstromleitungen wie Ostbayernring oder Juraleitung müssen im europäischen Kontext gesehen werden. Diese Leitungen dienen nicht der regionalen Versorgungssicherheit, sondern dem weiträumigen Stromhandel. Das Bekenntnis der Bundesregierung zu einem europäischen „Supergrid“ ist gleichzeitig das Bekenntnis zur unbegrenzten Weiternutzung und zum Ausbau der Atomkraft, wie aktuelle Pläne erneut bestätigen: Atomkraft soll durch den Gesetzesvorschlag der EU-Kommissionzur Reform des EU-Strommarktes gefördert und damit den Erneuerbaren Energien gleichgestellt werden.
Pläne für den Übertragungsnetzausbau: Unbezahlbar!
Dass der Verteilnetzausbau für das Stromsystem der Zukunft dringend vorangebracht werden muss, scheint durch die neue Bundesregierung erkannt worden zu sein. Trotzdem wollen sich vor allem die vier Übertragungsnetzbetreiber ein besonders großes Stück vom Kuchen sichern, indem sie ihre überdimensionierten Pläne für den Übertragungsnetzausbau mit aller Macht durchsetzen, zum Nachteil der Energiewende.
Die ausufernden Kosten des Übertragungsnetz-Ausbaus werden ausgeklammert
Nach dem Motto „Wir brauchen beides!“ werben regelmäßig auch Mitglieder der Ampelkoalition dafür, in ein EU-weites Stromnetz zu investieren, während der Verteilnetzausbau und damit die Energiewende vor Ort nur schleppend vorankommen. Vor allem die Frage nach den vollkommen ausufernden Kosten des Übertragungsnetz-Ausbaus von voraussichtlich mehreren hundert Milliarden Euro wird dabei konsequent ausgeklammert.
Eine Antwort, wie gleichzeitig zwei widerstreitende Systeme nebeneinander – ein zentralistisches und ein dezentrales – gleichzeitig finanziert werden sollen, bleibt aus.
Der einzige Weg zu einer gerechten Energieversorgung
Eine für alle Stromkunden bezahlbare, sozial gerechte Energieversorgung wird unerreichbar, wenn kein Umdenken stattfindet. Das Aktionsbündnis Trassengegner fordert deshalb die Bundesregierung und die Landesregierungen dazu auf, den Weg für eine realistisch finanzierbare Energiepolitik zu ebnen. Das gelingt nur mit einem klaren Vorrang für ein flexibles Stromsystem mit einem verstärkt dezentralen Ausbau von Erneuerbaren Energien, Verteilnetzen und Speichern.
Anstelle eines massiven Neu-Ausbaus fordern die Bürgerinitiativen die Nutzung und gegebenenfalls die Höherauslastung des bereits vorhandenen, gut ausgebauten Übertragungsnetzes.