Drei Jah­re Black­out? Gleich­strom­tras­sen wer­den erst 2025 fertiggestellt

von BI-Lein­burg (bi-leinburg@stromautobahn.de)

taschenlampe-pixabay.comPein­lich für Tras­sen­be­für­wor­ter, wenn wich­ti­ge Argu­men­te für einen über­di­men­sio­nier­ten Netz­aus­bau weg­bre­chen. In die­sem Fall hat es die Behaup­tung erwischt, ohne die Gleich­strom­tras­sen ver­sin­ke der Süden wegen des Atom­aus­stiegs ab 2022 im Black­out. Blöd, wenn die Tras­sen erst frü­hes­tens 2025 fer­tig sind – bis jetzt war der Zusam­men­hang zwi­schen Atom­kraft­wer­ke aus­schal­ten und Wind­strom­tras­sen anschal­ten doch so ein­fach zu kom­mu­ni­zie­ren, und selbst so man­cher Freund der Ener­gie­wen­de ist mit die­ser Logik zu begeis­tern. Es ist immer wie­der span­nend, mit wel­chen Schein­ar­gu­men­ten Poli­tik und Wirt­schaft arbei­ten, um hohe Kos­ten für umstrit­te­ne Pilot­pro­jek­te für die Bevöl­ke­rung plau­si­bel zu machen.

Jetzt müs­sen sich Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber, Ener­gie­un­ter­neh­men und Inves­to­ren, für die es 9,05 Pro­zent Ren­di­te auf Eigen­ka­pi­tal für den Bau der neu­en Lei­tun­gen gibt, wohl eine ande­re Schutz­be­haup­tung für ihr vom Strom­kun­den gezahl­tes Finanz-Sanie­rungs­pro­jekt suchen.

Um ande­re Panikar­gu­men­te ist man natür­lich nicht ver­le­gen. Irgend­wie kön­ne die Pha­se zwi­schen Atom­aus­stieg und neu­en Mega­net­zen schon über­brückt wer­den, aber zu wel­chen Kos­ten? Damit nie­mand auf den Gedan­ken kommt, die Tras­sen benö­ti­ge es am Ende gar nicht und der Wind­strom müs­se nicht zwangs­läu­fig „vom Nor­den in den Süden“ trans­por­tiert wer­den, fährt man grau­sa­me Geschüt­ze auf. Nicht neu, aber wir­kungs­voll ist die Droh­ku­lis­se von den unter­schied­li­chen Preis­zo­nen in Deutsch­land – wenn Bay­ern kei­ne Tras­sen will, bit­te schön, müs­sen die Leu­te und die Indus­trie dort eben mehr für den Strom zahlen.

Gegen­vor­schlä­ge zur EEG-Reform mit der dro­hen­den Decke­lung der Wind­kraft, wie die von Ener­gie­ex­per­tin Clau­dia Kem­fert, wer­den wei­ter­hin tap­fer igno­riert: Koh­le, die das Netz ver­stopft, her­un­ter­fah­ren, dazu eine Opti­mie­rung von vor­han­de­nen Lei­tun­gen, damit kön­ne man einen für die Strom­kun­den kost­spie­li­gen Netz­aus­bau mit unnö­ti­gen HGÜ-Tras­sen ver­mei­den und müs­se den Aus­bau der Erneu­er­ba­ren nicht brem­sen. Auch müs­se Bay­ern selbst wür­de in die Pflicht genom­men wer­den, vor Ort die Ener­gie­wen­de stär­ker vor­an­zu­trei­ben. Das jedoch ist nicht schön für die Tras­sen-Inves­to­ren, denn bei Auf­rüs­tun­gen bestehen­der Lei­tun­gen gibt es lei­der nur 7,14 Pro­zent Eigen­ka­pi­tal­ren­di­te bei wesent­lich weni­ger Ausbau.

Erstaun­lich ist, vor allem im Nor­den Deutsch­lands hält sich der Mythos, See­ho­fer blo­ckie­re den Tras­sen­bau, womit er die Ener­gie­wen­de ver­hin­de­re. Rich­tig ist: Auch Bay­ern muss drin­gend sei­nen Anteil für die Ener­gie­wen­de leis­ten. Mit Ent­schei­dun­gen wie 10H erteilt die Staats­re­gie­rung dem Aus­bau der dezen­tra­len rege­ne­ra­ti­ven Ener­gie­er­zeu­gung eine kla­re Absage.

Aber die Staats­re­gie­rung ver­hin­dert mit­nich­ten den Aus­bau eines Mega­net­zes – das Gegen­teil ist der Fall. Die jet­zi­gen Maß­nah­men der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung set­zen um, was beim Ener­gie­dia­log 2.0 im Febru­ar 2016 ange­kün­digt wur­de: Es geht in der Tras­sen­fra­ge nicht um das „Ob“, son­dern um das „Wie“ – wobei ein wich­ti­ges The­ma zu sein scheint, wie die baye­ri­sche Wirt­schaft vom Aus­bau des Strom­net­zes pro­fi­tie­ren kann. Auch teu­re Erd­ka­bel sind kein Pro­blem für Wirt­schaft und Inves­to­ren, ledig­lich für die Strom­kun­den, die nicht von den Netz­ent­gel­ten befreit sind.

Staats­se­kre­tär Pschie­rer setzt groß­zü­gi­ge finan­zi­el­le Anrei­ze, um den Tras­sen­bau vor­an­zu­trei­ben. Dem Bau­ern­ver­band, des­sen Sor­ge es ist, dass die Kehrt­wen­de zur Erd­ver­ka­be­lung vor allem zu Las­ten der Land­wir­te gehe, ver­spricht er: „Ich beglei­te Sie ger­ne bei der Aus­hand­lung einer opti­ma­len Ent­schä­di­gung.“ (Bericht im BLW „Wenn die Tras­se das Feld durch­pflügt“ vom 22.04.206) Die – nicht beant­wor­te­te – Fra­ge nach der Not­wen­dig­keit der Gleich­strom­tras­sen ist offen­sicht­lich nach Ansicht Pschie­rers und der besänf­ti­gen Bau­ern­schaft über­wun­den, Haupt­sa­che ist, man kommt zu einem Kon­sens, sprich: Wie viel Steu­er­geld hätten‘s denn gern, damit wir die Strom­tras­sen unge­stört durch Bay­ern pflü­gen dürfen?

Am 20. Juni 2016 wer­den von der Taskforce Netz­aus­bau Unter­neh­men ins Baye­ri­sche Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um gela­den, um die­je­ni­gen, die „poten­ti­ell für die Umset­zung der Netz­aus­bau­vor­ha­ben im Höchst­span­nungs­be­reich in Betracht kom­men, so früh wie mög­lich über die Pro­jek­te in Bay­ern, deren vor­aus­sicht­li­che Zeit­schie­ne, die Aus­schrei­bungs­be­din­gun­gen und zu ver­ge­ben­de Gewer­ke zu informieren.”.

Wäre doch gelacht, wenn es der CSU damit nicht gelingt, zumin­dest bei den Nutz­nie­ßern Gold­grä­ber­stim­mung und Akzep­tanz für den Lei­tungs­neu­bau zu schaf­fen. Auch wenn die Strom­tras­sen erst 2025 fer­tig sind, es locken fet­te Gewin­ne. Und damit ist der Bedarf erwiesen.

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