von BI Raumwiderstand Altdorf/Burgthann <nbglandsued@stromautobahn.de>
… oder vielleicht auch „Warum verläuft die Trasse nicht vor der Haustüre der Befürworter?“
Die letztes Wochenende veröffentliche Information, dass die bayerische Wirtschafts- und Energieministerin Ilse Aigner für eine gerechtere Lastenverteilung wirbt hat zu hoch interessanten Reaktionen seitens der Umweltminister Franz Untersteller (Baden-Württemberg), Tarek Al-Wazir (Hessen) und auch des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier geführt. Sie alle wollen doch den vermeintlich grünen Strom aus dem Norden, aber bitte dann doch nicht doch vor der eigenen Haustüre. Seltsam, da nicht nur Hessen ein reines Stromtransitland ist und außer den erheblichen Kosten für alle Stromzahler nichts von der HGÜ-Leitung SuedLink hat. Im Dezember 2014 schrieben wir noch zur Veröffentlichung unseres Argumentationspapiers:
„Wie wäre es denn, wenn die glühenden Trassenbefürworter das heute hier auf stromautobahn.de veröffentlichte Faktenpapier ganz einfach einmal nicht lesen und sich völlig selbstlos für eine Trassenführung, der aus (Anm.: versorgungstechnischen) Gründen erwiesenermaßen unnötigen Braunkohlestromleitung, vor ihrer Haustür einsetzten?“
Seit dem Ende des bayerischen Energiedialogs im Februar wissen wir (Ergebnis: 2‑x), dass keine der beiden Trassen SuedLink und Korridor D (Süd-Ost-Passage) für die Energieversorgung Bayerns tatsächlich notwendig ist, da beide Trassen ausschließlich dazu dienen sollen Europa im Sinne einer Kupferplatte – unter der Prämisse „es speise immer das kostengünstigste Kraftwerk ein“ – energietechnisch zu vernetzen (Merit-Order). Hier reibt sich der mittlerweilen energietechnisch, betriebswirtschaftlich und vor allem gesellschaftspolitisch aufgeklärte Bürger dann doch verwundert die Augen. Er stellt sich u.a. die Fragen: Welchen Wert haben eigentlich die Klimaschutzziele der Bundesregierung, wenn auf Jahrzehnte hinaus die Kohleverstromung gesichert ist? Warum muss RWE die Folgekosten des Atomausstiegs erst noch durch extrem hohe CO2-Emissionen über viele Jahre verdienen? Und da es immer heisst, es wären Arbeitsplätze in Gefahr: Wer erklärt eigentlich tausenden Siemens-Mitarbeitern, dass sie in Deutschland keine für eine dezentrale Energiewende benötigten Gaskraftwerke und ‑turbinen mehr verkaufen und bauen können?
Leider müssen wir uns hier auch noch einmal wiederholen: Das hierzu passende Luther-Zitat „auf fremdem A… ist gut durchs Feuer reiten“ ist in der Tat deftig, trifft aber vielleicht dennoch den wahrlich problematischen Kern dessen, was möglicherweise gespielt wird: Die bewusste/unbewusste Spaltung der Gesellschaft?
So wie es aussieht betreiben die Befürworter aus Hessen, Baden-Württemberg und Bundesländern fernab jeglicher Trassenführung das inverse „St.-Florians-Prinzip“, statt sich für ihre persönliche Trasse vor der eigenen Haustür einzusetzen. Die verantwortlichen Damen und Herren haben genau jetzt die einmalige Chance, ihre Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen und sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Vielleicht haben sie es ja auch bereits bei ihren nichtöffentlichen unter der sogenannten Chatham House Rule stehenden Sitzungen im Rat der Agora getan und dabei das öffentlichkeitswirksame greenwashing „Die Stromtrassen sind das Rückgrat der Energiewende und transportieren Windstrom“ erfunden, welches durch geneigte, ins Vertrauen gezogene und zur Verschwiegenheit verpflichtete Journalisten gebetsmühlenartig kolpoltiert wird?
Diese Doktrin der Netzbetreiber, der Bundesnetzagentur und der Bundesregierung, die opportun die Interessen der Hochfinanz vertritt, ist jedenfalls durchschaut. Bei zugesicherter 9,05% Eigenkapitalrendite wird dann auch schnell der aufgebaute Zeitdruck seitens der ÜNB erklärbar.
Was ist aber mit Korridor D, der unserer Region aufoktruierten Süd-Ost-Passage? Hier ist Ministerpräsident Horst Seehofer im Wort mit hundertausenden Wählerinnen und Wählern. Hoffentlich entscheidet er sich richtig und enttäuscht sie nicht.