Es steht nicht gut um die großen Energiekonzerne. Die Energiewende in Deutschland zeigt Spuren und zwingt die vier großen Energieunternehmen zu Änderungen und Anpassungen ihrer Unternehmen. Nachdem E.on bereits angekündigt hat, sich aufzuspalten, kommen nun Neuigkeiten von Vattenfall. Durch das Ansteigen der dezentralen Energieproduktion wird in Zukunft immer weniger Energie aus großen Anlagen benötigt. Kohlekraftwerke verlieren an Akzeptanz und wirken sich negativ auf die CO2-Bilanz aus. Und auch der geplante Atomausstieg trägt seinen Teil dazu bei. Es gilt also Lösungen zu finden, um die “Krise” zu überstehen ohne Macht zu verlieren. Die Aktionäre wollen steigende Kurse, während die Gewinne fallen.
Deutschland ist für Vattenfall der größte Markt und wie es scheint kein gutes Pflaster. In Nordostdeutschland ist das Unternehmen der führende Energieversorger. Im Jahr 2007 musste Vattenfall die Atromkraftwerke Krümmel (b. Hamburg) und Brunsbüttel wegen technischer Probleme vom Netz nehmen. Nach dem 2011 beschlossenen Atomausstieg durften die AKWs auch nicht mehr ans Netz und somit war der Atomausstieg für Vattenfall schon vor 2022 fix. Die AKWs sind aber weiter im Besitz des Energiekonzerns und das bedeutet weiter hohe Kosten. Abriss und Entsorgung der Anlagen werden Millionen Kosten. In Brunsbüttel wurden jüngst Hunderte, jahrzente alte Stahlfässer gefunden. Teilweise von Rost zerfressen und mit schwach- bis mittelaktivem Atommüll gefüllt. Auf die Frage, ob Vattenfall in Deutschland gescheitert sei, antwortete der Magnus Hall (Präsident von Vattenfall) “Man verliert etwas, man gewinnt etwas. Das ist Wirtschaft.“
Nach einem Volksentscheid 2013 musste Vattenfall auch das Hamburger Stromverteilnetz an die Hansestadt verkaufen. Das größte Hamburger Fernwäremenetz wird vermutlich 2018 verkauft. Auch Sponsoringverträge wurden beendet. Alles in allem viel negative Schlagzeilen für den schwedischen Energieriesen. Ab 2016 will das Unternehmen aber neue Aufgaben angehen.
Bei E.on ist eine Aufspaltung des Unternehmens in zwei Teile geplant. Ein Teil wird für die konventionellen ein Teil für die erneuerbare Energien zuständig sein.
Energie Baden-Württemberg (EnBW) gehört mehrheitlich dem Land Baden-Württemberg und einigen seiner Gemeinden. Das Unternehmen wird unter Aufsicht der grün-roten Landesregierung vom Atom- und Kohlekonzern zu einer Art Ökomusterversorger umgebaut.
Bei RWE sieht es 2014 nicht besser aus. Nach dem Rekordverlust 2013 fand man auch 2014 nicht recht in die Spur. Der Nettogewinn brach Anfang des Jahres um ein Viertel ein. Durch den Ausbau des Ökostroms werden die Kohle- und Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt, an den Strombörsen fallen die Preise. “Die niedrigen Strompreise hinterlassen ihre Blutspur in unserer Bilanz”, sagte Finanzchef Bernhard Günther. Die Dividenden finanziert RWE derzeit aus seiner Substanz.
Welche Möglichkeiten haben die großen vier noch? Stromhandel ist noch eine der möglichen großen Chancen. Das die Strompassage Süd-Ost dem europäischen Stromhandel dienen wird, daran habe ich keinen Zweifel. Die Konzerne versuchen hier ihre Machtposition zu erhalten, auch wenn das Fundament bereits erste Risse zeigt.
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Sogar bei den eigenen Aktionären steht RWE seit längerem in der Kritik.
So stellte der Dachverband Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre, die viele Kleinaktionäre großer Konzerne vertreten, zur Hauptversammlung (HV) am 28.03.2013 einen Gegenantrag zur Verwendung des Bilanzgewinnes 2012. Die vorgesehene Dividende von Euro 2,- pro Aktie sollte auf 1,50 Euro gekürzt werden. Die Begründung: RWE als Schrittmacher des Klimawandels (Kohleverstromung) blockiert die Energiewende indem Investitionen in die Erneuerbaren gestrichen werden. Betrugen diese für 2013 noch 1 Mrd. Euro, sollen es 2014 und 2015 nur noch 500 Mio. Euro sein.
Bei 2 Euro pro Aktie wären 1.229.490.998 Euro fällig, also rund 1,3 Mrd. Euro.
Der eingesparte Betrag sollte für die Erhöhung der vorgenannten Investitionen verwendet werden.
Ähnlich war die Lage bei der nächsten HV 2014. Da wollte RWE immerhin noch einen Euro pro Aktie als Dividende ausschütten, was auf einen Gesamtbetrag von rund 307 Mio. Euro hinausgelaufen wäre. Die Kritischen Aktionäre wollten diese Dividende um die Hälfte kürzen.
Man kann sich denken, wie das Ganze ausging, die kritischen Aktionäre konnten sich nicht durchsetzen, wahrscheinlich weil viele Kommunen in NRW klamm sind und auf die Dividende für die maroden Haushalte angewiesen sind. Diese Kommunalvertreter sitzen nämlich in vielen RWE-Aufsichtsgremien und bestimmen mit. Anscheinend ist ihnen nicht bewusst, dass sie mit Feuereifer den Ast, auf dem sie sitzen, absägen.
Wie sind eigentlich die Dinosaurier ausgestorben?
Die Stromriesen setzen alles daran, ihre Machtposition – und darüber hinaus in erster Linie die (Rendite-)Interessen ihrer Aktionäre – zu bewahren.
Und man muss sich bewusst sein, dass die Konzerne dabei zwei Gesichter zeigen:
Den Konsumenten gegenüber geben sie sich kooperativ, der Energiewende und dem Wohle der Stromkunden verpflichtet, umweltbewusst und nachhaltig. Beispiele:
„Sag mal E.ON,…“
https://www.youtube.com/watch?v=iP0C8HwlFp0&feature=youtu.be
„voRWEg gehen…“
http://www.vorweggehen.de/willkommen_c/
Vattenfall: Vattenfall Nachhaltigkeitsstrategie
http://corporate.vattenfall.de/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit-bei-vattenfall/
Hinter den Kulissen wird aber mit harten Bandagen gekämpft.
Vattenfall verklagt aktuell die Bundesrepublik wg. des 2011 beschlossenen Atomausstieges vor einem nichtöffentlichen internationalen Schiedsgericht für Investitionsstreitigkeiten (ICSID) in Washington auf eine Entschädigung in Höhe von 4,7 Milliarden Euro – TTIP lässt grüßen. Experten räumen Vattenfall in dieser Sache gute Chancen ein – die deutschen Steuerzahler müssen dann die Rechnung tragen.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/vattenfall-verklagt-deutschland-wegen-atomausstieg-auf‑4–7‑milliarden-a-997323.html
http://www.lto.de/recht/hintergruende/h/vattenfall-klagt-gegen-atomausstieg-vor-schiedsgericht-in-washington-investitionsschutz/
E.ON überrumpelt die Bundesregierung, indem es sich in ein „good E.ON“ und in ein „bad E.ON“ aufspalten will. Damit will es sein Kostenrisiko für die Abwicklung seiner atomaren Altlasten auf die bisher (unzureichend) gebildeten Rückstellungen begrenzen und das darüber hinaus gehende Risiko auf den Staat – sprich: die Steuerzahler – abwälzen.
Von beiden ein absolut unsoziales Verhalten.
Dennoch muss uns klar sein, dass auf absehbare Zeit die Stromversorgung in Deutschland ohne die großen Stromkonzerne und ohne die bestehenden Übertragungsnetze nicht funktionieren kann.
@Jürgen Dr. Rupprecht,
“…Den Konsumenten gegenüber geben sie sich kooperativ, der Energiewende und dem Wohle der Stromkunden verpflichtet, umweltbewusst und nachhaltig. ..”
Greenwashing(!), passt, “good E.ON” fängt schon fleißig an, hier:
http://www.stromtrasse1601.de/index.php/Thread/340-TV-Spot-E-ON/?postID=576#post576