Der Geist von Wackers­dorf auch im Fich­tel­ge­bir­ge – Bür­ger­initia­ti­ven Seu­ßen und Brand mit ful­mi­nan­ter Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung gegen die Stromtrassen

Am 23.02.2018 fand eine gut besuch­te Info­ver­an­stal­tung im „Berg­bräu“ in Arz­berg statt. Dazu hat­ten die ört­li­chen Bür­ger­initia­ti­ven „Seu­ßen wehrt sich“ und „Brand“ ein­ge­la­den, um zusam­men mit dem Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd Ost Tras­se die Fak­ten und Dimen­sio­nen des Netz­aus­baus offen zu legen und die Hin­ter­grün­de auf­zu­zei­gen. Auch MdL Hubert Aiwan­ger, Bun­des- und Lan­des­vor­sit­zen­der der Frei­en Wäh­ler mach­te mit und hielt eine flam­men­de Rede.

Nach­fol­gen die wesent­li­chen Fakten

Udo Enderle, Spre­cher der BI „Seu­ßen wehrt sich“:

  • Sofor­ti­ger Pla­nungs­stopp für die Süd Ost Tras­se und auch sofor­ti­ger Pla­nungs­stopp für den Ost­bay­ern­ring, denn 
    • die geplan­te Umwid­mung des Ost­bay­ern­rings von einer „Ertüch­ti­gung“ in einen „Ersatz­neu­bau“ hat Fol­gen, der Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber (ÜNB) Ten­net kann nun bei­de Sys­te­me auf dann 90 Meter hohen Mas­ten zu führen.
  • Die Erd­ver­ka­be­lung der Süd Ost Tras­se kann enor­me Pro­ble­me schaffen, 
    • bei Trink­was­ser­brun­nen
    • bei Bio­to­pen
    • beim Grund­was­ser­spie­gel
  • Die Strom­erzeu­gung gehört in die Ver­ant­wor­tung der Landkreise
  • Der Bedarf bei­der Strom­tras­sen wur­de von der Poli­tik nie begründet

Hubert Galo­zy, Mit­glied im Spre­cher­rat des Aktionsbündnisses:

  • Der Start­punkt der Tras­se bei Wol­mir­stedt ist gut an die ost­deut­schen Koh­le­kraft­wer­ke angebunden
  • Die Behaup­tung, dass Wind­strom trans­por­tiert wer­den soll, ist ein Märchen
  • Erd­ka­bel sind kei­ne Lösung, denn 
    • Das Magnet­feld ist über Erd­ka­beln stär­ker als bei Freileitungen
    • Die visu­el­le Beein­träch­ti­gung ist min­des­tens durch 40 – 50 Meter brei­te Schnei­sen, auf denen nichts wach­sen darf, eben­so groß wie bei einer Freileitung
    • Der Ern­te­er­trag im Kabel­ge­biet ist dau­er­haft schlech­ter (Boden­erwär­mung)
    • Die Kos­ten sind deut­lich höher
    • Die Kon­se­quen­zen für den Strom­preis sind unbekannt 
  • Die Kos­ten des Netz­aus­baus ins­ge­samt sind unbe­kannt, Schät­zun­gen gehen aus von 
    • 18 Mrd. Euro für den Aus­bau an Land und 
    • 15 Mrd. Euro für den Off­shore-Netz­aus­bau (Anbin­dun­gen der Wind­parks mit Unter­see­ka­beln an das Fest­land der nord­deut­schen Tiefebene)
  • Die gesund­heit­li­chen Risi­ken für Frei­lei­tun­gen und Erd­ka­bel sind gänz­lich unbe­kannt. Neue Erkennt­nis­se wer­den jedoch kei­ne Aus­wir­kun­gen auf den Bau der Tras­sen haben. Ver­spro­che­ne For­schungs­pro­gram­me haben über­haupt noch nicht begon­nen. Sol­len sie nur „Beru­hi­gungs­pil­len“ darstellen?
  • Da die Ver­ant­wort­li­chen bei Total­ab­leh­nung der Tras­sen hilf­los sind, holt man sich Hel­fers­hel­fer: Die Rat­ten­fän­ger vom “Hamel­ner Bünd­nis” wollen 
    • kon­struk­ti­ve Mit­ar­beit“ erreichen,
    • stel­len die Not­wen­dig­keit nicht mehr in Frage
    • miss­ach­ten Euro­pa­recht und die Aar­hus Konvention.
    • Die Oecos GmbH ist betei­ligt, sie soll die Kom­mu­nen „bera­ten“, ist aber auch für die Tras­sen­bau­er 50Hertz, Ten­net, Vat­ten­fall, RWE und E.On tätig.
    • Fol­ge ist ein Inter­es­sen­kon­flikt, da ver­schie­de­ne Inter­es­sen in einer Hand
  • Ist sog. „Alter­na­tiv­tras­se“ wei­ter im Wes­ten ist eine Schein­al­ter­na­ti­ve oder eine Pla­nungs­pan­ne? Der Bun­des­wehr­stand­ort Hohen­saas ist im Kor­ri­dor und wird mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit einen Ableh­nungs­grund lie­fern; das war schon bei der Antrags­kon­fe­renz in Hof bekannt. Laut § 40 Absatz 1 UVPG dür­fen nur Alter­na­ti­ven geprüft wer­den, die nicht offen­sicht­lich ohne ver­nünf­ti­gen Zwei­fel fern­lie­gen Die BNetzA prüft nach eige­ner Aus­sa­ge wei­ter­hin. Die Bevöl­ke­rung in Arz­berg, Brand und Seu­ßen wird nicht informiert.

Schluss­red­ner war MdL Hubert Aiwan­ger, Bun­des- und Lan­des­vor­sit­zen­der Freie Wäh­ler. Er fand gewohnt deut­li­che Wor­te, die stets den Punkt in der Sache und auch den Nerv der Teil­neh­mer tref­fen. Die poli­ti­schen Geg­ner waren auch anwe­send. Sie mach­ten jedoch nicht vom Ange­bot Gebrauch, selbst ein paar Wor­te zum The­ma zu sagen. Statt des­sen war­fen sie Hubert Aiwan­ger spä­ter Popu­lis­mus vor. Hier sei­ne wich­tigs­ten Punkte

  • Der über­di­men­sio­nier­te Netz­aus­bau ist rei­ne Geschäf­te­ma­che­rei auf Kos­ten der Durchschnitts-Stromverbraucher
  • Die End­kos­ten wer­den sich im drei­stel­li­gen Mil­li­ar­den-Bereich bewegen
  • BER wird ein Klacks dage­gen sein
  • Funk­tio­nie­ren die Lei­tun­gen für die nächs­ten 50 Jah­re stö­rungs­frei, wenn sie ein­mal ver­gra­ben sind? Sehr unwahr­schein­lich, es wird immer wie­der auf­ge­bud­delt wer­den müs­sen, wie bereits im Nor­den geschehen 
  • mit der Erd­ver­ka­be­lung von Süd- und Süd Ost Link kom­men Ein­grif­fe in den Unter­grund, die die­se Repu­blik noch nicht gese­hen hat, denn 
    • Grund­was­ser­strö­me kön­nen sich über­re­gio­nal im gro­ßen Stil verändern,
    • Brun­nen kön­nen plötz­lich tro­cken fallen
    • kein Exper­te kann das Risi­ko der Ein­grif­fe ausrechnen
  • Die Grund­stücks­ei­gen­tü­mer müs­sen ihre Schä­den gegen­über Ten­net nachweisen

Drei Zita­te zum Abschluss

Gegen den Wil­len der Bevöl­ke­rung las­sen sich kei­ne Lei­tun­gen verlegen.“

(Ilse Aigner, Baye­ri­sche Wirt­schafts- und Ener­gie­mi­nis­te­rin )

Eine sinn­lo­se Strom­tras­se kann man zwar ver­le­gen – lie­ber am Nach­bar­ort vor­bei oder durch ein ande­res Bun­des­land füh­ren, man kann sie ober­ir­disch füh­ren oder auch ver­gra­ben – , das ändert aber nichts dar­an, dass sie wei­ter­hin sinn­los ist.“

(Eva Bul­ling Schrö­ter, bis 2017 MdB der LINKEN)

Wo die Koh­le her­kommt, die in Deutsch­land ver­stromt wird: Im Osten Braun­koh­le, wo sie Dör­fer mit 1200-jäh­ri­ger Geschich­te weg­bag­gern – nach drei Tagen ist die gan­ze Koh­le, die sie dort war, ver­pul­vert und weg. Wir kau­fen Koh­le zu aus Chi­na und Kolum­bi­en. Dort wer­den Ein­hei­mi­sche ver­trie­ben und Urwäl­der gero­det, dann wird die Koh­le über den Atlan­tik gekarrt, dann wird die­se Koh­le in der Ham­bur­ger Gegend ver­feu­ert, dann sol­len dafür Tras­sen gebaut wer­den, und dann ver­schen­ken wir die­sen Strom nach Österreich“

(Hubert Aiwan­ger am 23.02.2018 in Arzberg) 

 

 

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