Satz mit X, das war wohl nix. Gestern haben wir über einen Vorschlag aus Österreich berichtet, fehlende Kraftwerkskapazitäten ab 20022 auszugleichen (siehe “Eine neue Lösung? Wasserkraft aus Österreich”). Leider, so scheint kann dieses Angebot nun doch nicht realisierbar zu sein. Die benötigte Kraftwerksleistung von ca. 5200 Megawatt (MW) kann nicht erzeugt werden. Von diesem Wert ist man noch einen beachtlichen Wert entfernt. Lediglich 1200 MW könnten vom Stromerzeuger Verbund geliefert werden. 5200 MW produzieren die Kernkraftwerke in Bayern, die bis 2022 abgeschaltet werden müssen.
1200 MW reichen für die Versorgungsssicherheit also nicht aus, sind aber ein Anfang uns sollten darum auf jeden Fall als Option bestehen bleiben. Die Bayerische Energieministerin Aigner (CSU) kommentierte das mit “Deshalb ist es immer gut, auch mit den Nachbarn zu kooperieren. Für das ist aber momentan das Marktmodell nicht geeignet. Und deshalb drängen wir ja so darauf, dass es eben nicht nur um die billigste eingekaufte Kilowattstunde geht, sondern auch darum, verlässliche jederzeit verfügbare Energiequellen zu haben. Und daran kann sich natürlich auch Österreich beteiligen.”
Für die Bundesnetzagentur steht eine notwendige Stromtrasse aus dem Norden scheinbar schon fest. “Höhere Stromkosten für Privatverbraucher und die Wirtschaft in Bayern wären also der Preis für den Vorschlag der Verbund AG. Ob und wie eine Verstärkung des Stromnetzes in einem neugestalteten Versorgungsgebiet Bayern-Österreich notwendig wäre, müsste elektrotechnisch im Einzelnen untersucht werden” sagte ein Sprecher der BNetzA . zum Bayerischen Rundfunk.
Das Argument von den unterschiedlichen Preiszonen wird also wieder aus der Schublade geholt, um den noch nicht aufgeklärten Bürgern zu suggerieren das die Trasse unbedingt notwendig ist. Gegenargumente, die gegen die Trasse sprechen werden nicht erwähnt. Ich wünschte der Wind aus der Bundesnetzagentur würde nicht nur aus einer Richtung wehen. Als unabhängige Behörde sollten alle Argumente genannt werden. Solche die für UND gegen die Strompassage Süd-Ost sprechen.
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Die „Süddeutsche“ schreibt wörtlich als Zitat von Wolfgang Anzengruber „Verbund kann Bayern 5200 Megawatt Kraftwerksleistung zur Verfügung stellen. Das entspricht ziemlich genau der Leistung der Atomkraftwerke im Freistaat, die bis zum Jahr 2022 abgeschaltet werden.“
Ich kann kaum glauben, dass eine renommierte und gut unterrichtete Zeitung wie die “Süddeutsche” so falsch zitiert. Es ist zwar grundsätzlich nicht auszuschließen, dass auch ihr mal ein solch grober Schnitzer unterläuft, aber mich würde doch mal interessieren, wo jetzt auf einmal die Zahl von 1200 MW herkommt, wo vorher 5200 MW genannt wurden.
Es gibt auch nach dem Abschalten der Atomkraftwerke in Bayern keinen Strommangel. Und wir haben bereits genug Leitungen von Nord nach Süd usw.
Die ganze Aktion, die da jetzt mit dem Strom aus Österreich publik gemacht wurde, ist ja ganz in Ordnung vom Grundsatz her.
Aber leider wird dadurch auch wieder vermittelt wir hätten nach dem Abschalten der AKW doch zu wenig Strom – und das stimmt so auf keinen Fall.
Die Bayerische Staatsregierung vermittelt: wir tun was. Aber leider im Nebensatz auch wieder die üblichen Märchen vom Strommangel.
Wir brauchen keine Stromtrassen – mit oder ohne Strom aus Österreich und auch ohne Atomkraftwerke nicht!
Die Firma Amprion sagt , wenn wir den Netzausbau nicht durchführen kostet das der Gesellschaft (Alle) 600 Mio € ,
wenn wir die Trassen alle samt umsetzen kostet es laut einer DENA Studie von 42 Mrd bis zur Luxusvariante 85 Mrd ,
mit der Rendite und Abschreibung sind es dann ca 8 – 11 Mrd
jährlich , ein Schelm wer hier Böses denkt !!!
Bloß nicht die Flinte so schnell ins Korn werfen. Der Vorschlag des Herrn Anzengruber ist wichtig und gut und hat es verdient, genauestens unter die Lupe genommen zu werden. Ebenso wie man nun die aufgeworfene Behauptung “1.200 MW statt 5.300 MW Leistung können nur bereitgestellt werden” hinterfragen muss.
Herr Anzengruber ist immerhin Vorstandschef des größten österreichischen Energieversorgers. Und er wirft nicht leichtfertig mit falschen Zahlen um sich.
Es ist erschreckend, welcher Wirrwarr an Zahlen und Behauptungen unreflektiert in den Raum geworfen wird. Und niemand scheint Interesse zu haben, das mal zu ordnen.
Stattdessen ergehen sich die politischen Akteure in wüsten Plattitüden:
Ilse Aigner: Die Staatsregierung sei der falsche Adressat. “Der Freistaat kauft keinen Strom, der Markt kauft.” (Ach, deshalb will sie ein solches Angebot erst gar nicht wahrnehmen.)
Markus Söder: “Wir kaufen nix aus Österreich – aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus.“
Der Grüne Martin Stümpfig: “Der Strom stammt aus veralteten Gas- und sogar Ölkraftwerken mit einer schlechten Umweltbilanz. Wenn wir solchen Strom wollten, bräuchten wir ihn nicht aus Österreich zu kaufen.” (Der sollte sich mal genauer informieren, aus welchen Quellen der angebotene Strom tatsächlich erzeugt wird. Zudem: Den Kohlestrom aus der Gegend um Halle sowie aus der Lausitz der ebenso wie Atomstrom mit Sicherheit über die Monstertrasse nach Bayern geleitet wird, nimmt er scheinbar gerne entgegen.)
Das österreichische Angebot MUSS ernst genommen und eingehend geprüft werden!
Das Angebot aus Österreich sollte man sich näher ansehen; schließe mich überwiegend der Meinung der bisherigen Kommentatoren an. Bei Annahme des Angebots sollte man darauf drängen, die bestehenden Kohlekraftwerke zurückzufahren u. ggf. durch erneuerbare Alternativen zu ersetzen. Ergänzend möchte ich auf die grundsätzliche Frage “Stromtrassen oder Stromspeicher?” hinweisen. Wolf von Fabeck (SFV) hielt zu dieser Fragestellung kürzlich bei einer Veranstaltung von SAMOS/BüfA in Regensburg einen ausgezeichneten Vortrag; die Folien sind hier verfügbar:
http://www.sfv.de/pdf/Trassen_oder_Speicherausbau4.pdf
Das ausführliche Programm des SFV:
http://www.sfv.de/artikel/der_solarenergie-foerderverein_deutschland.htm
@Gerald,
vielen Dank für deinen Beitrag