Bun­des­wei­ter Pro­test-Akti­ons­tag: Kein Planungssicherstellungsgesetz!

Am 24.05.2020 ruft das bun­des­wei­te Bünd­nis der Tras­sen­geg­ner-Bür­ger­initia­ti­ven zum Pro­test-Akti­ons­tag auf. An zahl­rei­chen Orten ent­lang der geplan­ten Strom­tras­sen Jura­lei­tung, Süd­link, Süd­ost­link, Ost­bay­ern­ring und Ultra­net fin­den Aktio­nen statt, um gegen die Beschleu­ni­gung von Pla­nungs­ver­fah­ren durch rechts­wid­ri­ges Unter­höh­len der Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung beim Netz­aus­bau zu pro­tes­tie­ren. Gemein­sa­mer Akti­ons­kon­sens der Initia­ti­ven ist die For­de­rung nach einer dezen­tra­len Energiewende.

Wider­recht­li­che Aus­schal­tung der Öffentlichkeit
Unter dem Vor­wand, das Pla­nungs­si­cher­stel­lungs­ge­setz (Plan­SiG) sei zur Auf­recht­erhal­tung von ord­nungs­ge­mä­ßen Pla­nungs- und Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren für Vor­ha­ben wie die Pla­nung von Strom­tras­sen nötig, wer­den neben rechts­staat­li­chen Grund­sät­zen lang erkämpf­te Bür­ger­rech­te eli­mi­niert. Die­ses ver­fas­sungs­wid­ri­ge Han­deln gefähr­det zuneh­mend den gesell­schaft­li­chen Frie­den. „Man schafft hier bewusst ein recht­lich frag­wür­di­ges Gesetz mit dem Ziel, Ver­fah­rens­vor­schrif­ten aus­zu­he­beln und nutzt die Kri­sen­zeit, um in der Öffent­lich­keit umstrit­te­ne Pro­jek­te vor­an­zu­trei­ben. Sogar der Rechts­schutz gegen die­ses rechts­wid­ri­ge Han­deln soll aus­ge­schal­tet wer­den“, ist Rechts­an­walt Bau­mann aus Würz­burg, der vie­le Tras­sen­geg­ner-Bür­ger­initia­ti­ven recht­lich ver­tritt, überzeugt.

Das Plan­SiG soll Anwen­dung für alle Ver­fah­ren – auch für lau­fen­de Netz­aus­bau­ver­fah­ren – fin­den, die immer­hin durch 22 (!) bestehen­de Geset­ze gere­gelt sind. Wich­tig zu wis­sen: Betrof­fen sind fast alle zen­tra­len Berei­che des Umwelt­rechts, bei­spiels­wei­se das Gesetz über die Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fung, das Bun­des-Immis­si­ons­schutz­ge­setz, das Kreis­lauf­wirt­schafts­ge­setz, das Bun­des-Berg­ge­setz und das Atom­ge­setz. Die Öffent­lich­keit und Umwelt­ver­bän­de wer­den dabei in ihrer prü­fen­den Funk­ti­on aus­ge­schal­tet. Die über­eil­te Ver­ab­schie­dung eines der­ma­ßen in Bür­ger­rech­te ein­schnei­den­den Geset­zes führt zu einem berech­tig­ten Auf­schrei in der Bevöl­ke­rung. Die will­kür­li­che Fest­le­gung eines vor­läu­fi­gen Unter­su­chungs­rah­mens zur Tras­sen­füh­rung, der Ver­zicht auf umfang­rei­che Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fun­gen bis hin zur Abschaf­fung von Kla­ge­mög­lich­kei­ten sind geset­zes­wid­ri­ge Maß­nah­men, die die Recht­mä­ßig­keit des Plan­SiG infra­ge stellen.

Pla­nungs­si­cher­heit für Strom­tras­sen, aber nicht für Erneu­er­ba­re Energien?
Das bun­des­wei­te Akti­ons­bünd­nis der Tras­sen­geg­ner for­dert ein Umden­ken für den drin­gend not­wen­di­gen Kli­ma­schutz. Bünd­nis-Spre­che­rin Dör­te Hamann: „Es ist heuch­le­risch, dass die Bun­des­re­gie­rung einer­seits den PV-Deckel auf­recht erhält, die Wind­kraft aus­bremst und damit bewusst für maxi­ma­le Pla­nungs­un­si­cher­heit beim drin­gend not­wen­di­gen Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien sorgt. Gleich­zei­tig wird das Pla­nungs­si­cher­stel­lungs­ge­setz ver­ab­schie­det, um den Netz­aus­bau für den euro­päi­schen Strom­han­del mit Koh­le- und Atom­strom und für den Pro­fit der Groß­kon­zer­ne unge­bremst vor­an­zu­trei­ben. Damit wird offen­sicht­lich, dass es das Ziel der Bun­des­re­gie­rung ist, die Ener­gie­wen­de zu ver­hin­dern. Ganz klar ist, die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber sehen durch den Bür­ger­pro­test ihr Geschäfts­mo­dell in Gefahr. Für die Strom­kun­den dage­gen ent­wi­ckelt sich die­se fehl­ge­lei­te­te Fokus­sie­rung auf immer mehr Tras­sen zuneh­mend zu einer Stromkostenfalle.
Dass sich die Bun­des­re­gie­rung in Zei­ten von Coro­na nicht scheut, rechts­wid­ri­ge Mit­tel für die Durch­set­zung von Kon­zern­in­ter­es­sen ein­zu­set­zen, um Bür­ge­rin­nen und Bür­ger mund­tot zu machen, wer­den wir Tras­sen­geg­ner nicht akzep­tie­ren. Wir pro­tes­tie­ren auf das Schärfs­te gegen die­ses Vorgehen!”

Ein vor­ran­gig ver­brauchs­na­her und regio­na­ler Aus­bau von Erneu­er­ba­ren Ener­gien kann auch in Kri­sen­zei­ten die siche­re Ener­gie­ver­sor­gung gewähr­leis­ten und ist zusätz­lich um ein Viel­fa­ches kos­ten­güns­ti­ger und sogar schnel­ler zu rea­li­sie­ren. Gera­de die Coro­na-Pan­de­mie zeigt, wie wich­tig natio­na­le Siche­rungs­maß­nah­men für sys­tem­re­le­van­te Berei­che sind.

Alle geplan­ten Strom­tras­sen sind betroffen
Die Ableh­nung der Bun­des­netz­agen­tur, die Pla­nun­gen bei Netz­aus­bau-Pro­jek­ten wie Süd­link, Süd­ost­link, Ost­bay­ern­ring, Ultra­net und Jura­lei­tung aus­zu­set­zen, ist inak­zep­ta­bel. Ein recht­lich ein­wand­frei­es Ver­fah­ren ist in Zei­ten der Coro­na-Kri­se kaum mög­lich. „Es geht hier erkenn­bar nicht um Recht, son­dern um das simp­le Aus­üben von Macht. Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren für umstrit­te­ne Groß­pro­jek­te, in denen öffent­li­che Antrags­kon­fe­ren­zen und Erör­te­rungs­ter­mi­ne statt­fin­den, müs­sen aus­ge­setzt wer­den, wenn sie nicht wie vor­ge­schrie­ben statt­fin­den kön­nen“, ist die ein­hel­li­ge Mei­nung der Ver­tre­ter der Bürgerinitiativen.

Pro­test in Zei­ten von Coro­na muss sich an beson­de­re Regeln halten
Wir müs­sen Demo­kra­tie leben und hoch­hal­ten, auch in Coro­na-Zei­ten. Unter Ein­hal­tung aller gel­ten­den Kri­sen­vor­schrif­ten ist dies mög­lich. Die Tras­sen­geg­ner rufen daher zu beson­ne­nem Han­deln auf. Die Pro­test­ak­tio­nen am 24. Mai wer­den aus­schließ­lich unter frei­em Him­mel, mit gebo­te­nem Abstand zuein­an­der und wenn nötig auch Mund­schutz statt­fin­den, um ein Infek­ti­ons­ri­si­ko auszuschließen.

Dör­te Hamann
Spre­che­rin Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost-Tras­se – für eine dezen­tra­le Energiewende
pressestelle@stromautobahn.de
www.stromautobahn.de

Mit­un­ter­zeich­nung:
Petra Fil­beck, BüfA Regensburg
Fran­zis­ka Hen­ner­kes, Akti­ons­bünd­nis Ultranet
Maria Quanz, Bun­des­ver­band der BI gegen SuedLink
Con­ny Zeid­ler, Bür­ger­initia­ti­ven Akti­ons­bünd­nis gegen den Ersatz­neu­bau der Juraleitung

Down­load: PM Pro­test gegen Plan­SiG Stromautobahn.de

Auf­ruf Akti­ons­tag 24052020 (pdf, 177KB)

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