NETZAUSBAU “IDEOLOGIEFREI” ÜBERDENKEN
Die sogenannte Ideologiefreiheit ist ja derzeit beim Thema Energieversorgung in aller Munde. Der Atomausstieg ist gesetzlich beschlossen? Ach was, das muss jetzt ideologiefrei noch mal neu diskutiert werden. Harte Zeiten erfordern harte Maßnahmen.
Alles auf neu also.
Prima, da machen wir als Aktionsbündnis Trassengegner gerne mit. Was bei ollen Kernkraftwerken geht, sollte bei noch längst nicht gebauten (Atom- und Kohle-)Stromtrassen erst recht möglich sein.
Lasst uns neu denken. Die Zeitenwende ist da.
Und es kann gespart werden, dass es eine Freude ist!
Kosten für neue Stromtrassen: Blackbox
Der Strompreis explodiert, und es ist kein Ende abzusehen. Die Netzentgelte sind einer der fettesten Posten auf der Rechnung. Die Verbraucher müssen mit den Netzentgelten auch die Zinsen für das in die Netze investierte Kapital bezahlen. Hier gibt es immer noch fantastische Renditen für einige wenige Großkonzerne, auf Kosten der Stromkunden.
Was liegt jetzt näher, als jetzt endlich darüber nachzudenken, ob “vergoldete” Fußbodenheizungen wie Südlink und Südostlink, für die nie eine Kosten-Nutzen-Analyse vorgelegt wurde, überhaupt eine guten Idee sind? Die Pläne sind uralt und unter anderen Prämissen erstellt worden. Wie kann man eine Juraleitung bauen, die jede Menge teurer Extras wie Erdkabel und Waldüberspannungen und neue Umspannwerke benötigt? Was sie kosten, sagen die Projektierer nicht, wissen sie nicht, niemand in der Politik verlangt offensichtlich Rechenschaft. Hier kann gespart werden!
Atomarer Crash im Supergrid
Und ist es eine gute Idee, ein europäisches Supergrid zu bauen, das laut Netzentwicklungsplan dafür konzipiert worden ist, große Mengen an Atomstrom (vor allem aus Frankreich) nach Deutschland zu importieren, zum Wohle der energieintensiven Industrie? Das klappt erkennbar nicht, die Idee des Supergrid, in dem zu jeder Zeit jede Menge angeblich grüner Strom von Spanien bis in die Ukraine verschoben werden können soll, ist ein gefährliches Hirngespinst der fossil-atomaren Lobby.
Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber feiern denn die Synchronisation des ukrainischen Stromnetzes mit dem ENTSO-e-Netz. Das ukrainische AKW Saporischschja steht derweil unter Beschuss. Französische AKW stehen immer wieder still, Deutschland hilft Frankreich mit Strom aus Gaskraft. Über die vorhandenen Leitungen. Norwegen will ebenfalls nicht liefern, der Strom fehlt, da helfen keine Transportmittel wie der elegante Nordlink.
Ein “grünes” Supergrid wird es nie geben. Dafür gibt es keine Pläne.
Alles auf Null!
Seit Jahren fordert das Aktionsbündnis Trassengegner bei der verantwortlichen Politik, den Übertragungsnetzbetreibern und bei den Konzernen ein, die Nulloption zu überprüfen: Brauchen wir wirklich noch mehr Übertragungsleitungen? Oder nicht doch besser neue Verteilnetze, Speicher, Reservekraftwerke und einen verbrauchsnahen Ausbau von Erneuerbaren Energien?
Denn das Ob um den Netzausbau wurde nie auch nur in Erwägung gezogen. Die Begründung der Trassenfans: Die ganzen neuen Stromtrassen, die alle im Netzentwicklungsplan stehen, seien längst im Bundestag beschlossen. Und sie würden ja schließlich den Windstrom von Norden nach Süden bringen – was leider faktenferner Quatsch und reines PR-Geschwafel der Profiteure ist. Windstromtrassen existieren nicht, das ist technisch unmöglich. Einfach mal in den Netzentwicklungsplan schauen würde helfen.
Die politische Diskussion um den Netzausbau fand vor Jahren statt, zu einem Zeitpunkt, als es die betroffene Öffentlichkeit davon wenig mitbekommen hat und bitte möglichst nichts mitbekommen sollte. Transparent diskutiert, und das auf Basis von Fakten anstelle PR-Fake News, wurde nie.
Zeit für eine Kehrtwende.
Die Gesellschaft braucht einen verbrauchsnahen Ausbau von Erneuerbaren Energien, Verteilnetze, Speicher, Reservekraftwerke und eine Digitalisierung der Energiewende.
Dörte Hamann
Sprecherin Aktionsbündnis Trassengegner
Für eine dezentrale Energiewende ohne überdimensionierten Netzausbau!
pressestelle@stromautobahn.de