So titelt die Frankenpost zu einem Beitrag am 20.02.2018. Eine Pressemeldung der Freien Wähler Kreisverband Wunsiedel liegt dem zugrunde. Leider ist dieser Beitrag nicht online, mir liegt aber die PM vor, die ich wiedergeben darf. Mir wird nun auch klar, warum CSU-MdB Albert Rupprecht letztes Jahr nicht mit seinem Ansinnen durchkam, den einstigen HGÜ-Endpunkt Gundremmingen festzuschreiben – er liegt in Staatssekretär Pschierers Wahlkreis.
Die Freien Wähler bekräftigen in der PM die Unterstützung der Bürgerinitiativen und laden zur Informationsveranstaltung am 23. Februar, 19:30 in die Bergbräu in Arzberg ein. Dort werden die Bürgerinitiativen und der Freie Wähler-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Hubert Aiwanger über den geplanten Trassenwahnsinn im Landkreis informieren. Alle, die sich nicht für dumm verkaufen lassen wollen, seien dazu herzlich eingeladen.
Hier der gesamte Text, der ausführlich ist, dessen Lektüre aber allemal lohnt.
„Wunsiedel ist jetzt auch Energiestadt“ tituliert die Frankenpost am 5. Februar. in ihrem Bericht zur Einweihung eines Stromspeichersystems in Wunsiedel. Wie üblich ließ es sich das Bayerische Wirtschaftsministerium nicht nehmen, bei diesem Anlass dabei zu sein.
Staatssekretär Pschierer: „Bayern ist der Erneuerbare-Energien-Spitzenreiter in Deutschland“.
Welche Region er meint und in welcher Beziehung, ob in der Erzeugung, dem Verbrauch oder der Durchleitung sagte er leider nicht. Allerdings, Windräder findet man fast ausschließlich in Franken und auch mit Photovoltaikanlagen sieht es südlich des Weißwurstäquators eher mau aus. Umso vehementer betonte er, dass die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen kommen müssen. „Wir brauchen diese Leitungen dringend“ wiederholte auch er den Satz den man gebetsmühlenartig seitens der CSU bei jeder Gelegenheit wiederholt. Leider vergaß auch er zu sagen wer mit “Wir“ gemeint ist und wofür die Leitungen benötigt werden.
Im Landkreis Wunsiedel plant die Fa. TenneT momentan zwei große Leitungsprojekte: Aktuell schon fortgeschritten, den Neubau des Ostbayernrings. Diese Maßnahme dient angeblich der Sicherung der Stromversorgung in der Region und er soll „Sammelschiene für regenerativen Strom, insbesondere die wetterabhängige Leistung von Photovoltaik-und Windkraftanlagen“ entlang der Leitung werden.
Fakt ist jedoch, dass über die Thüringer Strombrücke 5 GW Kohlestrom aus der Region Leipzig nach Redwitz, dem Startpunkt des Ostbayernrings transportiert werden, dessen Kapazität momentan aber nur mit 2,8 GW geplant ist. Der restliche Strom soll nach Westen abgeleitet werden. Während in diesen westlichen Regionen Bürger und Lokal-Politik Hand in Hand gegen die Netzausbaupläne protestieren scheinen die Landräte entlang des Ostbayernrings/SüdOstLinks alle Ausbaumaßnahmen zu befürworten. Ob Bär oder Döhler, sie sehen fatalerweise das Allheilmittel in einem Beitritt zu dem „Hamelner Bündnis“. Einem Bündnis das die geplanten Stromtrassen befürwortet und nur vorgibt die beste Trassenführung wählen zu wollen. Dies allerdings nur im bestehenden Korridor.
Womit wir wieder beim CSU-Staatssekretär Pschierer wären, der die Stromtrassen ja für absolut notwendig hält. Dies aber offenbar nur solange, wie sie nicht durch seinen Wahlkreis führen. Liegt doch Gundremmingen, der ursprünglich von der Bundesnetzagentur geplante Endpunkt für den SüdOstLink gerade mal 30 km von seinem Wahlkreis entfernt. Das war natürlich in Bayerisch Schwaben nicht willkommen und so war Pschierer einer der Ersten, der die Lorbeeren dafür einheimste, dass dank seines Engagements die HGÜ Trasse durch unsere Region gelegt und nach Landshut verschoben wurde.
Sich jetzt auch noch hinzustellen und darauf zu verweisen dass nur durch das Engagement von Herrn Ministerpräsident Seehofer die Leitungen jetzt „weitgehend unterirdisch“ verlegt werden sollen, „obwohl es ein Vielfaches kostet“, erweckt den Anschein, dass die Mehrkosten Herr Seehofer trägt und dass die Monstertrassen vom Tisch sind.
Man beachte jedoch die Wortwahl. Während die Leitungen per Gesetz „vorrangig unterirdisch“ verlegt werden sollen lässt es doch Ausnahmen zu, die jetzt offenbar zum Tragen kommen sollen. Es kann nämlich oberirdisch eine Monstertrasse gebaut werden, wenn die Geologie oder der Naturschutz dies erfordern. „Weitgehend unterirdisch“ heißt in diesem Zusammenhang wohl: Im Fichtelgebirge werden die Bagger von TenneT weitgehend auf Granit beißen und daher braucht es Monstertrassen. Aber wahrscheinlich sind es nicht nur Granit oder Basalt, die Freileitungen, also Monstertrassen erfordern, sondern die hügelige Landschaft. Die Wasserschutzgebiete, Drainagen, Trockenstellen, sumpfigen Wiesen und Biotope werden der Grund sein weshalb man im Laufe der Planung überwiegend oberirdisch bauen wird. Natürlich erst, wenn die somit fehlgeplante Trasse nicht mehr verlegt werden kann.
Und wieder wird der Steuerzahler, oder in diesem Fall der Stromkunde, also wir, für dumm verkauft, denn wir sind es und nicht Herr Seehofer, wie Herr Pschierer versucht uns zu verkaufen, die letztlich die Zeche zahlen werden. Dabei sind es gerade die kleinen und regionalen Energieversorger und Verteilnetzbetreiber die zeigen, wie eine erfolgreiche Energiewende mit bezahlbarem Strom und mit lokaler Wertschöpfung aussehen kann. „Energiewende nicht von Oben sondern mit Hirn“ muss unser Motto sein.
Josef Hassler, Geschäftsführer der N‑Ergie Nürnberg bringt es auf den Punkt: “Wir müssen die Energiewende neu denken. Die Fokussierung auf die Übertragungsnetze und den Stromtransport sind nicht sehr intelligent. Die Zukunft gehört der dezentralen Versorgung.”
Herr Homann (Bundesnetzagentur) gesteht ein, dass die Stromversorgung sicher sei, „eine Warnung vor Stromausfällen wäre übertrieben“.
Die Intelligenz und diese Nachricht scheinen bei Teilen der CSU noch nicht angekommen zu sein.
Hier sind die Bundesnetzagentur und die Regierung gefordert, endlich einen vernünftigen Plan zur Energiewende mit Speichern und e‑Mobilität zu entwickeln anstatt mit irgendwelchen Höchstspannungs-Stromkabeln – unterirdisch oder oberirdisch – an einem unnötigen Netz zu stricken.
Die lokalen Energieversorger stehen bereit. Und wir Freien Wähler werden die Bürgerinitiativen bei ihrem Kampf gegen die unsägliche Stromtrasse unterstützen. Einen Beitritt des Landkreises Wunsiedel zum sogenannten Hamelner Bündnis lehnen wir ab.