Pschie­rers Traum vom Frie­den an den Trassen

Von: Dör­te Hamann (bi-leinburg@stromautobahn.de)

pschierers_traumEs weih­nach­tet sehr, und auch eine Taskforce Netz­aus­bau scheint har­mo­nie­be­dürf­tig zu sein. Franz Josef Pschie­rer, Staats­se­kre­tär im Baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um und poli­ti­scher Strom­tras­sen­be­auf­trag­ter im Diens­te Ten­neTs, träumt, dass es nie mehr Wider­stand gegen Strom­tras­sen geben wird: “Die Fra­ge ob ist durch. Kei­ner zwei­felt an, dass wir die Lei­tun­gen brau­chen. Jetzt geht’s um das Wie.” 

Pschie­rers Pres­se­auf­tritt scheint eher eine Reak­ti­on auf den zuneh­men­den Wider­stand auf einer ganz ande­ren Ebe­ne zu sein: Von einem Zäh­ne­knir­schen bei Ver­tre­tern des BUND Natur­schutz war gera­de in letz­ter Zeit wenig zu bemer­ken – vor allem nicht, als sie Ende Okto­ber in einem gro­ßen Fest­akt einen öffent­li­chen Schul­ter­schluss mit der N‑ERGIE und Ver­tre­tern vom Ver­band kom­mu­na­ler Unter­neh­men e. V. (VKU) gegen den über­di­men­sio­nier­ten Netz­aus­bau gefei­ert haben. Sel­ten waren Ver­tre­ter die­ser Bran­che poli­ti­scher. Es geht dar­um, den Kampf gegen die kom­mu­na­le Ent­eig­nung auf­zu­neh­men. Die­ses außer­or­dent­li­che Bei­spiel scheint jetzt auch bei ande­ren Stadt­wer­ken auf Inter­es­se gesto­ßen zu sein – eine Reak­ti­on auf die zuneh­men­de Schwä­chung regio­na­ler Unter­neh­men ist für die Bran­che über­le­bens­wich­tig. Hier wird durch­aus wei­ter­hin die Fra­ge um das Ob gestellt, und Pschie­rer weiß das; denn auch mit ihm wird dazu vom Vor­stands­vor­sit­zen­den der N‑ERGIE, Josef Has­ler, das Gespräch gesucht.

In der Regi­on Nürn­ber­ger Land sind die Tras­sen­geg­ner wei­ter­hin bes­tens gegen geplan­te Netz­aus­bau­maß­nah­men auf­ge­stellt. Dabei gibt es eine enge Zusam­men­ar­beit mit Land­rat und Bür­ger­meis­tern – das ist mach­bar, und es ist effek­tiv. Denn die­se Art von Wider­stand ist es, vor dem die Stra­te­gen der CSU mit ihren Bau­plä­nen in den Osten Bay­erns geflo­hen sind.

Wer Wider­stand dar­an fest­macht, ob Leu­te mit Trans­pa­ren­ten auf der Stra­ße ste­hen, wird sich sicher­lich noch wun­dern – Igno­ranz ist kei­ne Zustim­mung, und die genau­en Tras­sen­ver­läu­fe ste­hen noch nicht fest. Auf der ande­ren Sei­te müs­sen sich die Men­schen in der betrof­fe­nen Regi­on fra­gen las­sen, ob es tat­säch­lich geschickt ist, brav, folg­sam und „kon­struk­tiv“ an Tras­sen mit­zu­ar­bei­ten, die der Ener­gie­wen­de scha­den. Tat­säch­lich wer­den die Sor­gen der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger von der CSU nicht ernst genom­men. Statt­des­sen brüs­tet sich Pschie­rer mit einem pein­li­chen Schau­spiel, bei dem er der Öffent­lich­keit eine Ein­fluss­nah­me auf die Tras­sen­plä­ne vor­gau­kelt. Ten­neTs Info­märk­te und Pla­nungs­be­glei­ten­de Foren sind pure Stra­te­gi­sche Ein­bin­dung ohne ergeb­nis­of­fe­ne Dis­kus­si­on. Mehr Mut zu zivi­lem Unge­hor­sam gegen die­se Far­ce ist drin­gend not­wen­dig. Lei­der kom­men die Bür­ger­initia­ti­ven vor Ort gegen das man­geln­de Inter­es­se der Bevöl­ke­rung kaum an.

Es ist die Auf­ga­be der Land­rä­te und die kom­mu­na­len Poli­ti­ker in den betrof­fe­nen Regio­nen, sich zu infor­mie­ren und mit gutem Bei­spiel vor­an­zu­ge­hen, um ein sinn­lo­ses Mil­li­ar­den­grab zu ver­hin­dern, das der dezen­tra­len Ener­gie­wen­de, der Natur und der Wert­schöp­fung in der Regi­on mas­siv scha­den wird. Aber auch Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten wie Albert Rup­p­recht (MdB CSU) muss mas­si­ves Ver­sa­gen beim Ein­satz für die Inter­es­sen sei­ner Wäh­ler vor­ge­wor­fen wer­den, da er aktiv dar­an mit­ge­ar­bei­tet hat, das Mil­li­ar­den­pro­jekt in sei­nen Wahl­kreis zu holen.

In jedem Fall wer­den die Mega­tras­sen auf lan­ge Sicht kei­ne Erfolgs­ge­schich­te für die CSU, selbst wenn sie es schafft, deren Bau gegen jede Ver­nunft und Wirt­schaft­lich­keit durch­zu­set­zen. Denn sie kom­men zu spät, und die Kos­ten wer­den ihnen – und uns – um die Ohren fliegen.

Dazu der Arti­kel in der SZ: Die neue Einig­keit. Der Pro­test gegen die Strom­tras­sen ist fast ver­stummt. Den Staats­se­kre­tär freut’s, die Natur­schüt­zer knir­schen mit den Zähnen

http://www.sueddeutsche.de/bayern/energiewende-die-neue-einigkeit‑1.3264522

Ein Gedanke zu „Pschie­rers Traum vom Frie­den an den Trassen“

  1. Staats­se­kre­tär Pschie­rer hat anschei­nend gesagt: dass er dar­auf stolz ist, dass er in Ober­bay­ern den Bau von Wind­rä­dern ver­hin­dert hat, der Gedan­ke zu die­ser Äuße­rung kam ihm anschei­nend als er durch die von Wind­rä­dern über­flu­te­te ober­frän­ki­sche Land­schaft fuhr. Nach dem Mot­to: nun ist die Land­schaft schon sowie­so kaputt, da kommt es auf ein paar Strom­tras­sen auch nicht mehr drauf an, trifft er dann sei­ne Ent­schei­dun­gen und da ihm nie­mand wider­spricht, prä­sen­tiert er sich als der gro­ße Pro­blem­lö­ser. Dass er sich da nur nicht täuscht, die Pro­ble­me wer­den ihn schnel­ler ein­ho­len als er denkt.
    Was steht wohl am Ende bei die­sem selbst­ge­mach­ten deut­schen Energiechaos??
    In Ober­fran­ken, haupt­säch­lich Fich­tel­ge­bir­ge ist der Aus­bau von Wind­ener­gie viel zu groß, stän­dig müs­sen die Wind­rä­der abge­re­gelt wer­den, was natür­lich hohe Redis­patch­kos­ten ver­ur­sacht, denn die EEG-Umla­ge muss der Strom­kun­de auch dann zah­len wenn das Wind­rad wegen Über­pro­duk­ti­on abge­schal­tet wur­de, so etwas ist für eine dezen­tra­le Ver­sor­gung sehr schlecht. Da ist es für Ten­net natür­lich leicht die­ser Regi­on sämt­li­che Lei­tun­gen zu ver­pas­sen, denn für ihr Han­deln haben sie eine Begrün­dung. Kei­ne Regi­on trifft es so hart, wie die ent­lang des Ost­bay­ern­rings. Ich habe bei Ten­net ein­mal gefragt, was wäre wenn ein Gas­kraft­werk dort gebaut wür­de, ob dann der Aus­bau des Ost­bay­ern­rings auch not­wen­dig ist? Ant­wort war: dann nicht!
    Es müss­te dann näm­lich nicht abge­re­gelt wer­den und somit wür­den kei­ne Redis­patch­kos­ten anfal­len. Bedin­gung: Koh­lestrom dürf­te in die­sem Fall nicht mehr in der Lei­tung flie­ßen, denn 2x grund­last­de­cken­der Strom, da kann der abge­brüh­tes­te Poli­ti­ker dem deut­schen Volk nicht mehr ver­kau­fen, dass da eine Not­wen­dig­keit besteht, da gibt es kei­ne Aus­re­de mehr.

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