Info­ver­an­stal­tun­gen zum Sued­Ost­Link – “Pri­va­ti­sier­te” Öffentlichkeitsbeteiligung

Von: Dör­te Hamann (bi-leinburg@stromautobahn.de)

In den letz­ten Tagen wur­den in Ober­fran­ken, der Ober­pfalz und in Nie­der­bay­ern von Ten­neT Info­ver­an­stal­tun­gen durch­ge­führt. Dabei wur­den Land­rä­te, Ober­bür­ger­meis­ter und Bür­ger­meis­ter sowie Ver­tre­ter loka­ler Fach­be­hör­den und Vor­sit­zen­de von Inter­es­sen­ver­bän­den aus aus­ge­wähl­ten Gemein­den mit räum­li­chem Bezug zur gedach­ten Luft­li­nie zwi­schen den bei­den Netz­ver­knüp­fungs­punk­ten Wol­mir­stedt und Isar vom Netz­be­trei­ber ein­ge­la­den. Titel der Ver­an­stal­tun­gen: „Pla­nungs­be­glei­ten­des Forum Süd­Ost­Link“. Die Ein­la­dun­gen wur­den per­sön­lich ver­schickt. Die­se Ver­samm­lun­gen waren nicht öffent­lich. Teil­wei­se wur­de auch die Pres­se nicht zuge­las­sen, mit der Begrün­dung, die Bür­ger­meis­ter und Ver­tre­ter könn­ten so „offe­ner reden“.

http://www.onetz.de/schwan­dorf-in-der-ober­pfal­z/poli­ti­k/­ten­net-infor­miert-kom­mu­nal­po­li­ti­ker-und-ver­bands­ver­tre­ter-in-inter­ner-run­de-sued­ost­link-kri­tisch-begleiten-d1682415.html

So man­che Äuße­rung eines Bür­ger­meis­ters hät­te auch bes­ser nicht den Weg in die Öffent­lich­keit fin­den sol­len. Offen­sicht­lich fällt es bis­wei­len leich­ter, das ABC auf­sa­gen, als selbst­stän­dig nach­zu­den­ken: “Die Ener­gie­wen­de hat gewis­se Kon­se­quen­zen nach sich gezo­gen”, sagt Armin Schärtl, ers­ter Ober­bür­ger­meis­ter von Nab­burg. Wer A sagt, müs­se auch B sagen.“ Eben­falls schlimm ist die­se Äuße­rung, wenn man bedenkt, dass es sich bei den geplan­ten Lei­tun­gen um Pro­jek­te für ein euro­päi­sches Netz mit einem hohen Anteil von Atom- und Koh­lestrom han­delt: Auch Man­fred Rod­de, Bür­ger­meis­ter des Mark­tes Schwar­zen­feld, zeigt sich ruhig: “So wie es uns von Ten­net erklärt wur­de, ist die Strom­tras­se nötig, um den Aus­stieg aus der Kern­ener­gie zu schaffen.”

Was soll die­se “pri­va­ti­sier­te” Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung? Bestimm­te Per­so­nen­krei­se in geschlos­se­nen Ver­an­stal­tun­gen ein­zu­be­zie­hen, die even­tu­ell kri­ti­sche Fra­gen stel­len könn­ten, ist Stra­te­gi­sche Ein­bin­dung. Und das dient zum kei­nem Zeit­punkt der Bür­ger­be­tei­li­gung, son­dern der Bür­ger­ru­hig­stel­lung. Mit­ma­chen ohne Pro­test ist nicht empfehlenswert.

Ten­neT freut sich schon, dass es offen­sicht­lich “kei­ne Gegen­wehr” gegen den Sued­Ost­Link in den ins Visier genom­me­nen Regio­nen gebe. In Regens­burg wur­de immer­hin die BüfA (Bünd­nis für Atom­aus­stieg und erneu­er­ba­re Ener­gien) auf­merk­sam und stand mit Pro­test­pla­ka­ten vor dem Ein­gang. Nach­dem die­se Ver­an­stal­tun­gen kaum bekannt waren, hat­te Pro­test natür­lich auch kei­ne Chance.

http://www.mittelbayerische.de/­re­gi­on/­re­gens­burg-stadt-nach­rich­ten/k­ein-gegen­wind-fuer-tras­sen-21179-art1403250.html

Zu Recht fragt sich auch die Aar­hus Kon­ven­ti­on Initia­ti­ve, auf wel­cher recht­li­chen Basis die­se Ver­an­stal­tun­gen statt­fin­den: „Hat es mit einer Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung, die öffent­lich und trans­pa­rent und gleich­be­rech­tigt nach gel­ten­dem Recht durch­ge­führt wird, etwas zu tun?“ Das muss bezwei­felt wer­den. Fazit: „Wir – die Aar­hus Kon­ven­ti­on Initia­ti­ve – gaben zur Novel­lie­rung des Umwelt­rechts­be­helfs­ge­set­zes bei unse­rer Anwäl­tin Dr. Roda Ver­he­yen eine Stel­lung­nah­me in Auf­trag. Die­se kommt zu dem Schluss, dass die Strom­tras­sen, hier die HGÜ Süd­Ost, völ­ker- und euro­pa­rechts­wid­rig geplant wur­den. Es scheint so, dass kein Inter­es­se besteht, die­se unkor­rek­te recht­li­che Lage vor der Pla­nung zu korrigieren.”

http://aarhus-konvention-initiative.de/2016/07/flug­blatt-pla­nungs­be­glei­ten­des-forum-sued­ost­link-oeffentlichkeitsbeteiligung/

3 Gedanken zu „Info­ver­an­stal­tun­gen zum Sued­Ost­Link – “Pri­va­ti­sier­te” Öffentlichkeitsbeteiligung“

  1. Wel­che Rol­le spielt das Pla­nungs­be­glei­ten­de Forum in Wirk­lich­keit? Vor­der­grün­dig soll es als Gre­mi­um eta­bliert wer­den, um den Pla­nungs­pro­zess zu beglei­ten. Tat­säch­lich wird nur ein sehr begrenz­ter Kreis ein­ge­la­den, nicht ein­mal die Pres­se hat Zugang. Das wirft vie­le Fra­gen auf und soviel steht fest, der klei­ne Kreis der Teil­neh­mer hat kein ech­tes Mit­be­stim­mungs­recht, auch wenn das sug­ge­riert wird. Erst recht nicht die brei­te Öffent­lich­keit, wie es die Aar­hus ‑kon­form wäre. Des­halb ist auch die recht­li­che Grund­la­ge die­ser Ver­an­stal­tung höchst hin­ter­fra­gungs­wür­dig. Das muss jedem Teil­neh­mer klar sein.

  2. Kein Wun­der, wenn sog. Volks­ver­tre­ter zu sol­chen Ver­an­stal­tun­gen ein­ge­la­den wer­den. Wenn Jemand nach 2 Jah­ren immer noch den Bedarf der HGÜ´s mit dem Aus­stieg aus der Atom­kraft begrün­det, dann ist das nur noch pein­lich. So Jemand soll­te frei­wil­lig von sei­nem Amt zurück­tre­ten, denn sein Wis­sens­stand ist klei­ner als der einer Erb­se im Reagenz­glas. Im Übri­gen war­te ich immer noch auf einen Ter­min vom Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um-für eine Bür­ger­ver­an­stal­tung, aber da ist seit Wochen lei­der immer noch nichts bei mir ange­kom­men. Dabei wird auf Bür­ger­dia­log Strom­netz soooooo viel Bür­ger­nä­he pro­pa­giert. Für die­ses Geld, was da mei­ner Mei­nung nach zum Fens­ter hin­aus­ge­schmis­sen wird, hät­ten wir schon vie­le Wind­rä­der, PV oder Spei­cher bau­en kön­nen! Man scheut bewußt den Kon­takt mit der Öffent­lich­keit, obwohl es recht­lich vor­ge­schrie­ben ist-das hat sicher sei­ne Grün­de. Wer ehr­lich ist, hat nichts zu verbergen!

  3. Es ist doch selbst­ver­ständ­lich, dass Bür­ger­meis­ter und Inter­es­sen­ver­tre­ter ein­ge­la­den werden.
    Die Bür­ger­meis­ter sind in der Regel der CSU ver­pflich­tet und hier hat Herr Pschie­rer das Sagen, der kürz­lich erst gemein­sam mit Ten­net eine Grund­stein­le­gung zele­briert hat.
    Ich gehe davon aus, das Ten­net den Teil­neh­mern erläu­tert hat, wie das Betei­li­gungs­ver­fah­ren spä­ter aus­se­hen wird.
    Damit ist sicher­ge­stellt, dass die spä­ter zuge­las­se­nen “Bür­ger­ver­tre­ter” sich nicht zu sehr quer stellen.
    Mat­thi­as Grobleben

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