von Bürgerinitiative Leinburg <bi-leinburg@stromautobahn.de>
Es ist kein „Dreh“strom, der einmal durch die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen fließen soll. Das Tauziehen bei der Planung der Trassen ist dennoch von wechselhaften politischen Spielchen geprägt, die rasant sind – selbst die eigenen Parteifreunde in der CSU können ihrem Ministerpräsidenten „Drehhofer“ nicht immer folgen.
Betrachtet man Seehofers Statements in einer zeitlich komprimierten Version, kann es einem durchaus schwindelig werden: Mal brauche es die HGÜ-Trassen, mal nicht; mal sei bewiesen, dass durch sie Kohlestrom hindurch fließt, mal werden sie wieder zu Windstromtrassen; mal seien sie notwendig für die Versorgungssicherheit, mal wieder nicht. Dies sind tatsächlich nicht gegensätzliche Positionen verschiedener Parteien, die hier aufgelistet werden, sondern es sind die in sich vollkommen konträren Meinungsäußerungen eines einzigen Politikers innerhalb von 20 Monaten.
4. Februar 2014: Notbremsung – Moratorium zur Bürgerberuhigung
Ministerpräsident Horst Seehofer hat sich nach den zahlreichen und lautstarken Protesten gegen die geplanten Leitungen eingeschaltet, die Notwendigkeit der Trasse bezweifelt und in Berlin ein Moratorium bis August erzwungen.
Aus der Staatskanzlei heißt es dazu: „“Wir sind Politiker, und wir gehen davon aus, dass wir politische Möglichkeiten haben.” Mit der geplanten Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ändere sich die Geschäftsgrundlage, sagte Haderthauer. “Erst wenn wir hier ein Szenario haben, können wir sagen, was wir an Trassen brauchen, ob die Trassen notwendig sind und wie sie liegen.” Die Betreiber hätten ihre Pläne “jetzt zu unterbrechen”. Damit folgt das Kabinett der neuen Linie, die Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vergangene Woche ausgab.“ [1]
8. Februar 2014: „Gegen den Willen Bayerns werden die Trassen nicht kommen“
Seehofer: „Ich erwarte, dass die Eckpunkte der Energiewende zum Beispiel beim Thema Netzausbau mit Blick auf die Versorgungssicherheit und die Kosten für die Bürger nochmal überprüft werden. Da kann man nicht einfach sagen: Einmal beschlossen, immer beschlossen.“
Frage der BILD an den Ministerpräsidenten: Sie wollen keine Stromautobahn von Sachsen-Anhalt nach Bayern. Wollen Sie die Energiewende torpedieren?
Seehofer: „Ganz im Gegenteil. Bayern ist das Musterland bei der Umsetzung der Energiewende. Wir werden die Zielmarke des Bundes für 2020 schon in diesem Jahr erreichen und ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen. Wir Bayern brauchen keine Belehrung von irgendjemand. Keiner kann sich mit uns messen, der selber seine Hausaufgaben bei der Energiewende noch nicht gemacht hat. Ich möchte aber, dass die großen Stromtrassen nach Bayern noch einmal auf ihre Notwendigkeit und auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden. Das Geschwätz, das dazu eingesetzt hat von EU-Kommissar Oettinger und anderen Ortsunkundigen, wird an dieser bayerischen Forderung nichts ändern. Alle müssen sich klar sein: Gegen den Willen des Freistaates Bayern und 200 Bürgermeistern und Landräten kann die Stromtrasse nicht kommen.“ [2]
5. Mai 2015: Demo in Ingolstadt – Seehofer zeigt der Kanzlerin, wie man mit dem Volk spricht; die Kanzlerin zeigt Seehofer, wie frau am Ende Recht behält
Besuch der Kanzlerin in Seehofers Heimatstadt. Gut 2000 Trassengegner beleben den Rathausplatz mit Trommeln und Pfeifen.
Der Ministerpräsident macht sich zum Sprecher der Demonstranten: „Ich bin überzeugt, dass diese Trasse, über die wir hier und heute reden, nämlich die Ost-Trasse von Sachsen-Anhalt bis nach Meitingen quer durch Bayern, erstens nicht notwendig ist. Und zweitens haben wir die Energiewende nicht gemacht, um aus der Atomkraft in die Kohlekraft einzusteigen.“
Merkel behält letztendlich Seehofer gegenüber die Hosen an, wie man jetzt im Rückblick erkennt – sie wiegelt ab: „Horst Seehofer und ich haben schon viele komplizierte Probleme vor uns gehabt. Und Horst Seehofer und ich haben immer eine gemeinsame Lösung gefunden. Das wird auch diesmal so sein. Mehr kann ich dazu heute nicht sagen, aber wir werden das gemeinsam lösen.“ [3]
8. Juli 2014: Trassen oder Blackout!
Wirtschaftsministerin Aigner muss für Seehofer bittere Pillen verteilen: „An der Notwendigkeit der Trasse besteht kein Zweifel mehr“, sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Die Versorgungssicherheit ist der Grund. Der bisher geplante Trassenverlauf wird aber von Bayern weiter nicht akzeptiert. Auch der Ausgangspunkt im Braunkohlerevier bei Halle (Sachsen-Anhalt) werde nicht hingenommen. Eine alternative Streckenführung soll in den nächsten Wochen mit dem Bund abgesprochen werden.“ [4]
2. Oktober 2014: Seehofer will Gaskraftwerke statt Trassen
Seehofer hat sich das Argument mit den zu hohen Renditen für den Neubau von Trassen (9,05 Prozent auf Eigenkapital) zu eigen gemacht. In der Süddeutschen Zeitung fordert er, den Bedarf an neuen Leitungen grundlegend zu überdenken und stattdessen Gaskraftwerke zu bauen. Die hohen Kosten, die in die Milliarden gehen, würden weiter in die Höhe schnellen, wenn die Kabel unter die Erde verlegt werden.
„Wir sind im Moment an einer Wegscheide, wo wir wirklich nachdenken müssen über den nächsten Schritt der Energiewende. Die Befürchtungen, die Lichter würden ausgehen, sind alle so nicht eingetroffen. Der Automatismus der Vergangenheit, wir bauen erneuerbare Energien überall aus und hängen dann alles mit Netzen zusammen, ist schwer ins Wackeln gekommen.“
Man müsse auch Alternativen prüfen. An die Netzbetreiber ging der deutliche Vorwurf, die Trassen würden lediglich Kapitalinteressen dienen, der Schutz der Natur würde dabei vernachlässigt: “Es geht um nichts anderes als eine Geldanlage mit sicherer Rendite!”.
Seehofer will sich nicht unter Druck setzen lassen, für Entscheidungen könne man sich Zeit lassen. Bayern werde in seiner Position “eisern” bleiben. [5]
November 2014: Kohlestromleitungen werden wieder zu Windstrom-Trassen
Beginn des Energiedialogs am 3. November in München. Am Abend sickern erste Informationen durch, dass es Änderungen bei der Süd-Ost-Trasse geben soll. Eine offizielle Stellungnahme der Netzbetreiber während des „Dialoges“ gibt es jedoch nicht.
Gleich am darauffolgenden Tag, dem 4. November 2014, veröffentlichen die Netzbetreiber ihre neuen, veränderten Pläne mit einer verlängerten Trasse. Der Anfangspunkt verschiebt sich rund 150 Kilometer nach Norden von Bad Lauchstädt nach Wolmirstedt, der Endpunkt soll statt Meitingen in die Nähe von Gundremmingen verlegt werden.
Auf dem Energiedialog rechtfertigt man diese neue Streckenführung hinter vorgehaltener Hand als „Opportunitätskosten der Akzeptanz“, was bedeutet: Technisch sind diese Änderungen nicht wirklich notwendig – aber auch keinesfalls schlechter als vorher, da auch der neue Anfangspunkt bestens dafür geeignet ist, Kohlestrom einzuspeisen. Die Verantwortlichen meinen dennoch, mit den überarbeiteten Plänen wäre glaubhafter, dass vorrangig Windstrom durch die Leitungen fließen würde, da der Startpunkt Wolmirstedt ja nun weiter im „windreichen“ Norden liegt. Da gibt man dann auf Kosten der Steuerzahler gerne auch mehr Geld aus.
Seehofer freut sich: „Das ist schon ein beachtlicher Teilerfolg, dass der Transport von Kohlestrom, der die Bevölkerung ja vor allem geärgert hat, verhindert worden ist“. [6]
18. November 2014: Ohne Kohlestrom geht es nicht! – Auch nicht ohne Kohlestromtrassen?
Seehofer rudert zurück: Die Energieversorgung „wird ohne Kohle nicht gehen – und auch nicht ohne Gaskraft. Alles andere ist ein Märchen, das uns viele bei den Grünen zu lange erzählt haben, weil sie an die Erneuerbare-Energien-Subventionstöpfe heran wollen.” [7]
2. Februar 2015: Aigner traut sich was, Seehofer schweigt
Am Ende des Energiedialoges stellt Aigner fest: “Ich sehe nicht, dass für die Versorgungssicherheit zwei Trassen wirklich notwendig sind. Und die Mehrheit der Dialogteilnehmer teilt meine Meinung.“ (Abschlussstatement S. 21) [8]
15. / 18. Mai 2015: „Teppichhändler“ Horst Seehofer schachert mit Verläufen und Endpunkten
Auf die Frage „Wird es [mit Berlin] einen Kuhhandel mit verschiedenen Streitthemen geben?“ antwortet der Ministerpräsident: „Wir sind keine Teppichhändler. So funktioniert Politik nicht. Jede Lösung muss in sich logisch erklärbar sein. Es ist besser, mal etwas nicht zu entscheiden – als etwas Falsches. […] Und wenn wir Trassen brauchen, müssen sie verträglich für Mensch und Natur und unter Nutzung bestehender Trassen verlaufen. Sicher ist nur: Wenn sie kreuz und quer durch Bayern verlaufen, werden wir sie politisch und juristisch mit allen Mitteln bekämpfen. Dann kommen sie nie.“
Wirtschaftsministerin Aigner denkt öffentlich über einen geänderten Verlauf des Suedlink durch Baden-Württemberg nach und wird von anderen Parteien und Bundesländern für ihre „Sankt-Florians“-Vorschläge heftig kritisiert.
Seehofer verteidigt sie mit diesen Worten: “Wir sehen ja auch die nationale Aufgabe. Die Wechselstromtrasse nach Grafenrheinfeld, der Ostlink unter Nutzung bestehender Trassen nach Ingolstadt oder Landshut als Endpunkt, und von dem Südlink ein Stumpf nach Gundremmingen. Das ist unser Gesprächsangebot.” [9]
13. Juni 2015: Seehofer freut sich über geordneten „Protest“
“Weil der Protest gegen neue Leitungen so groß ist, will Seehofer eine Abmilderung der Pläne für Bayern erreichen. Deshalb möchten die Bürgerinitiativen (BIs) ihm danken”, so die Einschätzung in einem Bericht über die Stimmung von Trassengegnern in Bad Brückenau.
Der Ministerpräsident ist dann auch ganz entzückt über so viel gutbürgerlichen Blümchen-Protest mit Blaskapelle. “Bleiben Sie bei dieser Art und Weise des Protests”, sagt Seehofer. Die sei für ihn eine größere Verpflichtung, als wenn „andere Formen des Protestes“ gewählt würden.
Und so erzählt Seehofer den Bürgerinnen und Bürgern dann auch genau das, was sie gerne hören wollen: “Für die Energiewende sind nach meiner Überzeugung neue Trassen nicht notwendig!” [10]
1. Juli 2015: Gloria Viktoria beim Energiegipfel – “Sämtliche Monstertrassen sind vom Tisch”
Seit dem Energie-Gipfel am 1. Juli im Kanzleramt zeigt die CSU den Bürgern wieder einmal, wie man “pragmatische” Politik macht.
Seehofer feiert: „Ich habe verhindert, dass eine Trasse mit 75 Meter hohen Masten quer durch fünf bayerische Regierungsbezirke geht – von Oberfranken bis nach Gundremmingen in Schwaben. Dieser unselige Plan ist jetzt vom Tisch. Stattdessen wird eine bestehende Leitung, die aus Oberfranken kommt, genutzt und ausgebaut. Sie wird in Landshut enden. Bei diesem Projekt setzen wir vor allem auf Erdverkabelung. Hinzu kommt noch ein kurzer Abstecher von Hessen oder Baden-Württemberg nach Grafenrheinfeld in Unterfranken. Unter dem Strich bedeutet das: Aus 420 eigentlich geplanten Trassenkilometern werden in Bayern 30 Kilometer, die noch völlig neu gebaut werden müssen.“ [11] Zudem bekommt Bayern zusätzlich zwei neue Gaskraftwerke, was beim Energiedialog immer als Alternative zu den Gleichstromtrassen galt.
Die Erklärungen des Ministerpräsidenten, welch enorme Verbesserungen die Berliner Entscheidungen bedeuten, werden zunehmend gewagt und sollten als Beispiel für politische Realsatire nicht in Vergessenheit geraten. So verspricht Seehofer den Bürgern unsichtbare Erdkabel: “Anders als die ursprünglich geplanten riesigen Masten quer durch Bayern wird man die jetzt vereinbarten Erdkabel nicht sehen”. Auch toll: “Bayern wird die Energiewende machen ohne gravierende Eingriffe in die Natur”.
Bis jetzt hat sich noch kein Fachreferent gefunden, der Seehofer erklärt, dass a) Erdkabel sichtbare Trassen verursachen und b) dies ein gravierender Eingriff in die Natur ist und c) man Gleichstromkabel nicht einfach wie Lametta auf vorhandene Masten aufhängen kann. Und d) haben die geplanten Gleichstromleitungen nichts mit der Energiewende zu tun, sondern mit dem Erhalt der Kohleverstromung. Das wusste er schon mal, hat er aber wieder vergessen.
Seehofer rechnet nach dem Stromtrassen-Kompromiss nicht mehr mit großem Widerstand in der Bevölkerung. Umso mehr verwundert es ihn, dass das Aktionsbündnis Trassengegner den Dialog mit der Landesregierung aufkündigt. Ein wenig verletzter Stolz ist aus den Reaktionen des selbsternannten Volksverstehers herauszulesen: “Gespräche zu verweigern ist das schlechteste”, findet Seehofer. [12]
7. Oktober 2015: Kohlestrom-Erdkabel – „Das sollten uns Menschen und Natur wert sein.” [13]
Seit dem 7. Oktober 2015 ist der „epochale Sieg“ der CSU im Bundeskabinett per Beschluss abgesegnet. Seehofer scheint damit ein politisches Erbe hinterlassen zu wollen. Dass die Begeisterung vielerorts nicht geteilt wird, wird von ihm hartnäckig ignoriert: „Ich glaube, das ist eine richtige Entscheidung – ich sage epochal, weil damit auf der einen Seite die Energieversorgung im notwendigen Umfang gewährleistet ist, auf der anderen Seite aber weder die Menschen noch die Natur belastet sind.” [14] Die Regionen mit den riesigen Kohleabbaugebieten am Ende der Leitungen und die Umweltbelastungen durch die Kohlekraftwerke interessieren offensichtlich nicht.
Seit dem Sommer herrscht ansonsten – oberflächlich betrachtet – Funkstille im Trassenland. Der Protest köchelt auf kleiner Flamme weiter, um im nächsten Moment wieder zum Flächenbrand zu werden.
Währenddessen können sich die Trassengegner die Zeit mit dem Besuch von „Bürgerkonferenzen“ vertreiben, ausgerichtet vom „Bürgerdialog Stromnetz“, in denen man die Teilnehmer und die Presse von der Notwendigkeit der Trassen überzeugen will.[15] Diese Form der sogenannten Strategischen Einbindung bei Großprojekten ist seit einigen Jahren das probate Mittel, um Bürgern Transparenz und Mitsprache bei der Planung vorzugaukeln. Und auch um davon abzulenken, dass ihnen laut der Aarhus Konvention das Recht auf Information, Beteiligung und dem Zugang zu Gerichten zu einem Zeitpunkt zusteht, an dem noch alle Optionen offen sind – die jetzigen Bemühungen um einen Dialog kommen Jahre zu spät. Dieser grobe Verstoß im Verfahren macht selbst ein genehmigtes Projekt wie die HGÜ-Trassen zu illegalen Bauten. [16]
Seehofer und die Koalition, die Bundesnetzagentur und die Netzbetreiber arbeiten demnach derzeit auf Hochtouren, um Schwarzbauten zu realisieren.
Wenn Sie jetzt wählen dürften – würden Sie so einem Politiker und seiner Partei Ihre Heimat anvertrauen?
[1] http://www.nordbayern.de/region/moratorium-geplant-bayern-bremst-stromautobahn-aus‑1.3435713
[2] http://www.bild.de/politik/inland/horst-seehofer/energiewende-seehofer-geht-auf-gabriel-und-oettinger-los-34586980.bild.html[2]
[3] http://ingolstadt-today.de/lesen–wir-sind-das-volk.html
[4] http://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt-nachrichten/neue-stromtrasse-kommt-aber-anders-21102-art1089664.html
[5] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energiewende-seehofer-stellt-neue-stromtrassen-infrage‑1.2155852
[6] http://www.mittelbayerische.de/bayern-nachrichten/seehofer-lobt-neue-trassenplaene-21705-art1145495.html[6]
[7] http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Seehofer-rudert-zurueck-Ohne-Kohlestrom-geht-es-doch-nicht-id32054167.html
[8]http://www.energieinnovativ.de/fileadmin/user_upload/energie_innovativ/Energiedialog/Dokumente/2015–02-02-Abschlussstatement-Energiedialog.pdf
[9]http://www.merkur.de/politik/ministerpraesident-horst-seehofer-grossen-merkur-interview-wir-sind-keine-teppichhaendler-5009032.html
http://www.br.de/nachrichten/aigner-suedlink-stromtrasse-100.html
[10] http://www.infranken.de/regional/bad-kissingen/Seehofer-Neue-Trassen-nicht-notwendig;art211,1084968
[11] http://www.donaukurier.de/nachrichten/bayern/Herr-Ich-bin-sehr-zufrieden;art155371,3072019#plx1180754572
[12] http://www.sueddeutsche.de/bayern/energiewende-trassengegner-reden-nicht-mehr-mit-aigner‑1.2549797
[13] http://www.br.de/nachrichten/stromnetzausbau-erdkabel-kabinett-bayern-100.html
[14] http://www.br.de/nachrichten/stromnetzausbau-erdkabel-kabinett-bayern-100.html
[15] http://www.buergerdialog-stromnetz.de/mediathek/dokumentation-buergerkonferenz-erlangen
Wer hat die Bedarfsermittlung 2024 der BNA (unter nachfolgenden Link aufrufbar) gelesen?
http://www.netzausbau.de/SharedDocs/Downloads/DE/Charlie/ZFBedarfsermittlung2024.pdf?__blob=publicationFile
Hier steht auf Seite 12 u. a.
…..In den Konsultationen wurden weniger die Methodik, sondern in erster Linie
das im Modell vorausgesetzte Design des Strommarkts und der europäische Stromhandel kritisiert…..
….private Konsultationsteilnehmer äußerten verschiedenste Wünsche, zum Beispiel den nach einer „dezentralen“ Energiewende oder nach einem beschleunigten Ausstieg aus der Kohleverstromung. …
……die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Energiewende bei der Bestätigung des Netzentwicklungsplans Strom stehen jedoch nicht zur Disposition der Bundesnetzagentur. Der bestätigte Netzentwicklungsplan Strom 2024 und der damit festgestellte
Ausbaubedarf sind das Resultat der politisch und gesetzlich für die Energieversorgung vorgegebenen Bedingungen, welche die Bundesnetzagentur zu respektieren hat und nicht durch eigene Vorstellungen ersetzen darf. …..
……..Die netztechnische Prüfung und Bestätigung einzelner Streckenmaßnahmen bleiben jedoch innerhalb des gesetzlich vorgegebenen Rahmens.
……Aufgrund entsprechender Konsultationsbeiträge der
Bayerischen Staatsregierung hat die Bundesnetzagentur allerdings zusätzlich eine Alternative für den HGÜ-Korridor D (in Form einer Verbindung zwischen Wolmirstedt und Isar/Landshut) geprüft. Im Ergebnis kann der erhebliche Transportbedarf aus Sachsen-Anhalt nach Bayern auch mit der alternativen Lösung Wolmirstedt – Isar bewältigt werden….
Soweit aus der Bedarfsermittlung kopiert.
Also die Entscheidung liegt beim Bundeswirtschaftsministerium mit Vorsitz von Bundeswirtschaftsminister Gabriel (SPD) und bei keinem anderem.
Seehofer hat es versucht die Trassen zu verhindern, man hat ihm aber nur das Bonbon der Alternative (wie oben beschrieben) gegeben. – Wahrscheinlich mit einem –PASTA- musste er abziehen. Was er erreichte: Der Südlink verläuft nur noch bis Grafenrheinfeld und ab Regensburg bis Landshut wird es wahrscheinlich Erdverkabelung geben. Allerdings benötigen die Landshuter auch einen Standort für den Konverter, der kann nicht unter die Erde, da wird es noch einiges Gerangel geben, wenn erst einmal bekannt ist welches Ausmaß dieser haben wird.
Die Bewohner und Landschaft oberhalb von Regensburg bis zur Thüringer Grenze, werden alles abbekommen!!!! Darauf wurde keine Rücksicht genommen.
Seehofer hat das mindeste herausgeholt was bei dem starren Verhalten der entscheidenden Personen möglich war. Der große Energieberater von Sigmar Gabriel ist Rainer Baake (die Grünen)
http://www.agora-energiewende.de/de/presse/agoranews/news-detail/news/rainer-baake-direktor-von-agora-energiewende-wird-staatssekretaer-im-bundeswirtschaftsministerium/
Er hat die Zügel in der Hand und berät den Wirtschaftminister indem er ihm suggeriert was er für sinnvoll zu halten hat, so ist auch die Agora Energiewende bei der Baake vormals Direktor war in die Entscheidungen der europäischen Energieplanung mit eingebunden.
Wie die Grünen vehement die Notwendigkeit der Trassen vorantrieben, das haben wir ja schon aus vielen Berichten und Kommentaren auf der Stromautobahn erfahren. Der Traum der Grünen scheint zu sein: Europa mit deutschem Wind- und Photovoltaikstrom zu versorgen.
In einer Rede hat Bundesminister Gabriel einmal gesagt, dass wenn die transeuropäischenTrassen gebaut sind z. B. die Klimaanlagen Italiens mit PV-Strom aus Bayern bedient werden können, oder so ähnlich auf alle Fälle bleibt einem bei so einer Aussage schon die Luft weg.
Von den Parteien kann ich nur erkennen, dass die Freien Wähler immer an der Seite der Trassen Gegner standen. Sie haben ihr Möglichstes getan. Allen größeren Parteien gebe ich aber die Schuld wenn die Energiewende in einem Desaster endet.
Klar ist natürlich, dass Seehofer nicht alleine die Trassen beschlossen hat, sondern er zusammen mit der Koalition, und dort spielen sogar Grüne wie Baake eine Rolle, das ist bekannt. Aber wenn die Zitate im Text immer noch nicht ausreichen, um zu belegen, dass er seine selbst gesteckten Ziele wie „Gegen den Willen Bayerns werden die Trassen nicht kommen“ NICHT erreicht hat und dies auch nie ernsthaft vorhatte, dann weiß ich auch nicht mehr.
Er hat NICHT das Möglichste versucht, sondern er hat immer wieder, schon kurz nach dem Moratorium Anfang 2014, ausgetestet, wann und wie es ihm gelingt, sich aus seinen Wahlversprechen an die Bürger herauszustehlen. Wenn er es doch ernsthaft versucht hätte, dann wäre es hochnotpeinlich, am Ende nur mit diesem Ergebnis, vor dem wir jetzt stehen, herauszukommen.
Die meisten Grünen wollen in Sachen Trassen das Gleiche wie CDU, CSU und SPD – das ist genau genommen ziemlich irre, aber warum sollen sie dafür von uns mehr Kritik bekommen als die anderen Parteien, die an der Regierung sind? Ich bewerte Politiker lieber danach, was am Ende “hinten rauskommt”, um es mal mit den eleganten Worten unseres Altkanzlers zu sagen, und da haben sich die meisten Politiker, die auf der für Lobbyisten interessanten Ebene arbeiten, nicht mit Ruhm bekleckert. Auf die 20-monatige Seehofer-Show und sein unehrliches Geziere hätte ich persönlich getrost verzichten können, denn es hat uns Trassengegnern meiner Meinung nach mehr geschadet als genützt, dass wir bisweilen sogar als hinterwäldlerisches Seehofer-Gefolge wahrgenommen wurden.