Die Tras­sen­ge­schich­te

Wir alle wol­len die Ener­gie­wen­de. Weg von gefähr­li­chem Atom­strom und dre­cki­gen, umwelt­be­las­ten­den und ‑zer­stö­ren­den Koh­le­kraft­wer­ken, hin zu sau­be­rer Ener­gie­er­zeu­gung. Wir alle wol­len lie­ber heu­te als mor­gen unse­re Ener­gie aus 100 Pro­zent sau­be­ren und rege­ne­ra­ti­ven Quel­len beziehen.

Dann kommt auch noch jemand auf die Idee und sagt, dass die AKWs abge­schal­tet wer­den müs­sen weil sie zu gefähr­lich sind. Die Poli­ti­ker kön­nen damit sogar noch die Ener­gie­wen­de vorantreiben.

Das hört sich ver­nünf­tig an, wir schal­ten AKWs ab und holen uns den Strom aus Wind­kraft. Aber die AKWs ste­hen im Süden und der Wind ist im Nor­den also muss der Strom doch irgend­wie dort hin. Man kennt die­se Sät­ze ja bereits. Tat­säch­lich han­delt es sich hier­bei um den groß­an­ge­leg­ten Ver­such, unter dem Deck­man­tel des öffent­lich­keits­wirk­sa­men green­wa­shing, in gro­ßem Stil Kapi­tal aus den Taschen der pri­va­ten Strom­be­zie­her in die Scha­tul­len der Finanz­in­ves­to­ren der Netz­be­trei­ber zu transferieren.

Für den Trans­port von Strom haben wir die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber (ÜNB) als Ver­ant­wort­li­che. Bei den ÜNBs arbei­ten hoch­be­zahl­te Experten.

Nun müs­sen die ÜNBs auf ihre Exper­ten zuge­hen und ihnen sagen, dass es bald nichts mehr zu trans­por­tie­ren gibt weil die AKWs abge­schal­tet wer­den sol­len. Jetzt ste­hen die Exper­ten und die ÜNBs erst­ma­lig seit 130 Jah­ren vor einem Pro­blem. Wer­den die Exper­ten und ÜNBs bald nicht mehr gebraucht?

Die Exper­ten kom­men auf eine Idee, mit einer in Deutsch­land neu­en Tech­nik den Strom dort hin zu brin­gen, wo er gebraucht wird. So ganz ohne Ver­lus­te, damit die Bür­ger im Süden nicht im dun­keln ste­hen, wäh­rend die im Nor­den schon die Back­öfen und Bügel­eisen wegen der Über­ka­pa­zi­tä­ten auf Dau­er­be­trieb ein­ge­stellt haben.

Es wür­de jeder zustim­men, dass die­se Exper­ten einen guten Job gemacht haben. Haben sie in die­ser Theo­rie auch. Die Exper­ten, hoch­be­zahlt, war­um sind sie das? Natür­lich weil sie in der Schu­le gut auf­ge­passt und sie eine Fir­ma gefun­den haben, die ihnen das bezahlt. Die Fir­ma hat das Geld wie­der­um daher, weil sie bis­her allein ver­ant­wort­lich den Strom von den AKWs über gro­ße Ent­fer­nun­gen zu den Ver­brau­chern trans­por­tiert hat.

Also tin­geln die ÜNBs durch das Land und erzäh­len auf bei­na­he kaba­ret­tis­tisch anmu­ten­den Ver­an­stal­tun­gen, dass durch das Abschal­ten der AKWs es im Süden zu wenig Strom geben wird. Man kön­ne aber den Strom aus den nörd­li­chen Wind­parks zu ihnen bringen.

Eini­ge Men­schen aus dem Süden fin­den das gar nicht gut, denn sie haben bemerkt, dass gar kein Wind­strom trans­por­tiert wer­den soll, dass die ÜNBs Angst um ihre Markt­po­si­ti­on haben und gegen die­se neue Tech­nik der Über­tra­gung sind. Aber es kommt noch viel bes­ser: Es dür­fen also die genau die Insti­tu­tio­nen vor­schla­gen, was gebaut wird, die bei einer dezen­tra­len Ener­gie­ver­sor­gung leer aus­ge­hen würden.

Die Men­schen im Süden ver­ste­hen lang­sam, was die­se neue Tech­nik für sie bedeu­tet. Sie zer­stört die Natur, ist über dicht besie­del­tem Gebiet nicht erprobt und es ver­die­nen nur die ÜNBs und ihre Finanz­in­ves­to­ren am Bau, noch dazu wird der Strom ohne die­se Lei­tung nicht knapp.

Also, die Men­schen im Süden wol­len ihren Strom selbst erzeu­gen, wie auch immer sie das machen wol­len, viel­leicht ja mit Hil­fe ver­gleichs­wei­se sau­be­rer Gas­kraft­wer­ke, die sie teil­wei­se sogar schon haben. Der Strom soll, nach dem Wil­len der Bewoh­ner im Süden nicht über so wei­te Ent­fer­nun­gen aus dem Nor­den geholt wer­den son­dern lie­ber aus der näh­re­ren Umgebung.

Die­se Ent­wick­lung stört die macht­ge­wohn­ten ÜNBs und ihre Exper­ten natür­lich, aber auch ande­re Per­so­nen wür­den ihre Macht und Geld verlieren.

Die Wirt­schaft zum Bei­spiel freut sich über die gerin­gen Netz­ent­gel­te die sie bezah­len muss. Im Gegen­satz zu den pri­va­ten Strom­kun­den zah­len die Groß­in­dus­tri­el­len nur 1,9ct/kWh wäh­rend Pri­vat­kun­den und Gewer­be­trei­ben­de 6,47ct/kWh bzw. 5,65ct/kWh bezah­len müssen.

Wür­den die Strom­prei­se der gro­ßen Indus­trie näm­lich auf das glei­che Niveau wie das der Pri­vat-/und Gewer­be­kun­den ange­ho­ben wer­den, wür­den die Gewin­ne erheb­lich schrump­fen. Vie­le Ver­ant­wort­li­che aus der Poli­tik wol­len die­se schrump­fen­den Gewin­ne den Groß­in­dus­tri­el­len nicht strei­tig machen. Immer­hin kennt und schätzt man sich aus diver­sen Ver­an­stal­tun­gen, nicht zuletzt hier­für ist unter ande­rem das Dach­re­stau­rant auf dem Bun­des­tag als Ver­an­stal­tungs­ort bekannt..

Es ist also lei­der so, dass kei­ner der Leu­te, die das Sagen im Land haben ein Inter­es­se hat, die­se unnö­ti­gen HGÜ-Tras­sen zu ver­hin­dern, weder ÜNB, noch Indus­trie und bedau­er­li­cher­wei­se auch nicht die gewähl­ten Volksvertreter.

Und das schlim­me ist, dass der Bür­ger auf der Stre­cke bleibt, wenn er sich mit dem The­ma nicht inten­siv beschäf­tigt. . Die Bevöl­ke­rung ver­traut dar­auf, dass die Ver­ant­wort­li­chen die Wahr­heit erzäh­len und ihre Arbeit kor­rekt machen. Lei­der ist es auch in die­sem Fall so, dass viel von der Wahr­heit schön gere­det oder sogar ver­schwie­gen wird um eige­ne Inter­es­sen durchzusetzen.

3 Gedanken zu „Die Tras­sen­ge­schich­te“

  1. Die­se Zusam­men­fas­sung ist sowas von zutref­fend, dass nichts mehr hin­zu­ge­fügt wer­den muss. Ja, ja, des Kai­sers neue Klei­der sind die neu­en Stromtrassen.

  2. Sehr guter Bei­trag. War­um knickt die Poli­tik eigent­lich immer vor dem schnö­den Mam­mon ein? Wer wählt Poli­ti­ker? Sind die­se nicht per Eid ver­pflich­tet Scha­den vom Volk zu nehmen?
    Egal, wir wer­den uns weh­ren, mit allen Mit­teln. Das sind wir unse­ren Kin­dern schul­dig. Eltern sind viel­leicht die erbit­ters­ten Geg­ner, wenn es um die Zukunft der Kin­der geht. Ich brau­che nur noch die Lek­tü­re von Lud­wig Hart­mann, die er ver­gilbt in sei­nem Eltern­haus gefun­den hat, dann weiss ich, wie Wider­stand frü­her funk­tio­niert hat und das kann wie­der funk­tio­nie­ren. Wir haben über andert­halb Jah­re brav mit­ge­spielt, jetzt liegt es an uns, uns nicht wei­ter mit Illu­sio­nen befrie­den zu las­sen. Ver­gesst das nicht. Wir las­sen uns vom Koh­le-Sig­gi nicht ein­lul­len. Mia San Mia. Kei­ne fau­len Kom­pro­mis­se, wie sie See­ho­fer und Aigner unter­stüt­zen. Schon den eige­nen Ener­gie­dia­log ver­ges­sen? Ich nicht. Er hat mich 200 Stun­den mei­nes Lebens gekos­tet. Für was eigentlich?

  3. Genau so sieht es aus, Hubert. Wir haben die Spiel­re­geln beach­tet und uns benom­men und sach­lich die Argu­men­te vor­ge­tra­gen. Wenn das das Resul­tat gewe­sen sein soll, dann läuft hier wirk­lich gewal­tig was falsch. Was unter­schei­det uns dann noch von einer Bananenrepublik?

Schreibe einen Kommentar