Rede von Maria Estl bei der RWE Hauptversammlung am 23.04.2015
Grüß Gott,
sehr geehrte Herren des Vorstands,
Damen sind leider nicht vorhanden
sehr geehrte Damen und Herren des Aufsichtsrats, liebe Aktionäre
Mein Name ist Maria Estl, Mitglied im Aktionsbündnis der Trassengegner gegen die Gleichstrompassage Süd Ost und heute ebenfalls hier auf Einladung des Dachverbands der Kritischen Aktionäre.
Ich nehme an einer solchen Veranstaltung das erste Mal teil. Es ist erschütternd, die Zusammenfassung von Frau Ganswindt von urgewald zu hören, was die Kohle in Südsibirien, in Kolumbien, in den USA und auch in Deutschland anrichtet. Und wie sie das Leben und den Lebensraum von Menschen zerstört oder beeinträchtigt. Ich bin immer noch erschüttert.
Und RWE fördert noch immer Kohle und verstromt sie, egal, welche Schäden sie anrichtet und spricht dann von einem sicheren, bezahlbaren und einheimischen Energieträger und spricht von drohendem Arbeitsplatzverlust, wenn die Sonderabgabe auf alte Kohle-Dreckschleudern kommt.
Für mich unbegreiflich, ich kann das nicht verstehen. Das zeugt von absoluter Ideenlosigkeit, wie mein Kollege vom Aktionsbündnis der Trassengegner, Matthias Grobleben, bereits ausgeführt hat.
Ich frage deshalb den Vorstand
Warum betreibt RWE mit immensem Aufwand Greenwashing und Imagepflege für das Auslaufmodell Braunkohle, mit dem immer weniger Geld verdient wird?
RWE mischt überall mit, wo es um Kohle geht:
Beim ÜNB Amprion, der den Bedarf der Gleichstrompassage Süd-Ost feststellt und sie auch noch selbst baut. Über diese Trasse wird ganz überwiegend Braunkohlestrom aus der Lausitz und aus Sachsen Anhalt transportiert werden, denn vom Start bei Wolmirstedt sind diese Tagebaue hervorragend mit vorhandener Infrastruktur zu erreichen. Wenn dann Güstrow an der Ostsee angebunden ist und das Tiefseekabel verlegt, wird durch die EU-Energieunion Atomstrom aus Skandinavien, Russland oder England kommen. Letztes Jahr wurden mit einer Stimme Mehrheit für das britische AKW „Hinkley Point“ EU-Hilfen genehmigt. Deutschland stimmte dafür. In der „Rahmenstrategie für eine krisenfeste Energieunion mit einer zukunftsorientierten Klimaschutzstrategie“ heißt es auf Seite 19, dass der Technologievorsprung der EU in Sachen Atomenergie nicht gefährdet werden darf.
Beim Energiewirtschaftlichen Institut Köln (ewi) massiv gefördert auch von RWE, Ziel: bessere Beratung von Politik und Öffentlichkeit
(Auszug aus dem Fördervertrag: Energieökonomische Forschung leistet einen wichtigen Beitrag … zu der Entwicklung der globalen, europäischen und nationalen Energiemärkte sowie zur Wirkungsweise und geeigneten Ausgestaltung alternativer Ordnungsmechanismen. Um in diesem Prozess die Öffentlichkeit und die Entscheidungsträger umfassend beraten zu können, muss die Wirtschaftswissenschaft erhebliche, laufend weiter zu entwickelnde Forschungsanstrengungen unternehmen.)
Im Vorstand des Deutschen Braunkohle-Industrie-Vereins (DEBRIV): hier sitzt Dipl. Ing. Matthias Hartung, er ist gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der RWE Generation SE und RWE Power AG
In der Politik: Im ersten Halbjahr 2014 traf Chef Terium sechsmal die Bundeskanzlerin, elf Termine insgesamt hatte RWE; mir liegen Anfrage von MdB Eva Bulling-Schröter und die Antwort der Bundesregierung darauf vor, ich zähle sieben Termine von Terium mit Frau Merkel
Warum erkennt die Konzernleitung nicht, dass so die Probleme Arbeitsplatzverlust und Umweltzerstörung nach dem zeitlichen St.-Florians-Prinzip in die Zukunft verschoben werden und immer größere soziale Sprengkraft entwickeln?
Haben Sie denn gar kein Verantwortungsbewusstsein für die Junge Generation, die Sie für Ihre Ziele durch die Gewerkschafts-Aufsichtsräte instrumentalisieren?
Warum lenkt RWE diesen Aufwand nicht in die Stärkung des Zukunftsmodells dezentrale Energiewende und Speichertechniken? Damit würde der Konzern sein Fundament stabilisieren und zukunftsfähig werden, also tatsächlich voRWEggehen.