Höhe­rer Strom­preis ohne Tras­se? Das stimmt

Mit allen Mit­teln wol­len die Lob­by­is­ten die Strom­tras­se durch­drü­cken. Es wird ver­sucht den Bür­gern, die sich mit dem The­ma noch nicht bis ins Detail beschäf­tigt haben fal­sche Argu­men­te auf­zu­ti­schen, um  die Akzep­tanz der Tras­sen zu erhö­hen. Eini­ge die­ser Argu­men­te,  “Wind­strom muss aus dem Nor­den in den Süden trans­por­tiert wer­den” oder “Ohne die Tras­sen wird der Strom deut­lich teurer”. 

Die Argu­men­te konn­ten alle wider­legt wer­den (sie­he dazu unser Argu­men­ta­ti­ons­pa­pier).  Das es sich bei den geplan­ten HGÜ-Lei­tun­gen über­wie­gend  um den euro­pa­wei­ten Trans­fer von Atom- und Koh­lestrom han­del) und nicht um den im Nor­den der Repu­blik drin­gend benö­tig­ten Wind­strom, dar­über haben wir hier schon öfter berich­tet. Dann hat man ver­sucht die Men­schen zu beein­flus­sen, in dem man sagt, dass der Strom­preis in Süd­deutsch­land deut­lich stei­gen wird. 

Drei bis fünf Pro­zent soll die Preis­stei­ge­rung betra­gen, soll­ten die Tras­sen nicht gebaut wer­den. Schau­en wir uns das mal genau­er an. 

Neh­men wir einen 4‑Personen Haus­halt mit momen­tan 1372 € Brut­to* an Strom­kos­ten pro Jahr (25,75 ct/KWh) und eine Stei­ge­rung von 5 %. Das ist eine Preis­er­hö­hung von 68,60 € pro Jahr. Pro Per­son sind das unter dem Strich 17,15 Euro pro Jahr. Pro Per­son kom­men wir da im Monat auf 1,43 Euro.

Ich drü­cke es mal anders aus:

[mes­sa­ge type=“info”]Für 1,43 Euro im Monat bekom­me ich sozu­sa­gen als Flat­rate eine unzer­stör­te Hei­mat, kei­ne Gesund­heits­ri­si­ken und eine gewis­se Wert­sta­bi­li­tät mei­nes Hau­ses als Altersvorsorge[/message]

Ein Blick in die Ver­gan­gen­heit zeigt, dass die­se 5 Pro­zent rein gar nichts ist, gegen die Preis­stei­ge­rung der ver­gan­ge­nen Jah­re. Die Kern­kraft­wer­ke wer­den spä­tes­tens 2022 abge­schal­tet sein, das ist in sie­ben Jah­ren. Vor sie­ben Jah­ren betrug der Strom­preis  21,65 Euro, im Gegen­satz zu heu­ti­gen 29,13 Euro. Das ist eine Preis­stei­ge­rung von über 34%. Die 5 % “Tras­sen­zu­la­ge” sind für da für mich ein Witz.

Laut Sta­tis­ti­schen Bun­des­amt ist der Strom­preis seit 2010  um 26 %, seit der Jahr­tau­send­wen­de sogar um das dop­pel­te gestie­gen. Sol­che unver­schäm­ten Teue­rungs­ra­ten besche­ren den Ener­gie­er­zeu­gern und ‑ver­tei­lern seit Jah­ren Gewin­ne in Mil­li­ar­den­hö­he. Die­se Gewin­ne sind durch eine dezen­tra­le Ener­gie­ver­sor­gung gefähr­det. Also ver­sucht man die Mehr­heit der nicht von der Tras­sen­füh­rung betrof­fe­nen Bür­ger für die Not­wen­dig­keit der Tras­sen zu gewin­nen, mit lächer­li­chen 1,43 Euro pro Monat und Per­son wird argumentiert.

*Berech­net mit stromanbieterbayern.de, Grund­ver­sor­ger (N‑Ergie bei 5000 kWh/Jahr)

Bil­der: © Joa­chim Lech­ner – Fotolia.com

5 Gedanken zu „Höhe­rer Strom­preis ohne Tras­se? Das stimmt“

  1. Bei der Dis­kus­si­on um stei­gen­de Strom­preis, auf Grund nicht vor­han­de­ner Strom­tras­sen, wird immer wie­der ver­ges­sen, dass wir neue Strom­tras­sen nicht zum Null­ta­rif erhal­ten. Die Kos­ten des Tras­sen­baus, sowie natür­lich auch die Aus­zah­lung von 9% Ren­di­te an die Inves­to­ren, wer­den auf die Netz­ent­gel­de umge­legt, dies trifft vor allem die klei­nen Strom­kun­den (End­ver­brau­cher). Für den End­ver­brau­cher erhöht sich der Strom­preis folg­lich egal ob Tras­sen gebaut wer­den oder nicht.
    Über­le­bens­wich­tig für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit (mit Geld) sind Tras­sen für E.O.N, RWE, Vat­ten­fall und EnBW. Nicht von unge­fähr will E.O.N den Kon­zern umbau­en (unren­ta­ble kon­ven­tio­nel­le Kraft­wer­ke aus­la­gern). Die anschei­nend gewinn­ver­spre­chen­den neu­en Unter­neh­mens­schwer­punk­te sind Öko­strom, Ener­gie­net­ze und Vertrieb.
    Wenn E.O.N Öko­strom pro­du­ziert dann nur im Gro­ßen Still als rie­si­ge Wind­parks, die­se las­sen sich am bes­ten Off­shore ver­wirk­li­chen. Damit wird Strom da pro­du­ziert wo ihn kei­ner braucht, um den Strom zum Ver­brau­cher zu brin­gen benö­tigt es Strom­tras­sen (am bes­ten von der Nord­see bis Ita­li­en). Lukra­tiv ist natür­lich auch der Strom­han­del (Euro­pa­weit) um die­sen zu gewähr­leis­ten braucht es schon wie­der Ener­gie­net­ze, Strom­tras­sen oder wie auch immer man dies Unge­tü­me nen­nen will.
    Ohne neue Strom­net­ze gehen wahr­schein­lich wirk­lich die Lich­ter aus, bei E.O.N, RWE, Vat­ten­fall und EnBW.

  2. Ich fra­ge mich, war­um die Strom­kon­zer­ne, wenn sie schon anfan­gen, ihre Geschäfts­fel­der neu aus­zu­rich­ten, nicht anfan­gen auf Spei­cher zu set­zen, um die erneu­er­ba­ren Strom­spit­zen auf­zu­fan­gen, um sie zeit­ver­setzt zu einem bes­se­ren Preis wie­der abzu­ge­ben? Wäre damit nicht allen geholfen?

    1. Spei­cher­tech­no­lo­gie lohnt sich für Deutsch­land­weit bzw. Euro­pa­weit agie­ren­de Kon­zer­ne nur dann wenn es Zei­ten gibt zu denen sie denn gespei­cher­ten Strom gewinn­brin­gend ver­äu­ßern kön­nen. Die momen­ta­ne Situa­ti­on ist aber so: Es wird per­ma­nent zu viel Strom pro­du­ziert, der gespei­cher­te Strom wür­de also nur in weni­gen Stun­den pro Jahr benö­tigt. Dazu kommt beim Spei­chern von Strom tre­ten immer Ver­lus­te auf dies Ver­lus­te an Strom (Strom =Geld) wer­den durch die jet­zi­ge Strom­preis­po­li­tik aber nicht aus­ge­gli­chen (Spei­chern lohnt nicht). Um einen Anreiz zum Spei­chern von Strom zu bie­ten müss­te Strom für den Ver­brau­cher dann bil­lig sein wenn ein Über­an­ge­bot vor­han­den ist und dann teu­er wenn wei­nig Strom im Netz ist.
      Der größ­te Bay­ri­sche Strom­spei­cher – Pump­spei­cher­kraft­werk Hap­purg- wird seit Jah­ren nicht repa­riert (das Ober­be­cken ist undicht) war­um? Repa­ra­tur und Unter­halt sind teu­er außer­dem wird es offen­sicht­lich eh nicht benö­tigt. Gewinn wirft es auch kei­nen ab da Strom ja ledig­lich gespei­chert und nicht pro­du­ziert wird (sie­he oben).
      Außer Betrieb genom­men wur­de das Kraft­werk im Janu­ar 2011. Besit­zer ist übri­gens E.ON.
      http://de.wikipedia.org/wiki/Happurger_See
      Für zusätz­lich Lei­tun­gen kann zusätz­li­ches Geld in Form von Netz­ent­gel­den kas­siert wer­den für zusätz­li­che Spei­cher nicht.

  3. Bevor die HGÜ-Tras­sen gebaut wer­den, müss­te tat­säch­lich die Spei­cher­tech­no­lo­gie ein­satz­be­reit sein. Was nut­zen Über­tra­gungs­net­ze, die Strom­spit­zen wei­ter­lei­ten, wenn die­ser Strom­über­schuss gar nicht gebraucht wird, auch nicht in Süd­deutsch­land. Wohin mit der über­schüs­si­gen Ener­gie? Ab in die Spei­cher – oder ab ins Aus­land. Im 2. NEP ist der euro­päi­sche Strom­han­del ganz deut­lich favo­ri­siert! Die HGÜ Tras­sen wer­den aus­schließ­lich dafür benö­tigt. Man erhofft sich vom Aus­bau des EU-wei­ten Strom­han­dels gute zukünf­ti­ge Geschäf­te. Somit wer­den all die Unwahr­hei­ten vom Wind­strom aus dem Nor­den zur Ver­sor­gungs­si­cher­heit des Südens, den ent­ste­hen­den Strom­preis­zo­nen und der Abwan­de­rung der Indus­trie völ­lig unglaub­wür­dig. Bezah­len wer­den die­sen Wahn­sinn bun­des­weit alle pri­va­ten Strom­kun­den über die Strom­rech­nung! Wir müs­sen wei­ter­hin kon­se­quent alle Bun­des­bür­ger über die­se Mil­li­ar­den­ab­zo­cke aufklären.

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