Ampri­on und die wei­ße Weste

Bis vor kur­zem konn­te man den Ampri­on Infor­ma­ti­ons-Fly­ern ent­neh­men, wie sich der Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber selbst sieht. Man warb mit dem Begriff „Finanz­in­ves­tor, kein Fach­in­ves­tor“. Damit woll­te man wohl auch die Attrak­ti­vi­tät für mög­li­che Kun­den, die ihr Geld ren­di­te­stark anle­gen woll­ten, erhöhen.

Hin­ter­grund war, dass RWE als frü­he­rer Mehr­heits­eig­ner von Ampri­on Geld brauch­te und des­halb die Koope­ra­ti­on mit finanz­star­ken Inves­to­ren such­te. N‑tv schrieb im Juli 2011 „Finanz­in­ves­to­ren grei­fen zu – RWE schlägt Strom­netz los“ (www.n‑tv.de/wirtschaft/RWE-schlaegt-Stromnetz-los-article3812961.html).

Der Zuschlag ging damals an ein Kon­sor­ti­um von Finanz­in­ves­to­ren, ange­führt von der Com­merz­bank-Toch­ter Com­merz­bank Real. Der Vor­stand der Com­merz­bank Real begrüß­te im Jahr 2013 rück­wir­kend den Deal als „her­vor­ra­gen­de Transaktion“.

Die Rech­nung von Ampri­on ging also lan­ge Zeit auf.

Mitt­ler­wei­le scheint es jedoch nicht mehr oppor­tun zu sein, beim – nach Mei­nung auch vie­ler Fach­leu­te – über­di­men­sio­nier­ten Strom­netz­aus­bau als Finanz- und nicht mehr als Fach­in­ves­tor dazu­ste­hen. Auch Minis­ter­prä­si­dent See­ho­fer hat­te zuletzt Ampri­on als Kapi­tal­sam­mel­stel­le bezeich­net und hier den wah­ren Antrieb für den Bau der Mons­ter­tras­sen gese­hen. Ampri­on möch­te aber wei­ter vom lukra­ti­ven Netz­aus­bau und 9,05% Garan­tie­ren­di­te pro­fi­tie­ren und ver­sucht nun offen­sicht­lich, das etwas ange­schmud­del­te Image rein zu waschen. Der Hin­weis „Finanz­in­ves­tor, nicht Fach­in­ves­tor“ ist inzwi­schen von allen Fly­ern ver­schwun­den, statt­des­sen streicht man nun die Ver­ant­wor­tung für die Ener­gie­wen­de, die ohne erheb­li­chen Netz­aus­bau nicht gelin­gen kann, her­aus. Wer bis­lang unter dem Link www.amprion.de/sites/default/files/pdf/01_Begr%C3%BC%C3%9Fung%20und%20Aktuelles%20von%20Dr.%20Brick.pdf die Eigen­tü­mer­struk­tur von Ampri­on fand, wird nun ent­täuscht, denn er bekommt die Mit­tei­lung „Sei­te konn­te nicht gefun­den wer­den“. Scha­de eigent­lich, die Fir­men­lo­gos waren so schön bunt.

Doch es gibt die Ori­gi­nal-Infor­ma­tio­nen noch im Netz, Stromautobahn.de lie­gen sie vor. Und sie wer­den auch sicher noch lan­ge Zeit kur­sie­ren und dazu bei­tra­gen, den wah­ren Hin­ter­grund des Netz­aus­baus im Sin­ne der Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber bzw. der Inves­to­ren trans­pa­rent zu machen.

 

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