ENERGIEWENDE BESCHLEUNIGEN statt Beschleunigung Höchstspannungsnetze
Übertragungsnetzausbau: Vorfahrt für fossil-atomare Trittbrettfahrer
Nach jahrelangem politischen Bremsen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien ist aktuell eine Aufbruchsstimmung zu erkennen. Dabei ergibt sich aber die Frage, ob die Weichen richtig gestellt werden. Trittbrettfahrer aus der fossil-atomaren Energiebranche setzten sich auf den fahrenden Zug und versuchen, der Öffentlichkeit ihre Projekte als grün und nachhaltig zu verkaufen – ganz vorne dabei sind die vier Übertragungsnetzbetreiber Tennet, Amprion, 50Hertz und TransnetBW.
In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche neue Gesetze im Bundestag durchgewinkt, fast unbemerkt von der Öffentlichkeit, durch die ausgerechnet der Ausbau der großen Übertragungstrassen beschleunigt werden soll. Diese Infrastrukturvorhaben führen aber erkennbar nicht zu einem energiewendetauglichen System, sondern in eine energiepolitische Sackgasse.
Europäischer Übertragungsnetzausbau: Atomarer Lock-in-Effekt
Leitungen wie Südlink, Südostlink, Ultranet, aber auch zahlreiche Wechselstromleitungen wie Ostbayernring oder Juraleitung müssen im europäischen Kontext gesehen werden. Diese Leitungen dienen nicht der regionalen Versorgungssicherheit, sondern dem weiträumigen Stromhandel. Das Bekenntnis der Bundesregierung zu einem europäischen „Supergrid“ ist gleichzeitig das Bekenntnis zur unbegrenzten Weiternutzung und zum Ausbau der Atomkraft, wie aktuelle Pläne erneut bestätigen: Atomkraft soll durch den Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur Reform des EU-Strommarktes gefördert und damit den Erneuerbaren Energien gleichgestellt werden.
Pläne für den Übertragungsnetzausbau: Unbezahlbar!
Dass der Verteilnetzausbau für das Stromsystem der Zukunft dringend vorangebracht werden muss, scheint durch die neue Bundesregierung erkannt worden zu sein. Trotzdem wollen sich vor allem die vier Übertragungsnetzbetreiber ein besonders großes Stück vom Kuchen sichern, indem sie ihre überdimensionierten Pläne für den Übertragungsnetzausbau mit aller Macht durchsetzen, zum Nachteil der Energiewende.
Nach dem Motto „Wir brauchen beides!“ werben regelmäßig auch Mitglieder der Ampelkoalition dafür, in ein EU-weites Stromnetz zu investieren, während der Verteilnetzausbau und damit die Energiewende vor Ort nur schleppend vorankommt. Vor allem die Frage nach den vollkommen ausufernden Übertragungsnetzausbau-Kosten von voraussichtlich mehreren hundert Milliarden Euro wird dabei vollkommen ausgeklammert.
Eine Antwort, wie gleichzeitig zwei widerstreitende Systeme nebeneinander – ein zentralistisches und ein dezentrales – finanziert werden sollen, fehlt.
Eine für alle Stromkunden bezahlbare, sozial gerechte Energieversorgung wird, wenn kein Umdenken stattfindet, unerreichbar. Das Aktionsbündnis Trassengegner fordert deshalb die Bundesregierung und die Landesregierungen dazu auf, den Weg für eine realistisch finanzierbare Energiepolitik zu ebnen. Das gelingt nur mit einem klaren Vorrang für ein flexibles Stromsystem mit einem verstärkt dezentralen Ausbau von Erneuerbaren Energien, Verteilnetzen und Speichern. Anstelle eines massiven Neu-Ausbaus fordern die Bürgerinitiativen die Nutzung und gegebenenfalls die Höherauslastung des bereits vorhandenen, gut ausgebauten Übertragungsnetzes.
Donnerstag, 23. März 2023, 19:30 Uhr ENERGIEWENDE BESCHLEUNIGEN statt Beschleunigung Höchstspannungsnetze Vorträge mit Möglichkeit zu Fragen und Diskussion Rainer Kleedörfer Dr. Werner Neumann ONLINE-Veranstaltung Keine Anmeldung erforderlich Online-Zugang bit.ly/3Iqq2Jb Download PDF Einladung