Volles Haus am 25.10.2019 in Taufkirchen, zahlreiche Besucher informierten sich über den aktuellen Stand der Energiewende. Dieses Thema wird hinsichtlich des voranschreitenden Klimawandels immer wichtiger, wie auch die Fridays for Future Bewegung verdeutlicht.
Wie alarmierend die Folgen des menschgemachten Klimawandels auch in unseren Breitengraden sind zeigten Prof. Dr. Stefan Emeis vom KIT sowie Dr. Eric J. Veuillet, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in ihren Vorträgen. Die bayerische Staatsregierung, vertreten durch Dr. Sabine Jarothe, Amtschefin im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, versuchte den Spagat zwischen den aktuellen energiepolitischen Entwicklungen in Bayern und den hier erforderlichen Maßnahmen. Sie hatte einen schweren Stand, denn die Beschränkungen der Windkraft durch die 10H Regel gleichen die minimalen Fortschritte bei der Photovoltaik nicht aus.
Die wichtigsten Aussagen
Dr. Sabine Jarothe
Das Dreieck Versorgungssicherheit – Bezahlbarkeit – Umweltverträglichkeit muss eingehalten werden; der Bund hat zugesagt….. ; neue Strategien werden entwickelt…; ich kann Ihnen versichern, wir sind sehr gerne im Dialog mit Ihnen…; Sie haben den Wirtschafts- und Energieminister Aiwanger an Ihrer Seite;
Insgesamt blieb Dr. Jarothe blass, denn konkrete Ergebnisse liegen kaum vor.
Prof. Dr. Stefan Emeis, KIT
Klimawandel Bayern – wir müssen unbedingt handeln; untermalt von dramatischen Bildern von Flutkatastrophen und Dürren;
Die Menschheit hat die Erde unter ihre Herrschaft genommen und beutet sie aus, der Klimawandel ist da. Wetter- und Temperaturanomalien werden normal
2016: Hochwasser Simbach/Inn
2017: Schadfröste nach Frühlingsbeginn im Februar/März; Dauerregen im Sommer
2018 Hitzerekorde im Sommer
2019 Rekordschnee im Januar; erneut Hitzerekord im Sommer; geschädigte Wälder, auch als resistent geltende Buchen vertrocknen;
Globale Phänomene: Das Eis an den Polen schmilzt schneller, wird jünger und schmilzt dann noch schneller; der Kipppunkt hin zur Heißzeit rückt näher; niemand weiß, wann er erreicht ist; dann ist der Klimawandel irreversibel;
Dr. Eric J. Veuillet, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Jeder muss sich fragen “Was haben wir falsch gemacht?” “Was habe ich falsch gemacht?”
Wir haben eine Ressourcenparty gefeiert, seit mehr als 120 Jahren. Das hinterlässt Spuren. Ölverbrauch ein Zug von 8800 Kilometer Länge – die Strecke von München nach New Orleans; Kohleverbrauch ein Zug von 200 Autos pro Sekunde – 4580 Kilometer lang; die Folgen? Tausende von Klimaflüchtlingen in Europa sind realistisch;
Der menschverursachte Klimawandel wurde bereits vor 123 Jahren vorausgesagt vom schwedischen Physiker Svante Arrhenius, der bereits 1896 ein stark vereinfachtes Klimamodell berechnete.
Was können/müssen wir tun?
Wir können den Wald gar nicht so schnell umbauen, wie er vor die Hunde geht, denn wir können den Klimawandel nicht sofort aufhalten, das dauert 10–20 Jahre;
Die Begrenzung des Klimawandels erfordert beständige und beträchtliche Anstrengungen;
Wie vorgehen?
Transformation durch Erneuerbare Energien; wir nutzen auch die falschen Formate und Methoden, um die Menschen zu erreichen, wir müssen handeln und nicht reden, denn wir wissen, wie die Energiewende funktioniert; faule Kompromisse können wir uns nicht mehr leisten;
Prof. Dr-Ing. Wolfgang Mauch
Die Kosten der Energiewende sind auch wichtig, sonst wandert die Industrie ab; wir haben aber die Potenziale, das zu schaffen z. B. bei der Windkraft; Akzeptanz schaffen, zusammen arbeiten; Vorschlag: wenn es Minister Aiwanger und MP Söder ernst ist mit 300 Windrädern, dann kann ich die 300 optimalen Standorte für Windkraft errechnen; da müssen dann die Anlagen aber auch aufgestellt werden;
Hermann Steinmaßl Verband Wasserkraft Bayern und Vorstand LEE Bayern
Wir brauchen Ehrlichkeit:
Energie verändert die Landschaft und beansprucht die Natur; Gewinnung, Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Energie beansprucht Natur und Landschaft und wird auch Menschen beeinträchtigen;
Einheimische Energie muss Vorrang haben, alle Energien sind ideologiefrei zu behandeln, denn jede erneuerbare Kilowattstunde zählt. Wir produzieren so viel Erneuerbare Energien in Bayern wie möglich – dezentral und mit Wertschöpfung im ländlichen Raum.
Raumplanung: Wir müssen zu den Räumen stehen, die für die Energiewende benötigt werden, wir müssen Ja dazu sagen, Motto: “und, und , und” statt “das nicht und das nicht…”
Fridays for Future München 2 Teilnehmer
Ein Mitglied der FfF schilderte eindringlich, welche Folgen der Klimawandel bereits jetzt hat und was auf Deutschland zukommen wird.
Er berichtete von seiner Radtour im Sommer 2019 durch Frankreich, 38° C, Hitze ohne Ende. Er fuhr vorbei an ausgedörrten Weiden, auf denen die Kühe kein Futter mehr fanden.
Dieser heiße Sommer wird Frankreich mehr als 1 Mrd. Euro kosten.
Erneuerbare Energien brauchen Vorrang, sie sind Klimaschutz.
Die Politiker blockieren, in München und in Berlin, deshalb werden die Klimaziele 2020 verfehlt, obwohl die Regierung sich dazu im Klimaschutzabkommen von Paris verpflichtet hat. Die für 2030 vereinbarten Ziele sind aber noch erreichbar, wenn die Verantwortlichen eindeutig und klar handeln.
Zur Staatsregierung: Sie wollte mehr Transparenz zu den Maßnahmen des Klimaschutzes schaffen. Das ist nicht geschehen, es gab keine Offenheit, das bayerische Klimaschutzgesetz wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht, obwohl die FfF angeboten hatten, es mit zu gestalten, analog ihrer Forderungen und Ziele.
Aufruf zum globalen Klimastreik am 29.11.
Akteure der Energiewende in Bayern stellen sich vor
Develey: Engagement im Bereich Energie und Klimaschutz zahlt sich aus
Landkreis München stellt Klima.Energie.Initiative vor
Geothermieprojekte Grünwald und Unterhaching kooperieren und senken so CO2 Emissionen
Hirschvogel Holding: Eigenversorgung und CO2-Einsparung
Resümee Sandra Rostek:
Eins ist positiv: die Praxis der Energiewende in Bayern ist weiter, als es die Politik darstellt. Viele Macher machen mit viel Begeisterung Energiewende.
Politikerrunde
Der Politikerrunde präsentierte Moderatorin Sandra Rostek vom Fachverband Biogas ein Zitat von Karl Valentin, das in etwa den Stand der Blockade bei der Energiewende ausdrücken sollte: ” Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.” Dabei hätte die Politik das letzte Wort – wenn sie sich nur traute.
Die wichtigsten Statements:
Dr. Petra Loibl, MdL CSU (Umweltausschuss und AK Umwelt und Verbraucherschutz der CSU)
” Wir müssen bei der Energiewende alle Interessen berücksichtigen, nicht nur Ihre, Sie sind hier nur eine Seite.” “Wir können nur das tun, was Akzeptanz findet. Wenn wir es übertreiben, laufen die Leute zu Protestparteien.”
Zu den FfF: “Ich habe auch eine Tochter, sie ist 20 Jahre alt. Wenn sie zu einer Demo gehen will, werde ich ihr das nicht verbieten.” (Gelächter seitens der Zuhörer)
Dr. Leopold Herz, FW-MdL, Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
“Wir müssen vor allem Energie einsparen.” “Die Energiewende ist ein gesamtgesellschaftliches Problem”
Zu den FfF: “Sie haben doch bestimmt das Volksbegehren “Rettet die Bienen” unterschrieben. Das geht zu Lasten der Bauern. Wenn Sie Verantwortung dazu übernehmen wollen und selbst was tun zur Artenvielfalt, bringt das mehr, als freitags zu demonstrieren. Sie müssen auch zur Schule gehen.”
“Wir sind nicht zufrieden, aber die FW konnten als kleiner Koalitionspartner nicht an 1010H rütteln.”
Martin Stümpfig, MdL Bündnis 90/Die Grünen, Ausschuss für Wirtschaft nahm Karl Valentin beim Wort, es fehle der Staatsregierung am Mut, Neues anzupacken und die Energiewende durchzuziehen. Akzeptanz sei bei der Bevölkerung vorhanden.
Zu seinem Landtagskollegen Dr. Herz: “Lieber Leopold, ich erinnere mich noch gut daran, wie wir beide die Klage gegen 10H beim Gericht in München eingereicht haben. Aber damals wart ihr noch in der Opposition.”
Diskussion Zuhörer-Politiker
“CSU und FW verstecken sich hinter Scheinargumenten, die CSU hinter der angeblich fehlenden Akzeptanz, die FW hinter ihrem Schicksal als kleiner Koalitionspartner, der nichts bewegen kann. Gab es denn für die FW nicht die Option, die Koalition platzen zu lassen?”
“Wann endlich stellen sich die Regierungen in Berlin und München hin und zeigen Führungsstärke, nehmen die Bevölkerung mit? Sie müssen sagen: Wir müssen den Klimawandel eindämmen, deshalb Energiewende. Und die machen wir jetzt mit Ihnen gemeinsam.”
“Die Politik redet seit Jahren die Energiewende schlecht, nimmt die Bürgerinnen und Bürger nicht ernst. Dadurch entsteht ein Defizit in der Akzeptanz der Maßnahmen, das ein Vakuum entstehen lässt. Und in das stoßen Vernunftkraft, VLAB und Co. vor, sie schüren irrationale Ängste bei der Bevölkerung.”
“Die FW hatten alle Trümpfe in der Hand bei den Koalitionsverhandlungen nach der Bayernwahl, Söder wäre nie und nimmer mit den Grünen eine Koalition eingegangen. Ministerposten waren den FW anscheinend wichtiger, denn sie haben ihre Trümpfe nicht ausgespielt.”
“Seit einem halben Jahr sind wir von FfF im Landtag präsent, bei diesem Verhalten der Regierung haben wir aber den Eindruck, dass die Regierenden und Parlamentarier nicht wirklich wissen, um was es uns geht.”
“Ich bin in Sorge, denn 100% Erneuerbare sind möglich; die Politik handelt jedoch nicht, obwohl sie weiß, was zu tun ist.”
Diesen Aussagen hatten die Politiker wenig entgegen zu setzen, die Koalitionspartner wiederholten mehr oder weniger ihre vorherigen Aussagen. Beide ließen erkennen, dass die Energiewende (noch) nicht ihr Thema ist, es fehlt eine deutlich erkennbare Ausrichtung auf die Erneuerbaren.
Fazit des Tages
Klimaschutz ist unsere Aufgabe im Auftrag der nachfolgenden Generationen. Die Erneuerbaren sind die Problemlöser bei Strom, Wärme und Kraftstoff. Wir können das – gemeinsam mit den Bürgern und als Vorreiter für die Welt. Die Politik muss mutige Entscheidungen treffen und klare Positionen beziehen.