Tras­sen­geg­ner blo­ckie­ren die Ener­gie­wen­de? Denkt doch mal nach!

Denker / Frank A m b r o s indexTras­sen­geg­ner blo­ckie­ren die Ener­gie­wen­de, wer­den sogar schon als NIMBY (Not in my Back­yard) beschimpft. Aber ist es wirk­lich so? Die­ser Bei­trag rich­tet sich an alle, die nicht ver­ste­hen, war­um es Men­schen gibt, die gegen die Tras­se kämpfen.

Wir haben die Situa­ti­on, das wir in Deutsch­land Bür­ger haben, die vom Bau der Tras­se direkt betrof­fen sind. Das sind zum größ­ten Teil Bür­ger, bei denen die Tras­se unmit­tel­bar durch die Hei­mat ver­lau­fen soll. Die­se Bür­ger sind gegen die Tras­se, wäh­rend ande­re die­se Hal­tung nicht ver­ste­hen und die Tras­se für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit oder aus ande­ren Grün­den für nötig halten.

Beleuch­ten wir mal bei­de Sei­ten und ver­set­zen uns jeweils in die Lage des anderen.

  1. Tras­sen­geg­ner, Betrof­fe­ner vom Trassenbau
  2. Tras­sen­be­für­wor­ter, Zum Bei­spiel wegen der Versorgungsssicherheit

Alle bei­den Grup­pen wol­len den Atom­aus­stieg und die Ener­gie­wen­de. Aber brau­chen wir dafür die HGÜ-Trassen?

Nun zu unse­rem Gedankensprung

Du bist zu Hau­se, ver­trau­tes Bild wenn du aus dem Fens­ter siehst. Mög­li­cher­wei­se siehst du schon eine Auto­bahn, Glei­se oder auch eine vor­han­de­ne Frei­lei­tung. Du gehst am Wochen­en­de oder am Fei­er­abend auf den Bal­kon, die Ter­as­se, gehst spa­zie­ren, das ist dei­ne Heimat.
Die Sicht der Trassengegner:
Plötz­lich erfährst du, das dort vor dei­nem Haus, dei­nem Fens­ter, nur weni­ge Meter wei­ter eine Strom­tras­se gebaut wer­den soll. Nicht irgend­ei­ne, etwas neu­es, in Deutsch­land noch nie dage­we­se­nes. Deutsch­land gehört zu Eli­te bei der For­schung, da muss man sich auch auf etwas neu­es ein­las­sen. Doch eine über bewohn­ten Gebiet noch nicht erforsch­te Tech­nik? Der Wald, indem du eben noch spa­zie­ren warst wird auf einer Brei­te von min­des­tens 60 Metern durch­schnit­ten. Bäu­me weg! Für immer?! Du willst mehr dar­über wis­sen, liest über die­se The­ma­tik und dir fällt auf, das an der Tras­se ande­re gutes Geld ver­die­nen, wäh­rend du sie nicht ein­mal als 80 Meter hohe Wäsche­lei­ne benut­zen darfst. Du willst auch wis­sen für was die Lei­tung gebraucht wird, aber merkst schnell, dass dir von allen Sei­ten nur Gegen­wind ent­ge­gen­schlägt. Du erkennst, dass die Tras­se gar nicht für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit gebraucht wird. Du willst ande­re davon über­zeu­gen aber die brei­te Mas­se (Tras­sen­be­für­wor­ter) will davon gar nichts wis­sen. Völ­lig unver­ständ­lich, es ste­hen doch Gesund­heit, die Natur und viel Geld auf dem Spiel.
Du bist plötz­lich ein NIMBY weil du dich schüt­zen willst!
Der Blick­win­kel der Trassenbefürworter:
Du erfährst vom Tras­sen­bau und das der für eine erfolg­rei­che Ener­gie­wen­de nötig ist. Klar, im Nor­den gibt es Strom ohne Ende und der Süden hat bald kei­nen mehr. Also trans­por­tie­ren wir ihn doch mit einer neu­en Strom­tras­se, die fast kei­ne Ver­lus­te hat. Super Tech­nik. Du bist nicht betrof­fen, „Gott sei Dank“?! Du hörst von den Pro­tes­ten der Tras­sen­geg­ner. War­um pro­tes­tie­ren die? Woher soll denen ihr Strom kom­men? Sol­che Idio­ten, Haupt­sa­che sie meckern wie­der gegen irgend­was! Du bist Tras­sen­be­für­wor­ter, war­um auch nicht. Die Pro­tes­te der Tras­sen­geg­ner zei­gen Wir­kung, der Tras­sen­ver­lauf soll nun geän­dert wer­den. Wo ver­läuft die neue Tras­se? Bist du viel­leicht betrof­fen und die Tras­se steht bald vor dei­nem Fens­ter.  Macht nichts, du bist ja für die Tras­se. Bist du es immer noch? Jetzt, da sie vor dei­ner Tür vorbeigeht?

Sicher trifft die­ses Gedan­ken­spiel nicht für alle zu aber es ist mei­ne Erfah­rung die ich gewon­nen habe, seit ich gegen die Tras­se kämpfe.

Bil­der: Frank A m b r o s in Ver­bin­dung mit pix­a­bay CC0 Public Domain

Ein Gedanke zu „Tras­sen­geg­ner blo­ckie­ren die Ener­gie­wen­de? Denkt doch mal nach!“

  1. Ich habe mir ein­mal die Mühe gemacht und die Städ­te über 100.000 Ein­woh­ner im Nor­den und in Bay­ern zum Ver­gleich her­aus­ge­sucht, die Zah­len sind aus dem Jahr 2013. Zusam­men­ge­zählt ergibt sich, dass die Ein­woh­ner der auf­ge­zähl­ten bay­ri­schen Städ­te nicht ein­mal die Ein­woh­ner­zahl von Ber­lin errei­chen. Die gesam­te Ein­woh­ner­zahl über 100.000 im Nor­den ergibt 7.540.060, die gesam­te Ein­woh­ner­zahl der baye­ri­schen Städ­te über 100.000 beträgt dage­gen nur 2.552.093, die Dif­fe­renz ist 4.987.967, also fast 5 Mil­lio­nen Ein­woh­ner leben in den nörd­li­chen Groß­städ­ten mehr als in Bay­ern, dabei sind die Städ­te unter 100 000 noch nicht berücksichtigt.
    Städ­te über 100 000 Ein­woh­ner im Nor­den: Ber­lin 3 375 000, Ham­burg 1 734 000, Han­no­ver 514 137, Bre­men 546 000, Olden­burg 158 000, Bre­mer­ha­ven 108 000, Kiel 239 866, Lübeck 211 713, Wolfs­burg 122 457 Bie­le­feld 328 000, Ros­tock 202 887
    Städ­te über 100 000 Ein­woh­ner in Bay­ern: Mün­chen 1 388 000 Ein­woh­ner, Augs­burg 272 699, Nürn­berg 495 121, Ingol­stadt 133 400, Regens­burg 138 296, Würz­burg 124 577.
    Nun stellt sich die Fra­ge: Wenn nun der Nor­den auf Grund sei­ner hohen Bevöl­ke­rung einen weit höhe­ren Bedarf hat, war­um will er die­sen fluk­tu­ie­ren­den Wind­strom, der mit 19Cent sub­ven­tio­niert wird, nach Bay­ern schicken?
    Ant­wort: Weil er ohne Regel­en­er­gie im Nor­den nicht zu gebrau­chen ist.
    Fra­ge: Bay­ern kann die­sen unge­re­gel­ten Strom doch auch nicht gebrau­chen. Was pas­siert dann mit dem Strom?
    Ant­wort: Er wird von Öster­reich und der Schweiz bei Strom­über­an­ge­bot zum Schnäpp­chen­preis am Spot­markt gekauft. – Öster­reich hat Pump­spei­cher und kann die­se mit dem Bil­lig­strom füllen.
    Nun redet Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Gabri­el davon den deut­schen unge­re­gel­ten Strom nach Ita­li­en zu schi­cken um dort die Kli­ma­an­la­gen im Som­mer zu betrei­ben. http://www.hna.de/politik/zwoelf-eu-staaten-einig-strommarkt-statt-kraftwerke-5083544.html
    Wel­che Hirn­ge­spins­te hat man ihm da nur wie­der vor­ge­gau­kelt, Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien über trans­eu­ro­päi­sche Lei­tun­gen in das son­ni­ge Ita­li­en trans­por­tie­ren. Wie wär´s wenn die Ita­lie­ner ihren Strom vor Ort pro­du­zie­ren wür­den? Das wäre eine gute euro­päi­sche Lösung. Denn wir deut­schen Strom­kun­den haben unse­ren Strom aus Erneu­er­ba­ren teu­er sub­ven­tio­niert und zwar in der Absicht unse­ren Atom­strom damit zu erset­zen. Wir Strom­kun­den wol­len dar­um die­sen Strom auch selbst ver­brau­chen und nicht über eine Bör­se sonst wohin verschenken.
    Dem neu gegrün­de­ten Bünd­nis „Ener­gie Uni­on“ in die­sem Bericht ist aber nicht Ita­li­en bei­getre­ten, son­dern bei­getre­ten sind Tsche­chi­en und Polen, die in Zukunft nicht auf Erneu­er­ba­re set­zen, son­dern auf Atom­ener­gie, Frank­reich setzt eben­falls auf Atom­ener­gie, die­se Län­der spe­ku­lie­ren dar­auf, dass sie, wenn erst ein­mal die Tras­sen gebaut sind, uns teu­ren Atom­strom ver­kau­fen kön­nen und zwar dann wenn der Wind nicht weht, denn dann stei­gen die Prei­se am Strom­markt. Weht jedoch der Wind so rich­tig hef­tig, dann wird der Strom auf Grund des Mas­sen­an­ge­bots am Spot­markt immer bil­li­ger. Dann kom­men Län­der wie Öster­reich und Hol­land ins Spiel, sie haben bereits 2014 die Situa­ti­on Bil­lig­an­ge­bot für sich genutzt und aus den 34,5 Tera­watt­stun­den des deut­schen Strom­über­schus­ses den größ­ten Teil abge­nom­men. Das hat bewirkt, dass in Hol­land die Kilo­watt­stun­de nur 18 Cent kos­te­te und in Öster­reich 20Cent. Der Schweiz gefällt die­ses Modell Off­shorestrom, sie will künf­tig auch vom Bil­lig­an­ge­bot aus Deutsch­land profitieren.
    Däne­mark, Nor­we­gen, Schwe­den, schi­cken nicht­brauch­ba­ren Wind­strom zur glei­chen Zeit auf die Rei­se, wenn Deutsch­land eben­falls Über­schuss in den Süden schickt. Schon ver­ständ­lich, dass man da über­di­men­sio­na­le Tras­sen benö­tigt. Was war das nun wie­der, das in die­sen Tras­sen fließt, wenn kein Wind weht und der Süden in die­sem Moment aber Strom benötigt?
    Was soll das Gere­de von Gabri­el, „Deutsch­land schaut in der Strom­ver­sor­gung nur auf sich“, hat Deutsch­land nicht jetzt schon die höchs­ten Strom­kos­ten. Fra­ge: Wol­len wir das so wei­ter trei­ben bis unse­re mit­tel­stän­di­sche Indus­trie am Boden liegt?
    Sich so für dumm ver­kau­fen las­sen soll­ten wir Deut­sche uns den­noch nicht, dar­um soll­ten wir schnellst­mög­lich Spei­cher und Regel­en­er­gie wei­ter ent­wi­ckeln und zwar so, dass kei­ne wei­te­ren Strom­preis­stei­ge­run­gen erfolgen.
    Nun gibt es ein tol­les Inter­view der Augs­bur­ger All­ge­mei­nen mit dem Chef der Lech­wer­ke. Es liest sich ver­ständ­lich und lässt Hoff­nung schöp­fen, dass noch nicht alles ver­lo­ren ist. http://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/Das-sind-die-Fehler-der-Energiewende-id35606512.html
    Hier heißt es z.B. auch: “Das Ver­teil­netz macht 99 Pro­zent der Lei­tun­gen in unse­rem Gebiet aus, das Über­tra­gungs­netz nur etwas mehr als ein Pro­zent. Bei einer dezen­tra­len Ener­gie­er­zeu­gung ist das Ver­teil­netz das Rück­grat der Energiewende.”
    Über­le­gung: Bay­ern hat 7 Regie­rungs­be­zir­ke, also Schwa­ben, Ober­bay­ern, Nie­der­bay­ern, Ober­pfalz, Ober‑, Mit­tel- und Unter­fran­ken. Da eine Ver­sor­gung mit den Erneu­er­ba­ren von unten nach oben erfol­gen muss, so könn­te jeder Bezirk ja für sich ein­mal berech­nen, u.a. nach dem Bei­spiel der Lech­wer­ke, wie sei­ne dezen­tra­le Ver­sor­gung aus­se­hen könn­te und wel­che Regel­en­er­gie in sei­ner Regi­on sich anbie­tet um die gesam­te Erneu­er­ba­re Ener­gie zu ver­wer­ten. Die noch feh­len­de Leis­tung müss­te durch das eine oder ande­re Gas­kraft­werk ergänzt wer­den. Ein wich­ti­ger Fak­tor der Rech­nung ist wie schon gesagt der Strom­preis. Aber ein Pro­blem nach dem ande­ren lösen, schön der Rei­he nach und nicht das vor­han­de­ne Desas­ter immer noch grö­ßer machen.

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